Forschungsbericht | Research report

"Dass die Leute uns nich' alle über einen Kamm scheren": Männer in Wohnungsnot ; eine qualitative Untersuchung zu Deutungsmustern und Lebenslagen bei männlichen Wohnungsnotfällen

"Die grundlegende Hypothese dieser Forschungsarbeit ist, dass auch marginalisierte Männer nicht außerhalb der bestehenden Geschlechterordnung zu verorten sind. Männliche Wohnungslose weisen einen massiven Mangel an Ressourcen auf. Sie sind im Rahmen komplexer Pauperisierungsformen meist nicht nur durch die Wohnungslosigkeit, sondern in ihren Handlungsmöglichkeiten gleichzeitig auch durch extreme Armut, Ausschluss aus dem Erwerbsleben, Abbruch sozialer Bindungen und intimer Beziehungen und durch seelische und körperliche Krankheit erheblich eingeschränkt. Gleichwohl ist im Sinne eines 'Doing Gender' im Rahmen sozialkonstruktiver Männerforschung davon auszugehen, dass sie weiterhin kompetente Geschlechterkonstrukteure bleiben, die nach Maßgabe ihrer Lebenslage versuchen, aktiv Männlichkeit zu konstruieren. Der männliche Habitus und die Orientierung an der hegemonialen Männlichkeit leiten dieses Handeln an und schaffen damit teilweise Spielräume, die gegenüber denen von wohnungslosen Frauen größer sein können. Allerdings dürfen solche Konstruktionsprozesse nicht voluntaristisch ausschließlich als Handlungsoptionen gesehen werden: Der männliche Habitus verhindert auch soziale Praktiken, die zur Lösung von Problemen erfolgversprechender wären, weil sie einer Konstruktion von Männlichkeit widersprechen. In diesen Habitus sind Deutungs- und Handlungsmuster eingelassen, die die Wahrnehmung der Welt und die soziale Praxis bestimmen; im Produktiven wie im Restriktiven. Auch wohnungslose Männer machen zwar ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken. Mit dieser Untersuchung ist die Hoffnung verbunden, dass sie zum Verstehen des männlichen Habitus von Wohnungslosen und das durch ihn generierte Handeln beitragen und damit den Blick auf die Ressourcen und auf die Restriktionen dieser Männer schärfen kann. Und die Hoffnung, dass daran ein Hilfesystem ansetzen kann, das in einem analytischen Sinne geschlechtssensibel ausgerichtet ist, das sein Hilfsangebot an wohnungslose Männer an deren spezifischen Bedarf und deren Lebenslage als Wohnungslose und als Männer ausrichtet." (Textauszug)

"Dass die Leute uns nich' alle über einen Kamm scheren": Männer in Wohnungsnot ; eine qualitative Untersuchung zu Deutungsmustern und Lebenslagen bei männlichen Wohnungsnotfällen

Urheber*in: Fichtner, Jörg; Enders-Dragässer, Uta; Sellach, Brigitte; Zeng, Matthias

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Umfang
Seite(n): 192
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion

Thema
Sozialwissenschaften, Soziologie
Soziale Probleme und Sozialdienste
Frauen- und Geschlechterforschung
soziale Probleme
Sozialpolitik
Versorgung
Obdachlosigkeit
geschlechtsspezifische Faktoren
Frau
Wohnung
Mann
Geschlechtsrolle
Geschlechterverhältnis
Männerforschung
empirisch

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Fichtner, Jörg
Enders-Dragässer, Uta
Sellach, Brigitte
Zeng, Matthias
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Frauenforschung e.V.
Forschungsverbund Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
2005

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-125878
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:26 MESZ

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Objekttyp

  • Forschungsbericht

Beteiligte

  • Fichtner, Jörg
  • Enders-Dragässer, Uta
  • Sellach, Brigitte
  • Zeng, Matthias
  • Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Frauenforschung e.V.
  • Forschungsverbund Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen

Entstanden

  • 2005

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