Bestand
Militäroberstaatsanwaltschaft (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: aufgestellt AO Generalstaatsanwalt Bef. MfNV
71/57 Untersuchugsbüro 1953-1954 VP-Oberstaatsanwalt 1953-1954
s.Chronik der Militärstaatsanwaltschaft (HA Kästner)
Funktionsvorgänger:
Untersuchungsbüro des Ministeriums des Innern, 01. Juni bis
Oktober 1953,
Oberstaatsanwalt der
Volkspolizei, Ende Oktober 1953 bis Februar 1956
Auf der Grundlage der Anordnung des Generalstaatsanwalts der
DDR über die Schaffung der Militärstaatsanwaltschaft der DDR wurde
im Einvernehmen mit dem Minister für Nationale Verteidigung und dem
Minister für Staatssicherheit am 17. November 1956 die
Militärstaatsanwaltschaft errichtet. Sie war zuständig für den
Bereich aller Organe und Einrichtungen des Ministeriums für
Nationale Verteidigung und des Ministeriums für
Staatssicherheit.
Folgende Organe wurden
geschaffen: - der Militäroberstaatsanwalt; - die
Militärstaatsanwälte der Militärbezirke der Divisionen und des
Standortbereiches Strausberg; - die Militärstaatsanwälte der
Luftstreitkräfte/Luftverteidigung; - der Militärstaatsanwalt der
Seestreitkräfte; - der Militärstaatsanwalt für die kasernierten
Einheiten des Ministeriums des Innern; - die Militärstaatsanwälte
der Deutschen Grenzpolizei; - die Militärstaatsanwälte der
Bereitschaftspolizei. Mit dem Befehl Nr. 71/57 des Ministers für
Nationale Verteidigung wurde die Bildung der
Militärstaatsanwaltschaften der DDR befohlen und die Direktive
13/57 des Militäroberstaatsanwalts beinhaltete die Struktur und
Aufgaben der Militärstaatsanwaltschaft.
Dem
Militärstaatsanwalt oblagen folgende Aufgaben:
- Führung der Aufsicht über die Einhaltung der Gesetze und
Verordnungen der DDR im Bereich des Ministeriums für
Nationale
Verteidigung und der Nationalen
Volksarmee (NVA),
- Führung der Ermittlungen
in Strafverfahren gegen Angehörige der NVA, - Erhebung der Anklage
im Strafverfahren gegen
Angehörige der NVA
und deren Vertretung vor Gericht,
- Ausübung
der Aufsicht über den Strafvollzug über die Fälle, in denen er
Anklage erhoben hat.
Das Regierungsabkommen
zwischen der DDR und der UdSSR über gegenseitige Rechtshilfe in
Angelegenheiten der Stationierung der sowjetischen Truppen in der
DDR regelte die Bearbeitung der Strafsachen gegen Angehörige der
sowjetischen Streitkräfte. Der Militäroberstaatsanwalt war ein
Stellvertreter des Generalstaatsanwalts, dem die
Militärstaatsanwaltschaft unterstand. Dem Militäroberstaatsanwalt
waren Staatsanwälte und Untersuchungsführer beigeordnet. Die
Untersuchungsführer handelten im Auftrag des Leiters der jeweiligen
Staatsanwaltschaften.
Leiter der
Militäroberstaatsanwaltschaft und Vorgänger:
Oberst d. JD. Max Berger 1953 bis 1958
Oberstleutnant d. JD. Alfred Schille m.d.F.b. 1958 bis
1960
Oberst d. JD Alfred Leibner 1960 bis
1966
Oberst d. JD Fritz Strauch m.d.F.b.
1966 bis 1967
Generalleutnant Alfred Leibner
1967 bis 1987
Generalmajor Ernst Girke 1987
bis 1990.
Die Dienststellen der
Militärstaatsanwaltschaften wurden zum 30. September 1990
aufgelöst.
Inhaltliche
Charakterisierung: Der Bestand enthält für den Zeitraum 1956 bis
1962 eine Auswahl von Akten, die ein möglichst breites Spektrum der
von der Militärstaatsanwaltschaft zu bearbeiteten Verfahren
belegt.
Die Akten über Strafverfahren wurden
in der Regel zehn Jahre, die des Allgemeinen Registers fünf Jahre
und die der "Leichensachen" zehn Jahre aufbewahrt. Dadurch sind die
Strafverfahrensakten zwischen 1962 und 1976 zum größten teil
kassiert worden. Die Strafverfahrensakten der einzelnen
Militärstaatsanwaltschaften der Jahre 1977 bis 1990, des
Allgemeinen Registers von 1983 bis 1990 und der "Leichensachen" von
1978 bis 1990 sind fast vollständig vorhanden.
Aus den 110 lfm. Vorgänge, die im Zusammenhang mit
Untersuchungen von Straftaten durch Angehörige der sowjetischen
Streitkräfte entstanden sind, wurden unter dem Gesichtspunkt, ein
möglichst breites Spektrum der von der Militärstaatsanwaltschaft
bearbeitete Verfahren zu belegen, verschiedene Akten ausgewählt.
