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Das Ringen um eine Notenbank ın Hamburg um die Mitte des 19. Jahrhunderts
Das Ringen um eine Notenbank in Hamburg um die Mitte des 19. Jahrhunderts Grundvoraussetzung für die Entfaltung der Wirtschaftskraft Deutschlands um die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Existenz einer leistungsfähigen Kapitalmarktorganisation. Daß es überall an geeigneten Institutionen mangelte, die "risikofreudiges" Kapital zusammenfassen und für den wirtschaftlichen Ausbau zur Verfügung stellen konnten, war nicht zuletzt eine Folge staatlicher Bankpolitik. Denn vor allem der reservierten Haltung amtlicher Stellen gegenüber korporativen Unternehmensformen war es zuzuschreiben, daß die "Association der Geldkräfte" nur mäßige Fortschritte machte. Der Ruf nach "Bankfreiheit" ım Sinne von Privatinitiative ohne staatlichen Eingriff wurde daher seit etwa 1840 zu einer zentralen Forderung der liberalen Okonomen. Ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Kampf um einen zeitgemäßen Ausbau des Geld- und Kreditwesens, in dem grundverschiedene wirtschaftstheoretische und wirtschaftspolitische Konzeptionen aufeinanderstießen, ist das Projekt der Errichtung einer Disconto-Banık in Hamburg aus dem Jahre 1845. Die heftig geführten Auseinandersetzungen um die Gründung dieses Bankinstituts zwischen der Kaufmannschaft, der politischen Führung des Stadtstaates und einer immer einflußreicher werdenden öffentlichen Meinung sind Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Auf der einen Seite wollten vorausschauende Kaufleute die Vorteile einer Notenbank, deren es in ganz Deutschland erst wenige gab, zur Beschleunigung des Geldumlaufs in der führenden Handelsstadt des Kontinents nutzen. Dem entgegen standen aber der Stolz auf die vermeintlich unübertreffliche Girobank von 1619 und eine weitverbreitete Abneigung gegen Aktienunternehmungen und die damit verbundene Haftungsausschließung und Entpersönlichung. Hinzu kam seitens des Senats eine grundsätzliche Ablehnung jeder Banknotenemission, weil darin eine Verletzung des allein dem Staate vorbehaltenen Münzregals gesehen wurde. - Das dürftige Ergebnis der öffentlichen Aktienzeichnung machte alle hochgespannten Erwartungen zunichte. Erst jetzt verzichteten die Gründer auf die Errichtung der umstrittenen Aktienbank. Aller optimistisch geführten Agitation zum Trotz hatte sich erwiesen, daß kapitalistisches Denken und Handeln noch nicht hinreichend starke Wurzeln im hamburgischen Wirtschaftsleben geschlagen hatten.
- Language
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Deutsch
- Bibliographic citation
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 7 ; Year: 1974 ; Issue: 2 ; Pages: 233-255
- Classification
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Wirtschaft
- Event
-
Geistige Schöpfung
- (who)
-
Ahrens, Gerhard
- Event
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Veröffentlichung
- (who)
-
Duncker & Humblot
- (where)
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Berlin
- (when)
-
1974
- DOI
-
doi:10.3790/ccm.7.2.233
- Last update
-
10.03.2025, 11:43 AM CET
Data provider
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Artikel
Associated
- Ahrens, Gerhard
- Duncker & Humblot
Time of origin
- 1974
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