Bestand | Karten und Pläne
Deutscher Orden, Karten und Pläne (Bestand)
Deutscher Orden, Karten und Pläne: Bestandsbeschreibung
Bei dem vorliegenden Bestand handelt es sich um einen lagerungstechnischen Selekt aus verschiedenen Provenienzen des Deutschen Ordens. Einen wesentlichen Zuwachs erhielt der Kernbestand des Staatsarchivs Nürnberg durch Abgaben des Bayerischen Hauptstaatsarchivs (BayHStA), aus welchen die Baupläne der St.-Elisabeth-Kirche in Nürnberg sowie zu den barockisierenden Baumaßnahmen in der Residenzstadt Ellingen und dem Schloss seit ca. 1720 hervorzuheben sind.
Die im Bestand zu findenden handgezeichneten Landkarten gelten als "Augenscheinkarten", da die erforderlichen Informationen meist durch den Kartographen persönlich vor Ort erhoben wurden, der die lokalen Gegebenheiten inspizierte und die notwendigen Messungen vornahm. Trotz aller häufig vorkommenden Fülle und Pracht hatten diese Karten im Normalfall eine rein administrative Funktion. Sie waren nicht zur öffentlichen Darstellung konzipiert und mündeten daher auch nicht in offizielle bzw. repräsentative Verlautbarungen gegenüber den Untertanen oder benachbarten Fürsten. Sie blieben in der Verfügung der landesherrlichen Behörden und wurden zunächst nur dort verwaltungsintern verarbeitet. Die Karten wurden im Archiv verwahrt und nur bei Bedarf hervorgeholt, d.h. wenn die auf ihr verzeichneten Informationen zur Herrschaftsausübung und Verwaltung benötigt wurden. Typische Themen dieser archivischen Karten sind Grenzangelegenheiten, Forst- und Waldrechte, Hochgerichtsbarkeit oder sonstige herrschaftliche Rechte. Der Entstehungszusammenhang ist oftmals noch zu erkennen; die Signatur der Ursprungsakte, aus der der Plan entnommen wurde, ist in diesem Fall in der Verzeichnung vermerkt.
Neben den Landkarten findet sich im Bestand eine Vielzahl architektonischer Pläne, v.a. zur Residenzstadt Ellingen sowie zur Deutschordenskirche St. Elisabeth in Nürnberg. Ellingen war seit 1206 Residenz der Landkomture der Ballei Franken. Der heutige Schlossbau hatte daher verschiedene mittelalterliche Gebäude sowie einen Renaissancebau als Vorgänger; er wurde 1717 bis 1721 unter dem Landkomtur Karl Heinrich von Hornstein (reg. 1717-1743) durch die Architekten Wilhelm Heinrich Behringer (Planung) und Franz Keller errichtet. Ebenfalls vor 1720 wurden durch den Bau von Verwaltungsgebäuden an der Schlossstraße ortserweiternde Maßnahmen getroffen. Franz Joseph Roth, der Nachfolger Kellers, setzte diese mit den Neubauten von Rathaus, Pfarrkirche, Maria-Hilf- und Maximilianskapelle sowie mehreren Bürgerhäusern und den beiden Orangeriegebäuden im Schlossgarten fort. Außerdem arbeitete er an der Innenausstattung des Schlosses und an Stukkaturen in der Schlosskirche. Kurz nach dem Regierungsantritt des neuen Landkomturs Carl Frhr. von Eyb (reg. 1749-1764) wurde Roth durch Matthias Binder ersetzt, der die barocke Schlosslandschaft durch die Vollendung des Schlosskirchturms, den Bau von Wirtschaftsgebäuden sowie die Errichtung repräsentativer Stadttore abrundete. Binders Sohn Andreas, der lange mit seinem Vater zusammengearbeitet hatte, vollendete nach dessen Tod 1777 die letzten begonnenen Gebäude, konnte aber die Errichtung eigener Ideen nicht durchsetzen. Der letzte in Ellingen beschäftigte Architekt war Michel d'Ixnard, der u.a. ab 1773 dem Ostflügel im Innenhof des Schlosses eine Altane vorlagerte.
