Bestand
130,9/Gemeinde Gadderbaum (Bestand)
Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben:
Form und Inhalt: Vorwort zum Bestand 130,9/Gemeinde Gadderbaum
Verwaltungsgeschichte
Die 1325 ersterwähnte Bauerschaft Sandhagen gehörte bis zum Ende des Alten Reiches 1806 zur Vogtei Brackwede der Grafschaft Ravensberg, die 1346, 1511 und 1609/47 Erbfälle erlebte und zuletzt Brandenburg(-Preußen) zufiel, 1807 kurzzeitig an das Königreich Westphalen. Der spätere Name Gadderbaum lautet sich vom Schlagbaum/"Gatter"-Baum ab, der einen als Zollstation dienenden Durchgang an der Landwehr markierte.
Die aus der Landgemeinde Sandhagen hervorgegangene Bürgermeisterei, ab 1858 Gemeinde Gadderbaum, gehörte zunächst zum Amt Brackwede im 1816 gebildeten Kreis Bielefeld. 1883 wurde Gadderbaum aus dem Amt Brackwede herausgelöst und zur amtsfreien Gemeinde erhoben, die weiterhin zum Kreis Bielefeld gehörte. Aufgrund eines Erlasses v. 7. August 1899 wurde am 1. April 1900 eine Fläche von 2,33 km² der „amtsfreien Gemeinde Gadderbaum“ mit 4.042 Einwohnerinnen und Einwohnern nach Bielefeld ausgegliedert. 1909, 1910, 1921 und 1930 fanden zwischen Bielefeld und Gadderbaum weitere kleinere Gebietsänderungen statt.
Der auf der Karte Bestand 400,8/Karten und Pläne, Nr. 99006 als „Amt Gadderbaum“ bezeichnete Teil steht offensichtlich für diesen ausgegliederten Bereich, allerdings gab es danach innerhalb der Stadtverwaltung Bielefeld korrekterweise keine Dienststelle die „Amt Gadderbaum“ hieß, die Kartenbezeichnung ist deshalb irreführend.
Das Adressbuch für Stadt Bielefeld und Gadderbaum, Brackwede, Heepen, Schildesche 1900/01, Bielefeld 1901, S. 314 f. erwähnt ein „sog. Restamt Gadderbaum“, wobei es sich richtigerweise um die „amtsfreie Gemeinde Gadderbaum“ handelt, die folgenden Bereich umfasste:
- Bergweg (außer Nr. 1)
- Centralfeld, Nr. 6-17
- Eggethal (außer Nr. 8)
- Gütersloherstraße, Nr. 43a, 45, 49, 71, 111, 113 und 119
- Kantensiek Nr. 1-16, 18-20, 22, 24-34
- Ostfeld (außer Nr. 6)
- Am Sparrenberg, Nr. 16-18
- Sandweg (außer Nr. 11)
- Ziegeleistraße
- Zwischenweg (außer Nr. 15).
Mit der Auflösung des Kreises Bielefeld zum 1. Januar 1973 kam Gadderbaum zu Bielefeld und bildet bis heute einen Stadtbezirk.
Quellen:
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 101,1/Geschäftsstelle I, Nr. 157: Eingemeindung der Gemeinden Gadderbaum und Sandhagen in den Stadtverwaltungsbezirk (1879-1908)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 130,9/Gemeinde Gadderbaum, Nr. 187: Eingemeindung von Gadderbaum in den Stadtbezirk Bielefeld (1892-1921)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 130,9/Gemeinde Gadderbaum, Nr. 1773: Umgemeindung: Gadderbaum-Bielefeld Verwaltungsstreitverfahren (Umgemeindungsantrag) (1899-1906)
Bestandsgeschichte
Die Akten der Gemeinde Gadderbaum wurden in der Registratur des Bezirksamts Gadderbaum (Kellerräume) gelagert und dort von Mitarbeitern des Bezirksamts ab 1965 nach Anleitung durch Fachleute aus dem Stadtarchiv nummeriert und in einem Aktenverzeichnis handschriftlich erfasst.
Bei einem Besuch durch Prof. Dr. Vogelsang und anderen Mitarbeitern des Stadtarchivs am 12.8.1993 befanden sich die Akten der Gemeinde Gadderbaum in vier verschiedenen Aktenkellern. Schon damals fiel auf, dass die Akten im ersten Kellerraum feucht-muffig rochen. Sie sollten jedoch vorerst in diesen Räumen verbleiben, damit der Heimatverein Gadderbaum sie zur Erstellung einer Ortschronik nutzen konnte. Um eine weitere Verschlechterung des Zustands der Akten zu vermeiden, verpackten Mitarbeiter des Heimatvereins die Akten des feuchten Kellerraumes in Archivkartons und lagerten sie in einen freien Raum im Erdgeschoß um.
