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Kritik des Strafgedankens - abschließende Thesen

Das persönliche Vertrauensverhältnis zwischen Proband und Therapeut, das Verstanden- und Aufgefangenfühlen, ist die wichtigste Wirkvariable bei jeglicher therapeutischer und helfender Intervention. Zudem muss die Nachentlassungssituation verbessert werden, hier ist deutlich mehr Unterstützung und Beratung erforderlich. Ein straffreies Leben in Freiheit kann man am besten in Freiheit üben. Eine Entlassung auf Bewährung mit ambulanter Nachbetreuung sollte den Strafvollzug verkürzen. Mehr vorzeitige Entlassungen sind vor allem dann möglich, wenn die effiziente Nachbetreuung gesichert ist. Investitionen in diesen Bereich lohnen sich auch finanziell. Es gibt - jenseits der Vision eines totalen Überwachungsstaates - keine absolute Sicherheit. Straffälliges Verhalten ist "normal", gehört zu jeder Gesellschaft und kann nicht "ausgerottet", bestenfalls reduziert werden. Jeder Entlassene ist ein möglicher Rückfalltäter, jeder Bürger ein möglicher Täter. Die Wahrscheinlichkeit gravierender Delikte lässt sich durch eine Gesellschaftspolitik verringern, die soziale Ungleichheiten und gravierende Benachteiligungen abbaut, auf die Ächtung von Gewalt als Machtmittel zielt und eine Kultur der Gleichberechtigung und des Respekts in den Geschlechter- und Generationenverhältnissen fördert. Der Glaube, dass es bei der Kriminalitätsbekämpfung zentral auf die strafrechtliche Sanktionshärte ankommt, ist durch keinerlei empirische Erkenntnisse belegbar, sondern durch wissenschaftliche Forschung zwingend widerlegt. (ICB2)

Kritik des Strafgedankens - abschließende Thesen

Urheber*in: Kury, Helmut; Scherr, Albert

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Criticism of punishment thinking - final theses
ISSN
0939-608X
Umfang
Seite(n): 164-173
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet (peer reviewed)

Erschienen in
Soziale Probleme, 24(1)

Thema
Soziologie, Anthropologie
Kriminalsoziologie, Rechtssoziologie, Kriminologie
Bundesrepublik Deutschland
Strafrecht
Strafverfahren
Strafvollzug
Wirkung
Kriminalität
Kriminalpolitik
Sanktion
Diskussion
Deutung
Sinn
Freiheitsstrafe
deskriptive Studie
empirisch
empirisch-quantitativ
Theorieanwendung

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Kury, Helmut
Scherr, Albert
Ereignis
Veröffentlichung
(wo)
Deutschland
(wann)
2013

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-441235
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:28 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Zeitschriftenartikel

Beteiligte

  • Kury, Helmut
  • Scherr, Albert

Entstanden

  • 2013

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