Bestand

Pfarrarchiv Altenhaßlau (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Geschichte des Kirchspiels

Dem 1240 erstmalig urkundlich erwähnten Gericht Hasela gehörten, neben dem Dorf Altenhaßlau, die Ortschaften Eidengesäß, Geislitz, Großenhausen und Lützelhausen an. Diese gehören noch heute zu einem Kirchspiel und werden alle gemeinsam durch einen Kirchenvorstand vertreten.

Bis zur Einrichtung einer zweiten Pfarrstelle in Großenhausen im Jahr 1948 und einer dritten Pfarrstelle in Eidengesäß im Jahr 1984, wurden die Gemeinden des Kirchspiels durch den in Altenhaßlau ansässigen Pfarrer mit verwaltet. Diesem war in den Jahren von 1910-1923 ein Hilfspfarrer zur Seite gestellt. Zu den Gottesdiensten, sowie dem Konfirmandenunterricht kamen die Gemeindeglieder des gesamten Kirchspiels nach Altenhaßlau. Auch gab es für alle Gemeinden nur einen Friedhof in Altenhaßlau.

Altenhaßlau ist an der Birkenhainer Straße gelegen, einem alten Handels- und Kriegsweg zwischen Main und Donau. Das Gericht Hasela war ursprünglich freies Reichsgut und Unterstand nur dem Kaiser. Im 13. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Herrschaftsbereich des Bischofs von Würzburg, der dieses den Rittern von Trimbergen zu Lehen gab. Anschließend ging Altenhaßlau in den Besitz der Herren und späteren Grafen von Hanau über. Unter dem Einfluss der Hanauer Herrn schloss sich das Kirchspiel 1544 der Reformation an. Es entstand eine evangelisch reformierte Gemeinde. Nachdem die Hanauer später das lutherische Bekenntnis annahmen, entstand neben der bereits existierenden reformierten eine lutherische Gemeinde. Diese wurde zunächst von einem Pfarrer lutherischen Bekenntnisses aus dem benachbarten Gelnhausen versorgt.

Die reformierte Gemeinde feierte ihre Gottesdienste in der Martinskirche, einer ehemaligen Kapelle, die später zur Wehrkirche ausgebaut wurde. Der Chor der Martinskirche, mit seinem gotischen Kreuzrippengewölbe, geht auf die Zeit um 1230 zurück. Dem Baustil nach handelt es sich um eine frühgotische Chorturmkirche mit teilweise romanischen Bauteilen. die Sakristei stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Innenausstattung der Kirche geht zu weiten Teilen auf die 1750er Jahre zurück. Zu dieser Zeit erhielt die Martinskirche eine neue Kanzel. Außerdem wurde die bis dahin in der Sakristei untergebrachte Orgel, auf der Westseite der das Schiff umlaufenden Emporen angebracht.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden immer wieder Renovierungsarbeiten an der zum Teil stark baufällig gewordenen Kirche vorgenommen. Eine der letzen großen Renovierungen fand im Jahr 1958 statt, hierbei wurde die Westseite erweitert. Außerdem bekam die Kirche eine neue Orgel, die der Ortsansässige Orgelbauer Schmidt fertigte, indem er Teile der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Barockorgel integrierte. Seit der Zeit der Hanauer Union war die Kirche unter dem Namen Wilhelmskirche bekannt, zu Ehren des regierenden Kurfürsten von Hessen. Im Jahr 1965 beschloss der Kirchenvorstand der Kirche wieder ihren alten Namen, Martinskirche, zu geben.