Dabei ging es weniger um die Person als um den Tatbestand. Bis auf
die Ermittlungsakten der Militärstaatsanwälte über
Tötungsverbrechen, Morde, Vergewaltigungen und die Straftatbestände
bei denen Tote zu beklagen waren, wurde der größte Teil dieser
Akten kassiert. Die Akten über Vergewaltigungen wurden deshalb
aufbewahrt, weil zum Zeitpunkt der Bearbeitung gehäuft Anfragen von
Betroffenen wegen Wiedergutmachungsmaßnahmen gestellt worden sind.
Die überlieferten Akten mit Todesfällen umfassen die Jahre 1978 bis
1990 und die der anderen Straftatbestände 1983 bis 1990.
Erschließungszustand:
Innerdienstliches Findbuch, Findkarteien, Register
Vorarchivische Ordnung: Das
Verwaltungsarchiv der Militäroberstaatsanwaltschaft in Berlin war
für die Unterlagen der Dienststellen der Militärstaatsanwaltschaft
sowie der Militärgerichte und Militärobergerichte zuständig.
Das Verwaltungsarchiv war ein Zwischenarchiv und
zuständig für die Erfassung, Übernahme, Aufbewahrung, Bewertung,
Bearbeitung, Ausleihe und Kassation des in der
Militärstaatsanwaltschaft anfallenden Schriftgutes. Der Akten
lagerten im Magazin nach Sachakten, Strafakten sowie den Vorgängen
des Allgemeinen Registers, der Besonderen Vorkommnisse und Eingaben
getrennt. Nach der Einordnung der Strafakten in die Regale wurden
Findlisten geschrieben, die dem Auffinden der Strafakte dienten. Im
Verwaltungsarchiv wurde eine zentrale alphabetische Namenskartei
geführt. Sie war bis zehn Jahre nach der Kassation in der Kartei
aufzubewahren und anschließend nach dem Datum des Kassationsjahres
gesondert alphabetisch aufzubewahren. Die Akten waren nach Ablauf
der durch die Militärstaatsanwälte festgelegten
Aufbewahrungsfristen zu kassieren. Akten, die aus
rechtspolitischer, militärpolitischer oder rechtshistorischer Sicht
als besonders wertvoll galten, wurden dem Militärarchiv der DDR
nach dreißigjähriger Aufbewahrung übergeben. Das waren Strafakten,
die dauernd aufzubewahren sind, Aktenverzeichnisse für
Strafverfahren und für sonstige Sachvorgänge. Die Akten zu
Verfahren, die vom Untersuchungsorgan des MfS ermittelt wurden,
kamen nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen mit angefertigten
Übergabeprotokollen in das Zentralarchiv beim MfS. Eine Anordnung
gewährleistete die einheitliche Aktenführung .
Es wurden folgende Akten geführt:
-
Sachakten (enthielten zusammengehörende Schriftstücke, die im
Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Tätigkeit bei der Bearbeitung
des Einzelfalls entstanden),
- Strafakten
(dienten der Vorbereitung und Durchführung der gerichtlichen
Strafverfahren),
- Beweismittelakten,
- Handakten (diente dem Staatsanwalt als
Arbeitsakte für die Anleitung des Untersuchungsorgans im
Ermittlungsverfahren, Anordnung und Kontrolle der Durchführung von
Maßnahmen in Strafprozess und der Gesetzlichkeitsaufsicht,
Wahrnehmung der Aufgaben im gerichtlichen Verfahren),
- Akten für das Allgemeine Register und für
Besondere Vorkommnisse.
Mitte der 60er Jahre
wurden die ersten Akten der Militärstaatsanwaltschaft mit
Übergabeprotokollen an das Militärarchiv in Potsdam übergeben.
Diese archivisch aufbereiteten und verzeichneten Akten der
Militärstaatsanwaltschaft erhielten die Archivsignatur
VA-09/.... und wurden numerisch fortlaufend im
Magazin eingelagert. Im Dezember 1990 wurde das Archiv der
Militäroberstaatsanwaltschaft der DDR durch das Militärische
Zwischenarchiv Potsdam übernommen. Die Einlagerung der Akten
erfolgte nach dem Lagerungssystem des Archivs der
Militäroberstaatsanwaltschaft nach nummerierten Stapeln. Mit dieser
Übernahme wurden auch die Geschäftsakten der
Militäroberstaatsanwaltschaft übernommen. Nach Auflösung des
Militärischen Zwischenarchivs Potsdam kamen die Akten kurzzeitig
nach Berlin-Hoppegarten und im Februar 1997 in das
Bundesarchiv-Militärarchiv nach Freiburg. Im Militärarchiv in
Freiburg wurden die Akten im Zeitraum vom März 1998 bis Oktober
2006 bewertet und verzeichnet und im Magazin unter der Signatur DVW
13/... eingelagert.
Zitierweise: BArch DVW
13/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch DVW 13
- Extent
-
46021 Aufbewahrungseinheiten; 491,0 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Verteidigung >> Ministerium für Nationale Verteidigung und Nationale Volksarmee >> Militärjustiz
- Date of creation of holding
-
1955-1991
- Other object pages
- Provenance
-
Militäroberstaatsanwaltschaft (MOSTA), 1955-1991
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1955-1991