Bestand
Nachlass Prof. Adolf Jensen (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Prof. Adolf Jensen, geb. 23.01.1878 in Landwehr
bei Kiel, gest. 06.02.1965 in Aurich, war ein bedeutender
Reformpädagoge. Nachdem er zunächst von 1899 bis 1902 als Leher
tätig war und nebenbei Ferienkurse an der Universität Kiel gegeben
hatte, trat er 1904 in den Hamburgischen Volksschuldienst ein. 1920
ging Jensen als Lehrer an die Rütlischule in Berlin-Neukölln, der
er später als Rektor vorstand. Unter seiner Leitung entwickelte
sich die Schule zu einer "Lebensgemeinschaftsschule". Im September
1929 wurde er ohne die übliche akademische Vorbildung und
Habilitation zum außerordentlichen Professor für Methodik und
Didaktik an die Technischen Hochschule Braunschweig berufen.
Als langjähriges Mitglied der Sozialdemokraten und als
Reformpädagoge war er von Beginn seiner Tätigkeit in Braunschweig
an umstritten und wurde1932 vom dortigen Volksbildungsminister
Dietrich Klagges auf Grund des § 126 des Braunschweigischen
Staatsbeamtengesetzes in den Ruhestand versetzt. Jensens endgültige
Entlassung erfolgte zum 1. Okotber 1933. Da er weniger als 10 Jahre
Beamter war, hatte er keinen Anspruch auf ein Ruhegehalt und
erhielt aus Härtefallgründen ein kleines wiederrufliche
Ruhegehalt.
Geschichte des
Bestandsbildners: Er ließ sich in Berlin nieder, fand dort jedoch
keine Erwerbstätigkeit. Nach 1940 stellte Jensen sich der Wehrmacht
für die Betreuung der Besatzungstruppen in den Niederlanden zur
Verfügung. 1943 wurde er nach einer Denunziation wegen
defätistischer Umtriebe entlassen und für 3 Wochen unter Hausarrest
gestellt. Aus Angst vor einer Verhaftung durch die Gestapo
versteckte er sich bis Kriegsende bei seiner Schwester in der Nähe
von Aurich.
1946 wurde Jensen rehabilitiert und in die
Rechte eines entpflichteten außerordentlichen Professors mit
entsprechenden Bezügen eingesetzt. Doch er kehrte nicht nach
Braunschweig zurück.
Stattdessen richtete er 1950 eine
kleine Privatschule bei Aurich ein.
Von 1947 bis 1951
war er zudem Mitglied des Niedersächsischen Landtages für die SPD
(Wahlkreis 93 - Emden). 1958 wurde er zum Stadtrat von Aurich
gewählt.
Bestandsgeschichte: Der
Bestand wurde in zwei Akzessionen (2014/33 und 2015/13) von Albert
Gröneveld, Aurich, dem Archiv übergeben. Es handelt sich bei diesem
Bestand allem Anschein nach um einen Teilchnachlass. Der Hauptteil
des Nachlasses wurde 1990 von Jensens Erbin Hedwig Orth an das
Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Volksbildung,
Otto-Suhr-Volkshochschule abgegeben.
- Reference number of holding
-
Nds. Landesarchiv, Abt. Aurich, NLA AU, Rep. 220/80
- Context
-
Nds. Landesarchiv, Abt. Aurich (Archivtektonik) >> Gliederung >> 2 Nichtstaatliche Bestände >> 2.5 Private Nachlässe >> 2.5.2 G - M
- Related materials
-
Literatur: Wettern, Michael/ Weßelhöft, Daniel: Opfer nationalsozialistischer Verfolgung an der Technischen Hochschule Braunschweig 1930-1945, Hildesheim-Zürich-New York 2010 Simon, Barbara: Abgeordnete in Niedersachsen 1946–1994: Biographisches Handbuch, Hannover 1996, S. 183 Anikó Szabó: Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung: Göttinger Hochschullehrer im Schatten des Nationalsozialismus, mit einer biographischen Dokumentation der entlassenen und verfolgten Hochschullehrer: Universität Göttingen – TH Braunschweig – TH Hannover – Tierärztliche Hochschule Hannover, Göttingen, 2000, S. 586f Jensen, Adolf: Der Weg zum eigenen Stil: ein Aufsatzpraktikum für Lehrer und Laien, Braunschweig 1923 Jensen, Adolf: Unster Schulaufsatz ein verkappter Schundliterat: ein Versuch zur Neugründung des deutschen Schulaufsatzes für Volksschule und Gymnasium, Braunschweig 1922
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
27.01.2023, 3:26 PM CET
Data provider
Niedersächsisches Landesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand