Baudenkmal

Bremerhaven, Geestemünde-Nord, Friedrich-Ebert-Straße 4 & 6, Hohenstaufenstraße

Die Handelskammer Geestemünde fasste im Frühjahr 1908 den Beschluss, ein neues Kammergebäude zu errichten. Sie benötigte neue Raumkapazitäten und gleichzeitig mangelte es der Bauwirtschaft an Aufträgen. Die finanzielle Grundlage bildete die "Opferwilligkeit einer Reihe von Firmen des Bezirks", besonders aber das "Entgegenkommen" des Magistrats zu Geestemünde, wie es im Geschäftsbericht der Handelskammer 1909 hieß. Neben den Versammlungsräumen und der Geschäftsstelle der Kammer waren im neuen Dienstgebäude auch zwei Dienstwohnungen und Räume für die Reichsbank vorgesehen, die später ein eigenes Gebäude auf der anderen Seite des Hohenzollernrings bezog. Außerdem hatte der Heimatbund die Möglichkeit, Exponate des Morgensternmuseum im Treppenhaus und in Räumen des ersten und zweiten Stockwerks im östlichen Gebäudeflügel zu präsentieren. Bereits seit 1896 gab es eine öffentliche Ausstellung des Morgensternmuseums, zunächst im Wohnhaus Bohl in der Hafenstraße 6 (heute 211), später im Lyzeum in der Bahnhofsallee (heute Klußmannstraße, kriegszerstört). Es war jedoch bei weitem nicht genug Ausstellungsfläche vorhanden gewesen. Museumsleiter war der Lehrer Friedrich Plettke, dessen Nachfolger wurde Oberstudienrat Schübler vom benachbarten Reformrealgymnasium. Bis 1943 konnte das Morgesternmuseum die Räumlichkeiten nutzen. Nach Entwurf von Stadtbaumeister Zobel entstand ein repräsentatives Eckgebäude zur Hohenstaufenstraße. Stilistisch bezog sich Zobel bei dem Entwurf auf Fachwerkbauten der Renaissance, besonders die drei Erker sind darin eindeutig. Die Ausführung der Fassade erfolgte jedoch in einem damals neuen, noch wenig erprobten Fassadenmaterial, dem Kalksandstein. So sind der Sockel und die Fachwerk imitierenden Gliederungen der Fassade in rotem Ziegel ausgeführt, dagegen aber das erste und zweite Geschoß mit grau eingefärbten und das dritte Obergeschoß mit gelb eingefärbtem Kalksandstein verkleidet. Die historisierende Fassade erhält dadurch eine, zeitgenössisch gesehen, sehr moderne Note und ist auch von der Firma H.F. Kistner, die den Kalksandstein in ihrer Fabrik an der Geeste herstellte, als beispielhaft für die Verwendung diese modernen Werkstoffs in Werbeannoncen dargestellt worden. Die Verwendung von Kalksandstein war in diesem Fall eine gezielte Werbung der Handelskammer, da damals ein großer Lagerbestand an Tonziegeln die Preise drückte (Handelskammer, S. 18). Auch für die Beton- und Eisenbetonarbeiten beauftragte die Handelskammer mit dem Unternehmen Baumhold & Kossel eine ortsansässige Firma. Das Gebäude befindet sich heute in einem guten Erhaltungszustand, wenn auch das steile Pyramidendach des Eckers nach dem Krieg abgetragen wurde. Im Sitzungssaal des Hochparterre hat sich die Ausmalung von 1935 erhalten. Zeittypische Darstellungen von Industrie und Handel in Wesermünde von der Hand des Malers W. Heiland (signiert: W.Heiland 35). Darüber der Sinnspruch. ALLES IST AUS DEM WASSER ENTSPRUNGEN/ALLES WIRD DURCH DAS WASSER ERHALTEN/OCEAN GÖNN UNS DEIN EWIGES WALTEN (Thales von Milet in Goethes Faust)

Landesamt für Denkmalpflege Bremen

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Name
Handelskammer Geestemünde & Industrie- und Handelskammer Bremerhaven
State
Bremen
Municipality
Bremerhaven, Geestemünde-Nord
Address
Friedrich-Ebert-Straße 4 & 6, Hohenstaufenstraße

Event
Herstellung
(when)
1908-1909
Event
Erweiterung
(when)
1964
Associated
Franzius, Karl & Rosenbusch, Theodor [Entwurf]
Handelskammer zu Geestemünde [Bauherr]
Niemeyer [Bauleitung]
Petrucco und Girolami [Ausführung]
Zobel, Karl von [Entwurf]

Rights
Landesamt für Denkmalpflege Bremen
Last update
28.01.2022, 2:07 PM CET

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Object type

  • Verwaltungsgebäude

Associated

  • Franzius, Karl & Rosenbusch, Theodor [Entwurf]
  • Handelskammer zu Geestemünde [Bauherr]
  • Niemeyer [Bauleitung]
  • Petrucco und Girolami [Ausführung]
  • Zobel, Karl von [Entwurf]

Time of origin

  • 1908-1909
  • 1964

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