Bestand

VVN (Verein der Verfolgten des Naziregimes) (Bestand)

68 VE, verzeichnet in Augias (29 Archivkartons) Der Bestand besteht aus einer thematischen Sammlung von Dokumenten (Kopien aus verschiedenen Archiven und von Privatpersonen). Zum Großteil besteht die Sammlung aus Auszügen von Gestapo- und Wiedergutmachungsakten von Personen aus dem Widerstand gegen das NS-Regime, die teilweise zu Dokumentationszwecken aufbereitet sind. Er enthält auch Fotos und Korrespondenzen einzelner Vereinsmitglieder sowie Originaldokumente aus Privatsammlungen, die Vereinsmitglieder der VVN-Duisburg überließen. Zudem sind auch Zeitungsartikel zu Veranstaltungen und Ereignissen sowie einzelnen Personen aus dem Umfeld der VVN und Flugblätter und -schriften zu Veranstaltungen der VVN enthalten. Da sich die VVN-Duisburg für die Aufklärung der Öffentlichkeit einsetzte, beinhaltet der Bestand auch Manuskripte zu Dokumentationen und Ausstellungsmaterial, sowie für Lehrzwecke aufbereitete Materialien und Schülerwettbewerbsunterlagen. Durch die thematische Sortierung nach Einzelpersonen, politischen und religiösen Gruppen, Stadtteilen, grenzüberschreitenden Widerstand und Dokumentationen sind Dopplungen zu einzelnen Teilen vorhanden. Außerdem befinden sich im Bestand Unterlagen über die Organisation der VVN. Diese beinhalten Versammlungs- und Veranstaltungseinladungen, Flugblätter zu Veranstaltungen von der VVN und zu denen die VVN eingeladen wurde, sowie Mitgliederzählungen und Vorstandslisten als auch Jahresbilanzen. Es sind zudem Korrespondenzen und Programmabläufe zu den jährlich veranstalteten Volkstrauertagen und eine von der VVN selbst zusammengestellte Dokumentation zu ihrer Geschichte enthalten. Da ein Großteil der Untelagen von Manfred Tietz im Auftrag der Geschichtskommission der VVN zusammengestellt wurden, findet sich eine Parallelüberlieferung im Nachlass Manfred Tietz (Best. 46-95)

