Feldpostbrief

Heinz Donner an seine Ehefrau am 14.01.1918 (3.2007.1656)

Den 14. Janr. 1918 Meine liebe, gute Pautzel! Gestern abend erhielt ich Deinen Brief vom 7. Januar; ich danke Dir bestens dafür. Vor allem hat mich die Mitteilung interessiert, daß die Wolle und die kleinen Paketchen gut angekommen sind. Seife habe ich keine mehr. Wenn wir nicht alles tragen müßten, so hätte ich mehr mitgenommen; aber wir glaubten nicht, daß wir an der Piave halt machten, sondern vielmehr auf Treviso und Venedig vormarschierten und dann wäre es Blödsinn gewesen, diese Sachen 100erte von km mitzuschleppen, während man an den genannten Orten sie in Hülle und Fülle vorgefunden hätte. Deinem Wunsch um Zusendung von Seidefaden kann ich natürlich auch nicht entsprechen, da wir ja jetzt keine Gelegenheit haben, Derartiges zu ergattern. Liebe Pautzel! In dem genannten Briefe schreibst Du gar nichts von Deiner Absicht, mich in Untertürkheim zu erwarten, folglich muß dieser Entschluß ganz plötzlich in Dir gereift sein, wo hast Du denn was läuten hören? Die Mitteilung betr. Walser hat mich tatsächlich überrascht. Nun, es entrinnt keiner seinem Schicksal. Bei einer Land. Div. kommt er ja nicht so ins Feuer, aber das Maulhalten-Lernen und was mit dem Kommis zusammenhängt, schadet ihm nichts. Ich bin in den 3 ½ Jahren abgestumpft worden und der größte Idiot als Vorgesetzter kann mich runterkanzeln ohne daß ich mich aufrege, ein nichtssagender, geringschätziger Blick tut auch seine Wirkung. Aus verschiedenen Vorkommnissen der letzten Zeit habe ich meine Lehre gezogen und zu meinem Bedauern erkannt, daß sämtliche Vorgesetzten unter einer Decke stecken. Doch weg mit diesem Thema. Um eines bitte ich Schatz! Schick mir auch Geld, aber nicht durch Postanweisung, sondern im Brief. Der Wein ist hier furchtbar teuer, aber täglich einen Schoppen zu trinken, schadet nicht. Sonst nichts von Belang. Mit herzlichen Grüßen und innigen Küssen bin ich Dein Dich treu liebenden Heiner.

Urheber*in: Donner, Heinz / Rechtewahrnehmung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation | Digitalisierung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Urheberrechtsschutz

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Standort
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Inventarnummer
3.2007.1656
Material/Technik
Papier

Verwandtes Objekt und Literatur
Online-Präsentation zum Schreiben in Kriegsgefangenschaft
Teil von Collection ID3.2007.1656: Heinz Donner - 10 Briefe - Oktober 1917 bis Januar 1918 - 3.2007.1656

Bezug (was)
FELDPOST

Ereignis
Herstellung
(wer)
Heinz Donner
(wo)
Unbekannter Ort (Westfront)
(wann)
14.01.1918

Rechteinformation
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Letzte Aktualisierung
15.04.2025, 13:55 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Feldpostbrief

Beteiligte

  • Heinz Donner

Entstanden

  • 14.01.1918

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