Die Planungen zur Erweiterung der Spitalkapelle St.-Elisabeth in der Deutschordenskommende Nürnberg zu einer repräsentativen Kirche begannen ähnlich früh wie die zum Residenzschloss. Aufgrund des Widerstands der Reichsstadt Nürnberg gegen einen katholischen Prachtbau innerhalb ihrer Mauern konnte jedoch erst 1784 begonnen werden. Aufbauend auf den Entwürfen aus den 1730er Jahren von Franz Joseph Roth und Matthias Binder fungierte als erster Baumeister Franz Michael Ignaz Neumann, ältester Sohn Balthasar Neumanns. Nach dessen baldigem Tod 1785 setzten Peter Anton von Verschaffelt, ab 1788 Mauritio Pedetti und Joseph Scholl sowie v.a. Wilhelm Ferdinand Lipper 1789-1800 und der Mergentheimer Hofkammerrat Stahl 1800-1805 die Bauarbeiten bis zur vorzeitigen Einstellung fort. Einhergehend mit dem Kirchenneubau wurden auch die angrenzenden Kommendengebäude wie das Deutschordenshaus, das Spital (für Manner und Frauen getrennt), die Beamten- und Geistlichenwohnungen umgestaltet. Steinbrechmeister war zu dieser Zeit Johann Volkert aus Wendelstein, der auch einen Großteil der Pläne nummeriert und signiert hat. Erst 1902/03 wurde der Kirchenbau durch die Fertigstellung der Inneneinrichtung vollendet.
Weitere Karten und Pläne mit Bezug zur Residenz Ellingen, erstellt um 1810 durch den Geometer Wachter, finden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Bestand Oberste Baubehörde.
Bestandsgliederung
Zur Gliederung des Bestands wurde, wie bei den anderen Teilbeständen des Deutschen Ordens auch, auf einen historischen Registraturplan der Landkommende Ellingen sowie für die Kommenden Nürnberg und Virnsberg auf einen modernen Thesaurus zurückgegriffen. Der Großteil der Karten und Pläne wurde den Gruppen
- "Kirchen- und Pfarrhaus-Bausachen" (229) sowie
- "Lehen-, Sal- und Lagerbücher, Karten, Partikulare, Nahrungszettel, Verträge" (75),
- "Allodialbesitz, Güterverwaltung, Bausachen" (46) (Kommende) bzw.
- "Bausachen" (44) (Landkommende) zugeordnet. Auch
- "Augenschein- und Markungssachen" (32),
- "Jagd- und Forstsachen" (14) sowie
- "Fraischsachen" (7) (Kommende) waren festzustellen.
Insgesamt enthält der Bestand 388 Archivalieneinheiten mit einer Laufzeit von 1574 bis 1804. Einige dieser Karten wurden von Dr. Peter Fleischmann verzeichnet und im Archivinventar zu den handgezeichneten Karten des Staatsarchivs Nürnberg veröffentlicht. Da die hier vergebenen Bestellnummern beibehalten wurden, konnte der vorliegende Bestand nicht vollständig fortlaufend nummeriert werden, sondern enthält einige Springnummern.
Weiterführende Literatur
Fleischmann, Peter: Die handgezeichneten Karten des Staatsarchivs Nürnberg bis 1806 ( Bayerische Archivinventare Heft 49), hg. v. d. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns. München 1988
Hesslein, Hans: Die Baugeschichte der Deutschordenskirche St. Elisabeth in Nürnberg. Diss. Würzburg 1925
Kath. Pfarramt St. Elisabeth (Hrsg.): St. Elisabeth. Nürnberg 1996
Kießling, Gotthard (Hg.): Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Ensembles - Baudenkmäler - Archäologische Denkmäler (Denkmäler in Bayern, Bd. V.70/1). München 2000
Krämer, Gerhard: Die römisch-barocke Stilkomponente im Werk Peter Anton von Verschaffelts. Dargestellt anhand der Entwürfe für die Nürnberger Deutschordenskirche. Diss. Heidelberg 1973
Schäfer, Bärbel: Residenz und Markt Ellingen. Zur Konzeption eines Landkomturssitzes im 18. Jahrhunderts (Mittelfränkische Studien, Bd. 10). Ansbach 1994
Ulrich, Karl: Die wechselvolle Geschichte von St. Elisabeth, in: 75 Jahrfeier der Weihe der Kirche St. Elisabeth in Nürnberg. Nürnberg 1978
Stadtlexikon Nürnberg: Art. Elisabethkirche.
- Reference number of holding
-
Deutscher Orden, Karten und Pläne 205.32
- Extent
-
388
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> Deutscher Orden >> Selekte
- Related materials
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_uuid_aus alter Datenbank: 4ce37ea2-9d96-42ec-a7b3-dac1387edb4c
- Date of creation of holding
-
1574-1804
- Other object pages
- Provenance
-
Deutscher Orden, Karten und Pläne
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.05.2025, 9:30 AM CEST
Data provider
Staatsarchiv Nürnberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
- Karten und Pläne
Time of origin
- 1574-1804