Gemälde

Haarlem von den Dünen im Nordwesten gesehen

Ruisdael wurde in Haarlem geboren, wo er auch die Lehrzeit und die ersten Jahre seiner Tätigkeit als selbständiger Maler verbrachte. Zum Bildgegenstand hat er seine Vaterstadt jedoch erst wesentlich später erhoben - lange nach seiner Übersiedlung nach Amsterdam. Weitgesehene Ansichten von Haarlem in der Art des hier vorgestellten Bildes zählen zu den Beispielen der zur vollen Reife entwickelten Landschaftskunst des Malers. Sie erweitern das Themenrepertoire in reich variierender Gestaltgebung von etwa 1670 an. Vom erhöhten Standort der Dünen im Nordwesten Haarlems, etwa von Bloemendaal aus, erblickt das Auge in der Ferne die rötlich schimmernden Dächer der Stadt, den mächtigen Bau der Sint Bavo-Kirche, links die Bakenesserkirche, die Sint Jans Kerk und das Klockhuis, rechts das Rathaus, die Nieuwe Kerk und am Rande der Stadt auf den Wällen die vielen Kornmühlen. Auf der flachen Ebene des Landes spiegelt sich im Wechsel von Licht- und Schattenstreifen der bewölkte Himmel, der über niedrigem Horizont hoch hinaufgeführt ist. Im abgegrenzten Bezirk des Vordergrundes liegen auf den Wiesen lange Bahnen von Leinen zum Bleichen ausgebreitet, damals ein vertrautes Bild in der Umgebung Haarlems. Das Bleichen von Leinen sowohl holländischer Machart wie auch deutscher, englischer und skandinavischer Importe gehörte zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Stadt, wobei den Bleichereien das klare Dünenwasser zu Gute kam. Ruisdael hat in nahezu allen seinen »Haarlempjes«, wie dieser von ihm kreierte und von Jan van Kessel und Jan Vermeer van Haarlem weitergeführte Landschaftstypus von den Zeitgenossen genannt wurde, dem Bleichenmotiv einen besonderen Stellenwert zuerkannt. 1813 hatte Goethe in einem Essay »Ruisdael als Dichter« die vollkommene Symbolik in den Werken des Malers bewundert. Das Zusammenwirken von naturnaher Gestaltgebung und inhaltlich-anspruchsvoller Aussage ist in der Tat ein wesentliches Merkmal Ruisdaelschen Schaffens, in dem die holländische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts ihren eindrucksvollen Höhepunkt erreicht hat.| Jan Kelch SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. rechts unten: JvRuisdael

Gesamtansicht, freigestellt | Fotograf*in: Jörg P. Anders

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Leinwand
Maße
Rahmenaußenmaß: 52 x 60,3 cm
Bildmaß: 33,8 x 41,2 cm
Standort
Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
885E

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1873 Ankauf aus der Sammlung Johann Christian Andreas Mestern, Hamburg
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wo)
Holland
(wann)
um 1670

Letzte Aktualisierung
02.05.2023, 11:25 MESZ

Objekttyp


  • Gemälde

Beteiligte


Entstanden


  • um 1670

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