Zeichnung

Entwurf zu einem Denkmal für Friedrich den Großen auf dem Leipziger Platz in Berlin

1797 sah der junge Karl Friedrich Schinkel in der Berliner Akademie-Ausstellung den epochalen Entwurf des aufstrebenden, von der französischen Revolutionsarchitektur beeinflussten Architekten Friedrich Gilly für ein Denkmal Friedrichs des Großen auf dem Leipziger Platz. Das Werk beeindruckte ihn zutiefst, es war das Inaugurationsbild für seine eigene Laufbahn als Künstler und Architekt. Friedrich Gilly schuf das Denkmal für Friedrich den Großen anlässlich eines Preisausschreibens von 1796. Das Werk gilt als das Schlüsselbild der nachbarocken, modernen Architektur in Berlin um 1800. Es reflektiert das veränderte Selbstverständnis des Baumeisters als Baukünstler und stellt eine mediale Neuheit dar. Denn zweifellos geht nicht nur von dem Thema und der eigenartigen Verbindung ägyptischer und griechisch-römischer Stilelemente ein besonderer Reiz aus, sondern vor allem auch von der suggestiven Kraft des leicht über Eck gestellten, untersichtigen und raffiniert beleuchteten Architekturbildes. In einer derartig malerischen Inszenierung und pathetischen Entrückung des Denkmals gehen Bild, Bau und Thema eine Symbiose ein. Überdies ist das Architekturbild nicht mehr im Werkprozess verortet. Es kann vorlaufender Entwurf wie nachträgliches Dokument oder auch eine zeitlose Architekturphantasie sein und wirkt dann unmittelbar ins Geschichtliche hinein, wenn es sich um eine Rekonstruktion handelt, sei es einer Idee, die ungebaut blieb oder verunklärt wurde, sei es eines historischen Denkmals. Ein reales Gebäude kann schon in der Planung vom Entwurf abweichen, gewiss aber verändert es sich, verfällt oder verschwindet in der Zeit. Starke Bilder dagegen konservieren die Absichtsgestalt mitsamt dem räumlichen Ambiente und vermitteln diese an die Mit- und Nachwelt. Das gehört bis heute zum Kalkül eines modernen Architekten. Weitere Forschungen sowie eine gründliche technische Untersuchung und vorsichtige Restaurierung werden das Verhältnis des hier ausgestellten, bekannten Stücks zu einer Variante klären, die sich ebenfalls im Kupferstichkabinett befindet (Kupferstichkabinett, Inv. SZ Gilly 1). Text: Heinrich Schulze Altcappenberg, 2012 (nach dem Ausstellungskatalog Schinkel 2012)

Urheber*in: Gilly, Friedrich / Rechtewahrnehmung: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

Attribution - NonCommercial - ShareAlike 3.0 Germany

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Location
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
Inventory number
SZ Gilly 5
Measurements
Blattmaß: 62,0 x 135,2 cm
Material/Technique
Gouache und Feder in Schwarz über konstruierender Vorzeichnung mit Bleistift und Zirkel, auf Paier (Vergé)

Classification
Zeichenkunst

Event
Herstellung
(when)
1796 - 1797

Rights
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Last update
07.04.2025, 7:53 AM CEST

Data provider

This object is provided by:
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Object type

  • Zeichnung

Associated

Time of origin

  • 1796 - 1797

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