Akten | Bestand
Deutscher Orden, Kommende Nürnberg, Amt Postbauer (Bestand)
Deutscher Orden, Kommende Nürnberg, Amt Postbauer: 1. Das Amt Postbauer
Seit 1271 erwarb die Kommende Nürnberg von den Reichsministerialen v. Thann (Thanner) deren Besitzungen westlich von Neumarkt, darunter in Postbauer (heute Lkr. Neumarkt i.d.OPf.), und legte damit den Grundstein für das nachmalige Amt. Weitere Zuerwerbungen von den Thanner folgten, ebenso Schenkungen der Reichsministerialen v. Wolfstein bzw. Sulzbürg-Wolfstein. 1317 stiftete auch König Ludwig d. Bayer umfangreichen Besitz in dieser Gegend an den Orden. Der Besitzausbau hielt bis in das 15. Jh. hinein an, 1401 hatte der Orden von König Ruprecht I. zudem das Recht erhalten, seinen Amtssitz in Postbauer zu befestigen. Saalbücher des 18. Jahrhunderts listen Besitzungen in folgenden Ortschaften auf: Buch, Ezelsdorf, Hausheim, Heng, Kemnath, Köstlbach, Kothmühle, Möning, Pavelsbach, Pölling, Postbauer, Schwarzach, Sondersfeld, Voggenhof und Westhaid
Die Zeit vom 16. Jh. bis zum Ende des Alten Reiches war gekennzeichnet von den Auseinandersetzungen zwischen der Pfalz bzw. dann Kurbayern und dem Deutschen Orden um die Landeshoheit, wobei erstere Postbauer als Hofmark des Schultheißenamts Neumarkt sahen. Die Inkorporation der Ballei Franken in das Meistertum Im Zuge der Verwaltungsreform 1789 änderte den Status von Postbauer insofern, als es nunmehr als Amt direkt dem Oberamt Ellingen und nicht mehr Nürnberg unterstellt war; am Ende des Jahres 1805 wurde es dann von Kurpfalzbayern übernommen.
2. Bestandsgeschichte
Die Geschichte der fränkischen Deutschordensarchive und -registraturen ist relativ kompliziert. Durch die Verwaltungsreform von 1789 wurde die Ballei Franken in das Deutschmeistertum eingegliedert und die Landkommende Ellingen in ein Oberamt umgewandelt. Das Balleiarchiv wurde mit dem Archiv des Meistertums vereinigt. Zudem zentralisierte der Archivar Wenzel Polzer auch einen Großteil der Kommendeüberlieferungen aus Ellingen, Nürnberg und Virnsberg in Mergentheim.
Nach der Mediatisierung und der Inkorporation der fränkischen, bayerischen und teilweise der schwäbischen Deutschordensgebiete in das Königreich Bayern 1806/09 wurde das Gebiet um Postbauer zunächst Teil des Altmühlkreises, 1810 des Oberdonaukreises und schließlich 1817 Teil des Regenkreises, die spätere Oberpfalz. Das im ehemaligen Deutschordensamt Postbauer verbliebene Registraturgut wurde von den bayerischen Nachfolgebehörden aufgenommen oder nach Dillingen in das regionale Archivkonservatorium gebracht. Dillingen wurde in der Folge zum bayerischen Hauptarchiv für Aktengut des Deutschen Ordens, insbesondere weil hier der inzwischen in bayerische Dienste übernommene Archivar Polzer tätig war. Er übernahm 1819 und 1821 zwei große Abgaben aus Stuttgart, wohin das Mergentheimer Archiv des Deutschmeisters und mit ihm auch der Landkommende Ellingen und ihrer Ämter verbracht worden waren. 1830 wurde das Dillinger Konservatorium in Neuburg a.d. Donau mit der dortigen Depotregistratur vereinigt und 1876 zum Kreisarchiv Neuburg aufgewertet. In den folgenden zwanzig Jahren verteilte man die hier konzentrierten Archivalien der fränkischen und bayerischen Kommenden und Ämter (nach Ortspertinenzen) auf die zuständigen Archive, weshalb 1887 auch das kgl. Kreisarchiv Amberg, zuständig für die Oberpfalz und somit auch für Postbauer, eine Abgabe aufnahm. Von hier gelangten diese Archivalien schließlich (dem historischen Provenienzprinzip folgend) 2001 in das Staatsarchiv Nürnberg.
