Bestand

076 (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: 1 lfm

Literaturhinweis: Bernhard Eschenburg, Die Coniunctio fratrum Lubecensium (der Fechtclub) in Lübeck 1844-1904, in: Mitteilungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 14, 1919-1928, S. 29-50, 53-78

Eingrenzung und Inhalt: Statuten, Chronik, Protokolle, Stiftungsfeste

Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: 1. Überblick über die Geschichte der Verbindung
Der "St.-Katharinen-Fechtclub" oder "Coniunctio Fratrum Lubecensium" - Schülerverbindung am Lübecker Gymnasium Katharineum und später auch Altherrenverband - bestand mit einigen Unterbrechungen seit 1836 und ist damit die älteste Verbindung der Schule.
Sie wurde 1836 von 15 Primanern gegründet. Ihr Zweck bestand anfangs nur in Fechtübungen, die in der Burg am Burgtor stattfanden. Der Verein nannte sich "St. Katharinen-Fechtclub in der Burg" und seit 1845 auch "Coniunctio Fratrum Lubecensium".

Diese zunächst schlagende Verbindung wurde mehrfach verboten und neu gegründet. Das erste Verbot wurde schon 1843 von Schuldirektor Johann Friedrich Jacob ausgesprochen, wegen einer mit scharfer Waffe ausgefochtenen Fecht-Auseinandersetzung (Paukerei), die fast tödlich geendet hatte. 1844 wurde die Verbindung unter Auflagen neu gegründet, u. a. sollten Streitigkeiten von einem "Fechtgericht" ohne Waffen geregelt werden. 1845 bekam die Verbindung erstmals einen festen Raum ("Kneipzimmer"), in dem sie sich zu Geselligkeiten ("Kommers") und zu ritualisierten Zusammenkünften mit Zwang zum Alkoholkonsum ("Kneipe") treffen konnte.
1856 kam ein Verbot von Direktor Johann Friedrich Breier, ebenfalls wegen einer fast tödlich geendeten Paukerei. Die Neugründung für Primaner und Sekundaner 1857 erfolgte wieder unter Auflagen, u. a. wurde jede Paukerei auch mit stumpfen Waffen verboten und nur einmal im Quartal eine Kneipe genehmigt.

Die Verbindung unterhielt Zweigvereine, in die auch Nichtmitglieder des Fechtclubs aufgenommen wurden. Die "Turnerschaft des Katharineums" wurde 1854 gegründet und mit der Einführung des obligatorischen Turnunterrichts in der Schule 1880 aufgelöst. Der "Leseverein der Sekunda A" bestand von 1870 bis zum Verbot des Fechtclubs 1904. Sein Schwerpunkt lag bei Bildung und Geselligkeit u. a. in Form sog. Primanerabende, bei denen die Mitglieder in den Elternhäusern der "Damen" eingeladen waren.

Unter den Zusammenkünften nahm der jährliche Festkommers zum Gründungsdatum der Verbindung (Stiftungsfest) eine besondere Stellung an.

1876 gründete sich im humanistischen Zweig des Gymnasiums in direkter Konkurrenz zum "St. Katharinen-Fechtclub" die Schülerverbindung "Lubeca". 1879 gründeten Primaner der Realklassen die Verbindung "Germania". Sie erhielten im selben Jahr Konkurrenz von der Verbindung "Barbaria", die bis 1884 bestand.

Um die Jahrhundertwende bestanden drei Schülerverbindungen am Lübecker Katharineum, deren Erkennungszeichen ("Couleur) u. a. die Mützen waren. Der "St. Katharinen-Fechtclub" trug grün-weiß-grüne Mützen und wurde auch "Die Grünen" genannt. Couleur der "Lubeca" ("die Weißen") waren rot-weiß-rote Mützen und die "Germania" ("Die Schwarzen") trug schwarz-weiß-rot auf schwarzen Mützen. Diese farbentragenden Verbindungen wurden im Mai 1904 unter Direktor Hans Christian Reuter mit Unterstützung der Oberschulbehörde verboten.

