Handschrift
De temporum ratione. Mit Kommentar und Glossen - BSB Clm 18158
Diese Tegernseer Handschrift enthält Federzeichnungen aus dem 11. Jahrhundert, die Monstren darstellen. Jedes der Wesen ist aus Körperteilen verschiedener Tiere zusammengesetzt. Die obere Kreatur hat einen Vogelkopf mit Eselsohren, einen Drachenschwanz, der in einem Pfauenrad endet, einen Flügel mit menschlichem Unterarm und ein Bein mit Huf. Das untere Monstrum trägt auf einem Hundekopf ein Hirschgeweih; seine Menschenarme halten eine Keule und seine Tierbeine sind mit Krallen oder Hufen bewehrt. Die begleitenden Verse und Beischriften erklären diese rätselhaften Darstellungen, indem sie die einzelnen Körperteile als Sinnbilder negativer menschlicher Verhaltensweisen und Eigenschaften interpretieren. So steht der Vogelschnabel gemäß der mittelalterlichen Tiersymbolik für die Geschwätzigkeit; das Hirschgeweih bedeutet Arroganz. Schwer verständlich sind die jeweils dreizeiligen Verse über jeder Zeichnung. In ihnen sind lateinische Wörter unverbunden aneinandergereiht, um Hexameter zu bilden. Der Sinn dieser so genannten versus rapportati wird nur klar, wenn man die Wörter nicht horizontal von links nach rechts, sondern vertikal von oben nach unten liest. Dann ergeben die jeweils untereinander platzierten Wörter einen sinnvollen Satz: "latrans dente mordeo" heißt soviel wie "als bellender [Hund] beiße ich mit dem Zahn", bezieht sich also auf den Hundekopf, der als Allegorie für schlechte Prediger oder Lehrer gedeutet wird. Die Verse und Bilder dienten wohl didaktischen Zwecken im mittelalterlichen Schulunterricht. // Autor: Bettina Wagner // Datum: 2016
Englische Version: This manuscript contains two works on computus (computations) by the Anglo-Saxon scholar the Venerable Bede (673-735), De natura rerum (Of the nature of things) and De temporum ratione (Of the times), and letters by Saint Jerome and Pseudo-Jerome. On a page originally left blank, folio 63 recto, pen drawings were entered towards the end of the 11th century. Their motifs are monsters, composed of parts of different animals: the upper creature consists of a bird's head with donkey ears, the tail of a dragon ending in a peacock tail, a wing with a human lower arm, and a leg with a bovine hoof. The second creature has a deer's antlers on a dog's head; its human arms and hands hold a club and its legs end in claws or hooves. Latin verses accompanying the drawings explain their symbolical meaning during the Middle Ages. A bird's beak is the symbol of loquacity, for example, while deer antlers stand for arrogance. Both verses and images were intended to serve didactic purposes, in the Latin classroom and for discussing questions of moral philosophy. The manuscript was from the Benedictine monastery of Tegernsee and came to Munich in 1803. // Autor: Bettina Wagner
- Weitere Titel
-
Teg. 158
- Standort
-
München, Bayerische Staatsbibliothek -- Clm 18158
- Maße
-
33 x 22,5 cm
- Umfang
-
94 Bl. - Pergament
- Sprache
-
Latein
- Anmerkungen
-
Ill.
BSB-Provenienz: Tegernsee, Benediktinerabtei
Provenienz-Signatur nach J.A. Schmeller: Teg. 158
Sammelhandschrift
BSB-Provenienz: Tegernsee, Benediktiner
Kurzaufnahme einer Handschrift
- Schlagwort
-
Christian philosophy
Ethics
- Ereignis
-
Herstellung
- (wo)
-
Tegernsee
- (wann)
-
2. Viertel und Ende 11. Jh.
- Urheber
- Beteiligte Personen und Organisationen
- URN
-
urn:nbn:de:bvb:12-bsb00065181-1
- Letzte Aktualisierung
-
16.04.2025, 08:34 MESZ
Datenpartner
Bayerische Staatsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Handschrift
Beteiligte
Entstanden
- 2. Viertel und Ende 11. Jh.