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Tunesiens Transition - die Schattenseiten eines Erfolgsbeispiels

Tunesien, das Geburtsland des sogenannten Arabischen Frühlings, gilt als Erfolgsbeispiel einer gelungenen Transition zu einer demokratischen Ordnung. Der Westen im Allgemeinen und die EU sowie einzelne ihrer Mitgliedsstaaten investieren massiv in Tunesiens Stabilität. Die post-revolutionäre politische Ordnung wird vor allem durch die islamistische Ennahda Partei sowie die ihr gegenüberstehenden säkularen Kräfte, repräsentiert durch die Nidaa Tounes Partei, dominiert. Die französisch-algerische Autorin Amal Boubekeur spricht in diesem Zusammenhang von einem ausverhandelten Wettbewerb über die Bedingungen der (Re-)Integration in das wirtschaftliche und politische System des post-revolutionären Tunesien. Der Fokus auf die Stabilisierung Tunesiens veranlasste auch ausländische Geberländer bzw. die EU auf eine nationale Einheitsregierung, die die beiden entgegengesetzten Pole des politischen Spektrums in Regierungsverantwortung bindet, zu drängen. Die Kurzanalyse argumentiert, dass die Förderung des "Erfolgsmodells" durch ausländische Geber zwar dazu beitrug die junge tunesische Demokratie zu konsolidieren und große soziale Unruhen verhinderte, aber dadurch auch Stillstand bei notwendigen politischen Reformen herbeiführte. Viele TunesierInnen fühlen sich heute um die Revolution betrogen. Nur sechs Jahre nach dem Sturz von Präsident Ben Ali machen sich Frustration und Demokratieverdrossenheit breit. Der Fokus auf Stabilität als primäres politisches Ziel könnte damit ironischer Weise, mittel bis langfristig die demokratische Entwicklung gefährden und damit Instabilität hervorbringen.

Tunesiens Transition - die Schattenseiten eines Erfolgsbeispiels

Urheber*in: Günay, Cengiz

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Umfang
Seite(n): 12
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion

Erschienen in
Policy Paper / Österreichisches Institut für Internationale Politik (2)

Thema
Politikwissenschaft
politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Außenpolitik
Autoritarismus
Demokratie
Transition
Demokratisierung
politische Stabilität
politische Reform
Revolution
politische Willensbildung

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Günay, Cengiz
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Österreichisches Institut für Internationale Politik (oiip)
(wo)
Österreich, Wien
(wann)
2017

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-59132-1
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:26 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Stellungnahme

Beteiligte

  • Günay, Cengiz
  • Österreichisches Institut für Internationale Politik (oiip)

Entstanden

  • 2017

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