Archivalie
liebe arndtei! und auch werte gundei!...
Transkription: 12.8.29. liebe arndtei! und auch werte gundei! um 2 fliegen mit einem brief zu schlagen, indem wir immerfort an die see muessen und berstein [sic] suchen. auch muessen wir nach danzig wo es sehr viel schnaepse gibt, kurfuerstl.magen oder danziger gold - was eine ganz alte stadt ist mit unzeitgemaesser architektur. dann muessen wir immer nach zoppot in die spielhoelle wo man seine letzten 2 gulden setzen kann und auch diese weggehen wie die warmen semmeln. aber die erinnerung bleibt! wir haben uns serr [sic] gefreut ueber eure dessauren briefe und alles erhalten. wir hoffen, dass sich der gashahn in 5 gefunden (es gibt keinen haupthahn- im uebrigen weiss das baubuero ueber huehnerzucht bescheid) ich rate euch aber nicht, sich auf diese weise um die ecke zu bringen, um die kuechenecke, sofern ihr ihn zu solchen unlauteren zwecken sucht. das maedchen fuer alles, frau schuetze, hat hoffentlich inzwischen alles ins schwarze getroffen und wir geben uns der hoffnung hin, dass der gramofon vielleicht am dicken ende gar schon schwimmt. er kommt dann grade recht zur abreise. 739 mal dank! - die zeit vergeht und wir auch am 1 sept. schlaegt das letzte grossdirschkeimer-stuendchen. dann mit bettsack und hundspack auf nach wahrscheinlich NIMMERSATH im riesengebirge, das wir des namens wegen gewaehlt haben, als sozusagen vorposten vor breslau. wenn dort die schlacht geschlagen ist (die wohnung) dann rueckt die nachhut vorsichtig nach. wir packen so im september herum in dessau, wo wir die letzten reste der chlorreichen armee vorzufinden hoffen. was macht euer napoleonchen? und nun zur admiralfrage: wie, wo, wozu wohnt ihr?- wo lebt sich arndt aus, wenn sein getrudel wieder heime gefahren ist?- ist haus 5 ganz leer und nur teilsteils oder finden nur beratungen statt? hiefuer [sic] wuerden wir ganz zivile preise nehmen, ohne licht.- vielleicht kann man auch haus 5 als hotel vermieten aus soziologischen lokomotiven heraus. denn nich wa, u e b e r den 1. oder 15. okt. hinaus koennen w i r ja nich verfuegen. wir haben leider vertraglich kein bestimmungsrecht ueber unsere nachfolger weder in haus noch in kunst. ist eine letzterer immer noch nicht ausgerufen? so n junges frisches unbekanntes schenie?- li gunta- deinen brief haben wir natuerlich vielmals dankend empfangen, unbefleckt. wir fuehlen alles mit, die konfessoinen [sic], die aemter/, des standes, in dem man sich gerade nicht befindet usw. wir freuen uns wie ein schneekoenig auf den tag, da du doppelt sein wirst oder dreifach eigentlich, sofern du nicht einen rekord schlagen willst. wo wirst du im sept. dein lockenhaupt hinlegen? schade, wenn du dann nicht da bist wenn wir zu hervorgesetzten preisen versteigern. wir koennen event. schoene guterhalt. b r a u n e moebel abgeben, die man aber muehelos weissmachen kann, wenn man einen arndt hat. wenn wir dieselbigten nicht in der familie herumtauschen, meint die mutter tutein, die gerade auch da ist. unsere wohnplaene schwimmen noch im meeer des ungewissen. wir haben noch keine in breslau, koennten wol haben fuer ueber 300 im monat. werkbundsiedlung fast ausverkauft. neubau- erst muessen wir bausparen, vor 1 jahr kann dein teurer mann nicht ziegel streichen. aber er kann schon jetzt- t h e o r e t i s c h - sich mit uns auseinandersetzen, da er ja unsere wohnart und gepflogenheit bis ins kleinste kennt und auch du. ob wir dann einen kunstpalast in breslau bauen oder ein weckendchen im riesengebirge haengt ganz von a.s.' plaenen ab, die er mit uns vorhat. wir leben gluecklich, leben froh- wir haben sozusagen immer schoen wetter die grauen tage eingerechnet, die hier auch schoen sind. wir lassen, wenn wind geht, drachen steigen. wenn keiner geht, luftballons. wir sind gegen jeden jeden wind gewappnet und ich komme mir wie ein zehnjaehriger vor. ja ja- die kinder machen einen wieder zum kindskopf, o kreislauf der spielerei. bernstein jeune haben wir schon eine ganze schachtel voll und werden daraus ein kunstgewerbliches atel
- Collection
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Archiv Oskar Schlemmer
- Inventory number
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AOS 2016/1236
- Material/Technique
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Papier; maschinenschriftlich
- Event
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Herstellung
- (who)
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Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
Alfred Arndt (26.11.1898 - 07.10.1976)
Gunta Stölzl (1897 - 1983)
- Provenance
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Abschrift vorhanden; Ordner 1927-1933
- Rights
-
Staatsgalerie Stuttgart
- Last update
-
28.03.2025, 12:10 PM CET
Data provider
Staatsgalerie Stuttgart. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Archivalie
Associated
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Alfred Arndt (26.11.1898 - 07.10.1976)
- Gunta Stölzl (1897 - 1983)