Nach einem weiteren Besuch im Bezirksamt Gadderbaum am 19.07.2000 wurde die Abgabe der Akten an das Stadtarchiv beschlossen. Zeitgleich wurde das handschriftliche Aktenverzeichnis des Amtes am Computer abgeschrieben, sodass es als Findbuch für den Bestand dienen konnte. Später wurde das Findbuch in das Archivprogramm "Augias" übertragen. Bei der Abschrift des Findbuchs lagen die Archivalien selbst nicht vor. Aktenordner, die falsch beschriftet waren, konnten auf diese Weise nicht entdeckt werden und wiesen weiterhin falsche Titel auf. Zudem kam es zu (doppelten) Übertragungsfehlern, zu sinnentstellenden Lesefehlern und sicherlich auch zu Tippfehlern. Ein Zugang zu solchen Akten mit fehlerhaften Aktentiteln war mithin nicht gewährleistet. Folgende Auswahl zeigt, zu welch kuriosen Aktentiteln es durch die ungünstigen Umstände der Verzeichnung gekommen war:
- l. Nr.: 1278
- Alter Titel: Verkupplung Brackwede
- Neuer Titel: Zusammenlegungssache/Verkopplung Gadderbaum-Brackwede (Eggetal)
- l. Nr.: 1327
- Alter Titel: Vorarbeiter Emil Dugforn
- Neuer Titel: Vorarbeiter Emil Tuxhorn
- l. Nr.: 1407
- Alter Titel: Sühungsermittlungsstelle
- Neuer Titel: Sühnevermittlungsstelle
- l. Nr.: 1452
- Alter Titel: Gussanlagen
- Neuer Titel: Verkehr mit verflüssigten Gasen (Gasanlagen und elektrische Anlagen)
- l. Nr.: 2345
- Alter Titel: Konzessionsgesuch für die Häuser Reuter, Damaskus, Jugenditl.
- Neuer Titel: Konzessionsgesuch für die Häuser Remter, Damaskus, Jägerstift
-l. Nr.: 2428
-Alter Titel: Paul-Merter-Weg, Hasler
-Neuer Titel: Personenfeststellung Paul Mertes, Bielefeld, der irrtümlich als Max Hasler in Pöls/Steiermark beerdigt wurde (Desertionsverdacht)
- l. Nr.: 2518
- Alter Titel: Anforderung der Kosten für die Bewirtsch. Trupps
- Neuer Titel: Anforderung der Kosten für die Bereitschaftstrupps
- l. Nr.: 2846
- Alter Titel: Erlass von Ehestandsdarlehen
- Neuer Titel: Verordnungen und Erlasse zu Ehestandsdarlehen
- l. Nr.: 2851
- Alter Titel: Winterversorgung CWNV Knel NSV
- Neuer Titel: Winterversorgung (Kartoffeln, Kohlen u. Brennholz) der Fürsorgeunterstützungsempfänger
- l. Nr.: 2872
- Alter Titel: Anträge auf Arbeitslosenunterstützung 1933 - 1935 (Arbeitsamt zum Verbleib bei der Gemeinde), hier ergänzende (bei der Gemeinde) Anerkennung des (der) Arbeitslosen als Hilfsbedürftige zwecks weiterer Unterstützung
- Neuer Titel: Anträge auf Arbeitslosenunterstützung, A-Z
- l. Nr.: 2882
- Alter Titel: Personalakte Fazt und Franz
- Neuer Titel: Personalakte Franz Fajt, Gemeindearbeiter
Ende 2019 wurde aufgrund der schlechten Verzeichnung, des schlechten Zustands und der größtenteils nicht erfolgten archivischen Bearbeitung der Akten (Entmetallisierung und Verpacken in säurefreien Mappen und Kartons) eine Neuverzeichnung und Reinigung des Bestandes beschlossen. Von Dezember 2019 bis August 2021 wurden diese Arbeiten vom Archivangestellten Heino Siemens durchgeführt.