Ende 1904 gründeten ehemalige Mitglieder der Verbindungen (Alte Herren) neue Vereinigungen, die auch ehemalige Schüler des Katharineums aufnahmen. Der "St. Katharinen-Fechtclub" firmierte daraufhin unter "Verein früherer Mitglieder des St. Katharinen-Fechtclubs zu Lübeck" und unter "Coniunctio Fratrum Lubecensium".

1908 gründeten Primaner des humanistischen Zweigs mit Zugeständnissen von Direktor Reuter zwei neue Verbindungen in der Tradition der "Grünen" und der "Weißen". Sie bekamen die Erlaubnis zu Fechtübungen unter Leitung des Turnlehrers und zu Ausflügen sowie zu Lese- und Diskussionsabenden und zu Primanerabenden. Als Gegenleistung mussten sie Freizeitangebote der Schule unterstützen und traten geschlossen der "Katharineum- Ruderriege" bei und nahmen an den Fünfkämpfen im Rahmen der Schulfeste bei.

1919 wurden die drei Verbindungen offiziell von der Oberschulbehörde wieder erlaubt, das öffentliche Farbentragen blieb verboten. Das Fechten wurde durch Sportarten wie Turnen und Rudern abgelöst und als Vereinsname wurde "Coniunctio Fratrum Lubecensium" gebräuchlich. 1921 ließ jede der drei Verbindungen im Lübecker Stadtteil Israelsdorf Gedenksteine (Ehrenmal) setzen für gefallene Mitglieder. Während des Nationalsozialismus wurde die Vereinigung 1934 offiziell aufgelöst, blieb aber informell in Verbindung. In der Nachkriegszeit trat der Altherrenverband unter der Bezeichnung "Coniunctio Fratrum Lubecensium" wieder zusammen.

1986 gründete sich zum 150. Stiftungsfest wieder eine neue aktive Schülerverbindung (Activitas). Sie nahm auch Schülerinnen auf und firmierte auch unter "Coniunctio Fratrum Lubecensium".

2. Ordnungsarbeiten
Vereinsunterlagen aus dem Besitz des Vorsitzenden des Altherrenverbandes wurden 2004 abgegeben und befanden sich nur zum kleinen Teil in geordnetem Zustand. Sie erhielten einen großen Anteil älterer Unterlagen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen und enden mit dem Jahr 1992. Diese Ablieferung wurde zusammen mit einem bereits 1919 abgegebenen Bestand "St. Katharinen-Fechtclub" neu geordnet und verzeichnet.
Die Akteneinheiten wurden überwiegend nach Dokumentenart geordnet, entsprechend eher formal gegliedert und in chronologisch aufsteigender Reihenfolge verzeichnet.

Bis zum Verbot 1904 ist die Tätigkeit der Aktivitas u. a. durch fast geschlossene Protokollbücher und Vereins-Chroniken gut dokumentiert. Nach dem Verbot reißt die Überlieferung für die zeitweilig existierenden Aktiven fast ab und die Dokumente beziehen sich v. a. auf den Altherrenverband. Für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist die Überlieferung lückenhaft und besteht für die Kriegsjahre nur aus Jahresberichten des Altherrenverbandes über den Verbleib einzelner Mitglieder. Diese Jahresberichte stellen auch den überwiegenden Teil der Überlieferung von der Nachkriegszeit bis 1992. Zur 1986 neu gegründeten Aktivitas enthält der Bestand kaum mehr als den Hinweis auf ihre Gründung und ein Kneip-Comment von 1989.

3. Umfang
Der Bestand umfasst etwa einen Regalmeter und hat eine Laufzeit von 1840 bis 1992.

Lübeck, 08.09.2004 Hilde Hoherz

Literaturangabe:
Karl Müller. Geschichte der Schülerverbindungen Lübecks, in: Festschrift zur Vierhundertjahrfeier des Katharineums zu Lübeck 1531-1931, Lübeck (ohne Jahr), S. 162-172.

Reference number of holding
Archiv der Hansestadt Lübeck, 05.4-St. Katharinen-Fechtclub

Context
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 05 Private Archive >> 05.4 Vereins- und Verbandsarchive

Date of creation of holding
1836-1992

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Last update
22.02.2023, 10:29 AM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1836-1992

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