Archivbestand

Sammlung Filme (Bestand)

Beschreibung: Bei den Filmen überwiegt das 16 mm-Format, aber auch 35 mm- und 8 mm-Filme sind in nicht geringer Zahl vertreten. Beim größeren Teil der Filme handelt es sich um kombinierte Vorführkopien; es ist allerdings auch eine Reihe von Ausgangsmaterialien wie Original-Negative, Duplikat-Negative, Umkehr-Originale, Arbeitskopien, Schnittreste oder Tonbänder vorhanden. Hinzu kommen nicht benutzte Vormaterialien oder unterschiedliche Fassungen eines Films, die ebenfalls als Originale zu werten sind. Auftraggeber waren in der Regel die Unternehmen und Verbände des Bergbaus oder die Organisationen der bergbaulichen Gemeinschaftsforschung wie etwa die Westfälische Berggewerkschaftskasse.Inhaltlich decken die Filme ein weites Spektrum ab, wobei drei Themenbereiche dominieren: bergbauliche Technik- und Lehrfilme, Filme zur Unfallverhütung und zum Arbeitsschutz sowie schließlich Repräsentations- und Werbefilme der Bergbauindustrie. Diese Unterscheidung ist allerdings nicht vollkommen frei von Überschneidungen. Denn gerade für die Gattung des Industriefilms gilt, dass verschiedene Funktionsebenen (Werbung, Ausbildung, Dokumentation technischer Neuerungen oder sozialer Ereignisse) häufig nebeneinander auftreten.Der Schwerpunkt der Technik- und Lehrfilme liegt auf der Vorstellung oder beschreibenden Darstellung technischer Erzeugnisse, Verfahren, Produktions- oder Betriebsabläufe. Als Beispiel sei hier die 1952 vom Steinkohlenbergbauverein produzierte Filmreihe 'Streb und Strecke' genannt, die die Fortschritte bei der Mechanisierung des Ruhrbergbaus ins Bild setzt oder der Film 'Kokerei Graf Schwerin', der die Ausstattung und Arbeitsweise auf einer Koksofenbatterie der 1975 stillgelegten Anlage vor Augen führt. Die Lehr- oder Bildungsfunktion wird bei denjenigen Filmen noch deutlicher, die nicht ausschließlich von Unternehmen veranlasst worden sind, sondern in Zusammenarbeit mit Einrichtungen wie dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht hergestellt und vertrieben wurden. So zielt zum Beispiel der Trickfilm 'Steinkohlenbergwerk' ganz darauf ab, dem bergmännischen Laien eine plastische Vorstellung von der Struktur und Betriebsweise einer Zeche zu geben.Die Arbeitswelt des Bergmanns tritt auch in den Filmen zur Unfallverhütung und zum Arbeitsschutz in den Vordergrund und zwar unter dem spezifischen Aspekt der Aufklärung über die mit der Arbeit unter Tage verbundenen hohen Risiken und Gefahren. Zu den ältesten filmischen Beispielen der Sicherheitswerbung in der Filmsammlung des Bergbau-Archivs zählen die beiden in den 30er Jahren entstandenen Filme 'Hangen wie Glocke', der das Gefahrenbewusstsein der Hauer bei der Arbeit vor Ort schulen will, und 'Ein böser Tag mit blauem Auge', in dem auf häufige Unfallursachen bei der Schachtförderung aufmerksam gemacht wird.Auf die Darstellung von Leistungsfähigkeit und Produktvielfalt der Bergbauindustrie zielt die Gruppe von Filmen ab, die man unter der Rubrik Repräsentations- und Werbefilme zusammenfassen kann. Mit Filmen wie dem 1952 entstandenen Farbfilm 'Feuer an der Ruhr - Werkstatt für Europa' und 'Schätze unter Deinen Füßen' aus dem Jahr 1960 präsentierte sich der westdeutsche Bergbau selbstbewusst als kraftvoller Motor und Garant des wirtschaftlichen Wohlstands. Die vorbildliche Sozialfürsorge des Bergbaus für seine Beschäftigten