Bei Aushebungen aus dem Bestand waren immer wieder Akten mit Schimmelbefall aufgefallen. Es zeigte sich, dass ein größerer Teil des Bestandes -etwa von den l. Nummern 1741 bis 2164 und 2583 bis 2643- Wasserschäden und daraus resultierenden Schimmel aufwies. Bei der Neuverzeichnung wurde die Ursache dafür zufällig entdeckt. Eine handschriftliche Notiz vom 1.6.1942 auf der Rückseite einer Anordnung des Leiters der Preußischen Archivverwaltung, "die Vernichtung oder Beschädigung von archivalischem Schriftgut, insbesondere durch Luftangriffe, unverzüglich" mitzuteilen, erklärt den schlechten Zustand dieser Archivalien: "Bei dem engl. Fliegerangriff zum 1.4.´41 wurde die unter dem Verwaltungsgebäude liegende Kanalisation am Eing[ang] des Feuerwehrplatzes beschädigt. Infolgedessen staute sich das Wasser hier im Keller, wodurch die unterste Lage der Archivakten feucht wurde. Nach Wiederherstellung des Kanals sind die Akten getrocknet und später bei windigem Wetter draußen gelüftet [worden]. Eine Vernichtung oder Beschädigung der Archivakten [Unterstreichung im Original] kommt nicht in Frage. Die im Keller aufbewahrten Bücher `Mein Kampf´ sind teilweise unbrauchbar geworden u. ersetzt worden", heißt es dort (l. Nr. 2417, Reichsleistungen und Sachschädenfeststellungen (Kriegsschäden) sowie Betreuung der ausgebombten Personen, generell). Betroffen waren demnach besonders Akten, die 1941 aktuell geführt wurden.
Kassationen nach Abgabe der Akten an das Stadtarchiv:
48 Ordner und 4 Bücher mit Kassenbelegen (Auszahlungs-Anordnungen, Rechnungen, Quittungsbelege, Sitzungsgelder, ordentlicher und außerordentlicher Haushalt, Steuern und Gebührenleistungen u.v.a.)
-3 Ordner Rechnungsjahr (Rj) 1955
-1 Ordner Rj 1964
-13 Ordner Rj 1965
-1 Ordner Rj 1966
-2 Ordner Rj 1967
-3 Ordner Rj 1968
-2 Ordner Rj 1969
-1 Ordner Rj`e 1952, 1953, 1954, 1956, 1957, 1958, 1959, 1960, 1961, 1962, 1963
-2 Ordner Belege des außerordentlichen Haushalts und der Wertpapierverwaltung Rj 1970
-2 Ordner Belege der Verwarngeld- und Vorschußrechnung Rj 1971
-3 Ordner Rj 1972
-2 Ordner Steuerbelege Rj 1965
-1 Kassenkladde 21.1.1965 - 29.12.1965
-3 Bücher Tagesabschluss 24.12.1964 - 28.2.1966
-2 Ordner Steuer- und Müllabfuhrgebühren 1965
-1 Ordner Wertpapierverwaltung 1972
Ebenfalls kassiert wurden die in der Gemeindeverwaltung noch mit laufenden Nr. versehenen folgenden Akten:
- 2205: Kleine gelbe Meldescheine April 1941
- 2206: Kleine gelbe Meldescheine Juni 1941
- 2207: Kleine gelbe Meldescheine Oktober 1940
- 2208: Kleine gelbe Meldescheine November 1940
- 2215: Kleine gelbe Meldescheine Mai 1941
- 2216: Kleine gelbe Meldescheine Juli 1941
- 2219: Kleine gelbe Meldescheine August 1941
- 2220: Kleine gelbe Meldescheine Dezember 1941
- 2221: Kleine gelbe Meldescheine Februar 1941
- 2222: Kleine gelbe Meldescheine März 1941
- 2189: An-, Ab- und Ummeldungen Dezember 1940
- 2190: Ab-, Ab- und Ummeldungen November 1940
- 2191: An-, Ab- und Ummeldungen Oktober 1940
- 2354-2365: An-, Ab- und Ummeldungen, 1941
- 2435-2446: An- und Abmeldungen, 1942
- 2450-2461: An- und Abmeldungen, 1943
- 2474: An-, Ab- und Ummeldungen (12 Pakete), 1944
- 2475: An-, Ab- und Ummeldungen (12 Pakete), 1945
- 2476: Nachtrag der Um-, Ab- und Anmeldungen vernichtet, 1939-1940, 1942-1943
- 2483: An- und Abmeldungen, 1946
- 2583: An- und Abmeldungen Nachtrag, 1940-1946
- 2545: An- und Abmeldungen, 1947
- 2548: 12 Pakete Abmeldescheine 1948
- 2557: Rückmeldungen, Vernichtet, 1948-1949
- 2597: Meldescheine, 1949
- 2691: Meldescheine Jan. - Dez. 1954
- 2769: An-, Ab- und Ummeldungen, 1956
Ausschlaggebend wird die aufgrund der überlieferten Meldekarteien (Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt) gegebene Datenredundanz sein.