Die später entstandene lutherische Gemeinde feierte ihre Gottesdienste ab 1725 in der Reinhardskirche. Bei der Reinhardskirche handelt es sich um das ehemalige Jagdzeughaus der Landgrafen von Hanau, welche es der lutherischen Gemeinde 1818 durch den Grafen Johann Reinhard III. als Kirche zur Verfügung stellten. Der Bau besteht aus einem rechteckigen Grundriss und wurde nach der Schenkung durch die Hanauer Grafen komplett umgebaut, bevor die Gemeinde das Haus als Kirche nutzen konnte. Hierzu hatte das Hanauer lutherische Konsistorium Bauanordnungen vorgegeben. Nach einem Umbau in den 1960er Jahren, dient die ehemalige Reinhardskirche seither als Gemeindehaus. Im unteren Stockwerk befinden sich Jugendräume, während das obere Stockwerk aus einem Barocksaal besteht. Dennoch ist der Bau von außen weiter als Kirchengebäude zu identifizieren, nicht zuletzt durch den oktogonalen Haubendachreiter mit Laterne, Turmkopf, Kreuz und Wetterhahn, der sich in der Mitte des Mansardendachs befindet.

Im Zuge der Hanauer Union wurden beide Kirchen von der nun unierten Gemeinde genutzt. Diente die Martinskirche als Sommerkirche, fanden die Gottesdienste den Winter über, in der beheizbaren Reinhardskirche statt.

Heute gehört die Kirchengemeinde Altenhaßlau zum Kirchenkreis Gelnhausen im Sprengel Hanau.

Das 1868 erbaute Pfarrhaus wird durch die Hanauer Präsenz unterhalten.

III. Pfarrerliste

Reformierte Pfarrer
1544 - 1577 Bechthold Wedel (1526 noch katholisch eingesetzt)
1574 - 1596 Jost Rieß (1574 als Kaplan begonnen, anschließend Pfarrstelle übernommen)
1596 - 1597 Martin Ratz
1597 - 1598 Friedrich Rullmann
1599 - 1610 Heinrich Piscator
1610 - 1612 Johannes Appel
1613 - 1615 Johannes Schwartzenbach
1616 Peter Lossius
1617 Johannes Lotichius
1618 - 1634 Johannes Gaulius
1641 - 1643 Nikolaus Oberlin
1643 - 1652 Pfarrstelle wegen Bevölkerungsmangels durch den 30jährigen Krieg nicht besetzt
1653 - 1655 Johannes Sebastian Pruschenk
1656 - 1658 Johannes Hartlieb von Hanau
1658 - 1660 Nikolaus Heuselius (Heyselius)
1661 - 1666 Thomas Stuttenius (Studenius)
1667 - 1682 Georg Lotzenius von Eberschütz
1682 - 1685 Wilhelm Bernhard Brand
1686 - 1729 Pankratius Weitzel
1729 - 1746 Johann Philipp Weitzel
1746 - 1784 Ernst August Hassenpflug
1784 - 1820 Henriche Daniel Christian Hassenpflug

Lutherische Pfarrer
1716? - 1770? Johann Philipp Schreier
1771 - 1810 Johann Georg Rudolf Handwerk
1810 - 1813 Johann Ulrich Emmel
1813? - 1817? Jakob Karl Röhmheld

Unierte Pfarrer
1820 - 1829 Johann Balthasar Jost
1830 - 1862 Johann Georg Michael
1867 - 1901 Cornelius Reimann
1901 - 1917 Adam Meyenschein
1917 - 1936 Peter Maisch
1936 - 1965 Ferdinand Schroeter
1966 - 1974 Karl Falk (versah die Pfarrstelle noch bis 1976 als Pfr. i. R.)
1976 - 1991 Wilhelm Schäfer
1991 - 2004 Ulrich Biskamp
2004 - 2007 Eckhard Ziehn
seit 2008 Hans Joachim Imhof

Bestandssignatur
Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Altenhaßlau v. O.

Kontext
Landeskirchliches Archiv Kassel (Archivtektonik) >> Kirchengemeinden, Gesamtverbände >> Kirchspiele und Kirchengemeinden (Pfarrarchive)

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Letzte Aktualisierung
06.03.2023, 11:52 MEZ

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