Der Bestand "Kommende Nürnberg, Amt Postbauer" wurde aus den in nachstehenden Beständen (Abgabegemeinschaften) ermittelten Akten, Bänden und Rechnungen gebildet:
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Abgabe)
Rep. 59, Rst. Nürnberg, Salbücher
StA Amberg (Abg. 2001), Beziehungen zum Deutschen Orden
StA Amberg (Abg. 2001), Briefprotokolle Neumarkt
StA Amberg (Abg. 2001), Deutschordenspflegamt Postbauer
StA Amberg (Abg. 2001), Lehenbuch
StA Amberg (Abg. 2001), Standbücher
3. Das Findbuch
Das vorliegende Findbuch umfasst insgesamt 66 Nummern, die nach einem für die Ämter der Deutschordenskommenden neu entworfenen, an den Aufgaben orientierten Thesaurus gegliedert wurden. Dabei ist eine recht breite Palette von Quellentypen vertreten, neben Verordnungen, Lehen-, Güter- und Steuerverzeichnissen finden sich auch Gemeindeangelegenheiten und Nachlasssachen. Zudem enthält der Bestand einige Verträge und Protokolle der Niedergerichtsbarkeit sowie rund 20 Rechnungen zwischen 1750 und 1806. Diese wurden im Amt geführt, am Ende des Rechnungsjahres ins Reine geschrieben und zur Überprüfung in zweifacher Ausfertigung an das Trisoleiamt der Landkommende Ellingen als übergeordnete Instanz gesendet. Nach Beantwortung eventueller Beanstandungen wurde die Rechnung dort nochmals "abgehört" und das bewilligte ("justifizierte") Exemplar an das Amt zurückgesendet. Das zweite Exemplar ("Duplikat") wurde hingegen im Trisoleiamt behalten.
Der Bestand wurde von Jürgen Wyschkon verzeichnet, formiert und tektiert. Johannes Staudenmaier besorgte leichte Vereinheitlichungen und Korrekturen des Findbuchs und passte es für die digitale Veröffentlichung dem EAD-Standard an.
4. Ergänzende Bestände
Ergänzend heranzuziehen ist auf jeden Fall der Bestand der "Kommende Nürnberg" (Rep. 205.9), die als übergeordnete Behörde in enger Verbindung zu ihrem Amt stand, ebenso wie die "Landkommende Ellingen" (Rep. 205.1) Insgesamt 168 Urkunden des Amts Postbauer bzw. dieses betreffend sind im Bestand "Ritterorden Urkunden" (Rep. 205.0) überliefert. Ferner finden sich im Selekt "Deutscher Orden, Karten und Pläne" (Rep. 205.32) vier Karten zum Hochgerichtsbarkeit- bzw. Jagdbezirk des Amts.
5. Literatur (in Auswahl)
Demel, Bernhard: Der Deutsche Orden und sein Nürnberger Pflegamt in Postbauer, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 136 (1996), S. 109-124
Heinisch, Roland: Die Herrschaft des Deutschen Ordens im Pflegamt Postbauer von 1271-1805 ; Festschrift zur Erinnerung an den Beginn der Deutschordens-Herrschaft vor 725 Jahren und zur Einweihung des Kulturhauses der Gemeinde Postbauer-Heng im renovierten Schloß. Postbauer-Heng 1996
Heinloth, Berhard: Neumarkt (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 16). München 1967, v.a. S. 159-170
Hofmann, Hanns-Hubert: Der Staat des Deutschmeisters. Studien zu einer Geschichte des Deutschen Ordens im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, Bd. 3). München 1964
Jaroschka, Walter: Probleme der Schriftgutüberlieferung des Deutschen Ordens in Bayern, in: Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern 22 (1976) S. 3-14
Lampe, Karl H.: Die Auflösung des Deutschordenshauptarchives zu Mergentheim, in: Archivalische Zeitschrift 57 (1961), S. 66-130
Weiß, Dieter J.: Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte Reihe IX, Bd. 39). Neustadt a.d. Aisch, v.a. S. 2-12
Weiß, Dieter J.: Deutscher Orden: Territorium und Verwaltung, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL:
- Bestandssignatur
-
Deutscher Orden, Kommende Nürnberg, Amt Postbauer 205.12
- Umfang
-
66
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
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Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> Deutscher Orden >> Ballei Franken >> Kommende Nürnberg
- Verwandte Bestände und Literatur
-
_uuid_aus alter Datenbank: 4df334e8-80b6-422b-a69c-95acf5b5c345
- Provenienz
-
Deutscher Orden, Kommende Nürnberg, Amt Postbauer
- Bestandslaufzeit
-
1549-1806
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.05.2025, 09:30 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
- Akten
Beteiligte
- Deutscher Orden, Kommende Nürnberg, Amt Postbauer
Entstanden
- 1549-1806