Vorwort: Geschichte der VVN allgemeinBereits unmittelbar nach Kriegsende gründeten sich auf lokaler Ebene und überregional in einzelnen Besatzungszonen Organisationen aus ehemaligen politischen Häftlingen. Nebn dem programmatischen Kampf gegen den Faschismus unterstützten diese Organisationen die Opfer des Naziterrors im Alltag, u.a. bei der Beschaffung von Kleidung, Nahrungsmitteln und Wohnraum. Im Oktober 1946 entstand in Nordrhein-Westfalen der erste Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN; weitere Landesverbände folgten. 1947 gründete sich in Frankfurt der Dachverband der VVN, dem neben kommunistische und sozialdemokratische anfangs auch noch christdemokratische, jüdische und christliche Vertreter angehörten. Inhaltlich positionierte sich die VVN gegen Militarismus, neofaschistische Aktivitäten und setzte sich für die Aufklärung der Bevölkerung über die faschistischen Verbrechen, den Widerstand und eine gesetzliche Regelung der Ansprüche aller Naziopfer ein. Aus Rücksicht auf die Besatzungsmächte verzichtete die VVN darauf die antifaschistische Programmatik im Namen deutlicher zu akzentuieren. Das schützte sie dennoch nicht davor, seit den späten 1940er Jahren zwischen die Fronten des Kalten Krieges zu geraten. Die Führung der SPD empfahl bereits 1946 ihren Mitgliedern, der VVN nicht beizutreten. Im Zuge des sich ausbreitenden Antikommunismus galt die VVN zunehmend als kommunistische Vorfeldorganisation. 1962 scheiterte ein Antrag des Bundesinnenministeriums, die VVN als kommunistische Tarnorganisation zu verbieten. Dennoch blieb die VVN in der Bundesrepublik ständig im Visier des Verfassungsschutzes.Geschichte VVN DuisburgWie in anderen Orten gründete sich auch in Duisburg unmittelbar nach dem Krieg eine Hilfsstelle für ehemalige politische Häftlinge. Die Initiative dafür ging von dem kommunistischen Widerstandskämpfer Alois Nickel (geb. 1901) aus. Ihren Sitz hatte die Hilfsstelle in einem ehemaligen Erdbunker in Duisburg-Hamborn. Hier entstanden auch erste Erinnerungsberichte der politischen Opfer über die Verfolgung im Nationalsozialismus sowie eine erste Totenliste des Duisburger Widerstandes (Dezember 1945).Ab September 1946 übernahm der Ruhrorter Widerstandskämpfer Gustav Müller (geb. 1912) die Leitung der Hilfsstelle, aus der nach Gründung des VVN-Landesverbandes NRW ab Frühjahr 1947 die VVN-Kreisvereinigung hervorging. Als VVN Hamborn erhielt die dortige Hilfsstelle Räumlichkeiten im Hamborner Rathaus; eine eigene VVN Geschäftsstelle in Duisburg entstand in der Hollenbergschule/Meiderich. Im September 1947 weihte die VVN ein zentrales Duisburger Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Waldfriedhof ein. Zu diesem Zeitpunkt deckte die VVN (trotz starker Repräsentanz der Kommunisten) noch ein relativ breites Spektrum politischer Parteien bzw. Richtungen ab. Das änderte sich ab 1948 mit der politischen Spaltung der Verfolgtenverbände. Vor allem der Unvereinbarkeitsbeschluss der SPD vom 6. Mai 1948 traf die VVN hart. In der SPD-dominierten Stadt Duisburg verlor die Vereinigung Anerkennung und Unterstützung.1957 bis 1978 übernahm Karl Kopavnik (aus der Sozialistischen Arbeiterjugend kommend, von den Nationalsozialisten verfolgt und misshandelt, schließlich 1943 als Soldat dem Strafbataillon 999 zugewiesen) den ersten Vorsitz des Kreisverbandes. Ihm folgte der kommunistische Widerstandskämpfer Bruno Bachler mit Karl-Heinz Winstermann als zweitem Vorsitzenden. Karl-Heinz Winstermann verstarb 2006, Bruno Bachler 2011. Seit 2009 führt die Lehrerin Doris Michel das Amt des Kreisvorstandes.Die SammlungVon Anfang an sah die VVN Duisburg ihre Aufgabe auch in der Dokumentation und in der historischen Bildungsarbeit. Grundlegende Forschungsergebnisse zur Geschichte des politischen Widerstandes (und darüber hinaus) veröffentlichte die VVN 1989 und 1993 in einer zweibändigen Publikation mit dem Titel "Tatort Duisburg". 1994 erstellte die VVN darüber hinaus eine Ausstellung zur Geschichte des Duisburger Widerstandes, mit der sie (vor allem Bruno Bachler) Schulen vor Ort besuchte. Seit 1997 hatte die Ausstellung einen festen Ort in der Gemeinschaftsgrundschule Kaßlerfeld. Diese Räumlichkeiten (die wieder für Schulzwecke benötigt wurden) musste die VVN 2016 räumen.Die Ausstellung wurde aufgelöst; die Ausstellungstafeln jedoch wurden digitalisiert und sind über das Internet zugänglich (http://tatort-duisburg-1933-1945.de/). Der Aktenbestand (etwa 90 Aktenordner), der vor allem von dem ehemaligen Geschichtslehrer am Steinbart-Gymnasium und Leiter der VVN-Geschichtskommission Manfred Tietz aufgebaut worden war, kam 2017 in Form einer Schenkung an das Stadtarchiv Duisburg. Zuvor schon hatte Tietz dem Stadtarchiv ähnliche Unterlagen aus privatem Besitz übergeben (Best. 46-95).

Bestandssignatur
45-50

Kontext
Stadtarchiv Duisburg (Archivtektonik) >> Körperschaften, Vereine, Institutionen

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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