rückt der Film 'Besuch im Ruhrgebiet' (1957) der Bergwerksgesellschaft Hibernia ins rechte Licht. Im Film 'Männer vor Kohle' (1956) hingegen wird der Arbeitsplatz des Bergmanns zur abenteuerlichen Welt der Technik und Maschinen, galt es doch, hauptsächlich junge Leute für den Bergmannsberuf zu gewinnen, um das akute Problem des Arbeitskräftemangels zu überwinden. Ganz im Zeichen der Werbung für den Brennstoff Kohle, sei es im Hausbrand oder in der Industrie, steht der umfangreiche Bestand von Filmen u. a. von der Ruhrkohlen-Beratung GmbH.In technikhistorischer Hinsicht bieten die Filmdokumente des Bergbau-Archivs Einsichten in Verfahren, Produktions- und Betriebsabläufe, die es so längst nicht mehr gibt. Der Quellenwert liegt aber nicht allein in der eindrucksvollen Dokumentation vergangener Arbeitsprozesse und Techniken. Der Wandel der filmischen Selbstinszenierung der Bergbauindustrie von den 50er Jahren bis in die Gegenwart spiegelt immer auch die Veränderung gesellschaftlicher Wahrnehmungsformen und Bewusstseinszustände. In dieser Hinsicht sind die Repräsentations- und Werbefilme des Bergbaus auch eine Referenzgröße für Selbstdeutungen, Erwartungshaltungen, Mythen und Sehnsüchte einer Epoche. Für das Verständnis des komplexen Beziehungsgefüges von Mensch, Gesellschaft, Wirtschaft und Technik sind die bergbauhistorischen Filme mithin von hohem Interesse.Das Genre des Industriefilms fristete lange Jahre ein Schattendasein. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Berücksichtigung audiovisueller Quellen durch die historische Wissenschaft als auch bezüglich des Erschließungsstandes und der Sicherung der filmischen Überlieferung in den Archiven. Ein Grund hierfür liegt sicherlich im technisch vergleichsweise aufwendigen Zugang und den hohen Kosten, die adäquate Sicherungsmaßnahmen nach sich ziehen. Im Rahmen eines von der Volkswagen-Stiftung finanziell geförderten Projektes wird im Bergbau-Archiv seit Juli 1999 bis Mitte 2001 die Sammlung bergbauhistorischer Filme mittels EDV verzeichnet, geordnet und erschlossen. Da eine quellenkritische Auswertung der Filme ohne Einbeziehung der schriftlichen Überlieferung nahezu unmöglich ist, werden auch alle im Bergbau-Archiv vorhandenen und diesbezüglich relevanten Unterlagen gesichtet und eigens verzeichnet. 2005 wurde ein Inventar zur Überlieferung bergbauhistorischer Filmquellen in der Bundesrepublik Deutschland publiziert.

Bestandssignatur
BBA F
Umfang
2 500 Filmrollen und Videos, 1 200 Filmtitel

Kontext
Bergbau-Archiv Bochum (Archivtektonik) >> Archivische Sammlungen
Verwandte Bestände und Literatur
Literaturhinweise: Stefan Przigoda: 'Bergbau auf Zelluloid' - Die Filmsammlung des Bergbau-Archivs Bochum, in: Archiv und Wirtschaft, 35, 2002, S. 9-18.
Bergbaufilme. Inventar zur Überlieferung in Archiven, Museen und anderen Dokumentationsstellen in der Bundesrepublik Deutschland. Bearb. von Stefan Przigoda unter Mitarbeit von Holger Menne, Bochum : Deutsches Bergbau-Museum, 2005 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Bd. 130; = Schriften des Bergbau-Archivs, Bd. 16).

Bestandslaufzeit
1930 - 2000

Geliefert über
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
05.11.2025, 13:59 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Montanhistorisches Dokumentationszentrum. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1930 - 2000

Ähnliche Objekte (12)