Archivalie
Die erste Bauhaus-Ausstellung in Weimar Juli bis September 1923...
Transkription: Die erste Bauhaus - Ausstellung in Weimar Juli bis September 1923 Das Staatliche Bauhaus in Weimar ist die erste und bisher einzige staatliche Schule des Reichs - wenn nicht der Welt - welche die schöpferischen Kräfte bildender Kunst aufruft zu wirken während sie lebendig sind und zuglech mit der Errich- tung von Werkstätten auf handwerklicher Grundlage deren Verbindung und fruchtbare Durchdringung erstrebt mit dem Ziel der Vereinigung im Bau. Der Baugedanke soll die verlorene Einheit wiederbringen, die in einem versackten Akademikertum und einem verbosselten Kunstgewerbe zugrunde ging; er soll die große Beziehung aufs Ganze wiederherstellen und in einem höchsten Sinn das Gesamtkunstwerk ermöglichen. Das Ideal ist alt, seine Fassung jedoch immer wieder neu; die Erfüllung ist der Stil und nie war der Wille zum Stil mächtiger als eben heute. Aber die Ver- wirrung der Geister und Begriffe macht, daß Kampf und Streit um sein Wesen ist, das aus dem Zusammenprall der Ideen heraus sich bilden wird als die neue Schöhnheit. - Eine solche Schule, bewegend und in sich selbst bewegt, wird ungewollt zum Gradmesser der Erschütterungen des politischen und geistigen Lebens der Zeit und die Geschichte des Bau- hauses wird zur Geschichte gegenwärtiger Kunst. Das Staatliche Bauhaus, gegründet nach der Katastrophe des Krieges, im Chaos der Revolution und zur Zeit der Hochblüte einer gefühlsgeladenen explosiven Kunst, wird zunächst zum Sammelpunkt derer, die zukunfts- gläubig-himmelstürmend die Kathedrale des Sozialismus bauen wollen. die Triumphe von Industrie und Technik vor dem Krieg und deren Orgie im Zeichen der Vernichtung währenddessen, riefen jene leidenschaftliche Romantik wach, die flammender Protest war gegen Materialismus und Me- chanisierung von Kunst und Leben. Die Not der Zeit war auch die Not der Geister. ein Kult des Unbewussten, Undeutbaren, ein Hang zu Mystik und Sektiererei entsprang dem Suchen nach den letzten Dingen, die in einer Welt voll Zweifel und Zerrissenheit um ihren Sinn gebracht zu werden drohten. Der Durchbruch der Bezirke klassischer Ästhetik verstärkte die Grenzenlosigkeit des Fühlens, die in der Entdeckung des Ostens und der Künste der Neger, Bauern, Kinder und Irren Nahrung oder Bestätigng seine Grenzen kühn erweitert. Eine Inbrunst der Ausdrucksmittel ent- stand wie auf den Bildern der Altäre. Doch BIlder und immer wieder Bil- der sind es, in die sich die entscheidungsvolllen Werte flüchten. Als Höchstleistungen individueller Übersteigerung, fessellos und unerlöst zugleich, mußten sie der proklamierten Synthese, außer der Einheit des Bildes selbst, alles schuldig bleiben. - Das biedere Handwerk tum- melt sich in exotische Lust am Stoffe und die Baukunst türmt Utopien auf Papier. Die Umkehrung der Werte, Wechsel von Standpunkt, name und Begriff er- gibt das Gegenbild, den nächsten Glauben. Dada, Hofnarr in diesem Rei- che, spielt Ball mit Paradoxen und macht die Atmosphäre frei und leicht. Amerikanismus auf Europa übertragen, die neue in die alte Welt gekeilt, Tod der Vergangenheit, dem Mondschein und der Seele, so schreitet mit Eroberergeste die Gegenwart einher. Vernunft und wissenschaft "des Menschen allerchöchste Kraft" sind die Regenten und der Ungenieur ist der gelassene Vollstrecker der unbegrenzten Möglischkeiten. Mathematik, Konstruktion und Mechanismus sind die Elemte und Macht und Geld die Diktatoren der modernen Phänomene aus Eisen, Beton, Glas, Elektrizität. Geschwindigkeit des Starren, Entmaterialisierung der Materie, Organi- sation des Unorganischen erzeugen Wunder der Abstraktion. Gegründet auf Naturgesetze sind sie das Werk des Geistes zur Bezwingung der Natur, gegrpndet auf der MAcht des Kapitals ein Werk des Menschen gegen Menschen. Tempo und Hochspannung des Merkantilen machen Zweck und Nutzen zum Maßstab aller Wirkung und die Berechnung ergreift die transzendente Welt: die Kunst des Logarithmus. SIe, ihres Namens längst beraubt, lebt ein
- Sammlung
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Archiv Oskar Schlemmer
- Inventarnummer
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AOS 2016/1232
- Material/Technik
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Papier; maschinenschriftlich
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Anonym
- Rechteinformation
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Staatsgalerie Stuttgart
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2025, 12:10 MEZ
Datenpartner
Staatsgalerie Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Archivalie
Beteiligte
- Anonym