Ebenso kassiert wurden die Nr.:
- 2188: Kleine rote Meldescheine von Sept. bis Dez. 1940
- 2252: Rote Meldescheine für Beherbungsstätten 1941
- 2539: Rote Meldescheine, 1944-1946
- 2770: Meldezettel der Beherbungsstätten, 1956
- 2946: Meldezettel der Beherbungsstätten, 1957
und
- 2268: Haushaltslisten, 1940
- 2269: Haushaltslisten, 1940
- 2342: Deutsches Kripo-Blatt 1941
- 2393: Deutsches Kripo-Blatt 1942
- 2414: Deutsches Kripo-Blatt, 1943
- 2434: Deutsches Kripo-Blatt, 1943
- 2563: Bundes-Anzeiger, 1949-1950
- 2614: Bundesanzeiger, 1951
Unklar erscheinen die angewendeten Kassationskriterien für folgende Akten, zumal andere Akten mit gleichem oder ähnlichem Aktentitel übernommen wurden oder es sich um wichtig erscheinende Überlieferung handelt:
- 2544: Personenstandsaufnahme, 1943
- 2594: Personenstandsaufnahme, 1940-1941
- 2410: Personenhausaufnahme Am Bemburg - Gustloffstr. 1941
- 2411: Personenhausaufnahme Handwerkerstraße - Zentralfeld, 1941
- 2275: Kleine gelbe Meldescheine der Krankenhäuser Januar 1941
- 2556: Ungültige Straßenkarteikarten, o.D.
- 2595: Einzelakten (Alte Fürsorgeakten), o.D.
Die Nr. 2493 und 2745 sind am 25. März 2015 aus der Sammlung des Heimatvereins Gadderbaum in Liquidation übernommen worden.
Kassationen im Rahmen der Neuverzeichnung des Bestandes 2020/21:
- Sämtliche Kassenbelege zu Jahresrechnungen der Gemeinde (1915-1946)
- Kassenbelege des Heimatvereines Gadderbaum
- Jahresberichte (Geschäftsberichte) der Landesbank und Sparkassenzentrale für Westfalen (Girozentrale) und des Westfälischen Pfandbriefamtes für Hausgrundstücke
- Zeitschriften: "Das Standesamt"; "Deutsches Kriminalpolizeiblatt"
- Lohnsteuerkarten 1941-1950.
Einige Akten wurden 2020/2021 in andere Bestände überführt:
- 111,3/Bezirksamt Gadderbaum (Akten mit einer Datierung ab 1973)
- 104,2.14/Standesamt Gadderbaum
- 140/Protokolle.
Hinweise zur Benutzung
- Eine Übereinstimmung mit dem gedruckten Findbuch ist nur noch in Teilen gegeben; die laufenden Nummern wurden im Rahmen der Neuverzeichnung teilweise geändert.
- Bei vielen der nach einem Bombenangriff vom 1.4.1941 im Archivkeller der Gemeinde feucht gewordene Archivalien hat sich Schimmel entwickelt. Leichte Schimmelspuren sind direkt bei der Verzeichnung gereinigt worden (Erhaltung: Schimmel (gereinigt)), schwerwiegenderer Schimmelbefall wurde unter der Reinraumwerkbank gereinigt (Bemerkung: Gereinigt am …). In allen Fällen sollte die Akte vor der Herausgabe an Nutzer durch das Fachpersonal auf erneuten Schimmelbefall hin untersucht werden.
- Aufgrund der Vielzahl der kassierten Akten nach der Übernahme ins Archiv sowie bei der bei der Neuverzeichnung 2020/21 weist der Bestand zahlreiche Nummerierungslücken auf.
- Archivalienbestellungen: 130,9/Gemeinde Gadderbaum, Nr.
- Zitation: Stadtarchiv Bielefeld oder StArchBI, Best. 130,9/Gemeinde Gadderbaum, Nr.
Heino Siemens
Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste - Fachrichtung Archiv
Bielefeld, September 2021
- Bestandssignatur
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130,009/Gem. Gadderbaum
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-
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Archivtektonik) >> Amtliches Schriftgut >> Städte, Ämter und Gemeinden
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23.06.2025, 08:11 MESZ
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