Grafik
Der Winter (Hyems) Aus: Die Vier Jahreszeiten
Der Kupferstich „Hyems“ ist das vierte Blatt einer Jahreszeitenserie. Er trägt unterhalb der Illustration eine lateinische Inschrift, die sich auf die Personifikation des Winters bezieht:„Der kalte Winter hat das Aussehen eines Greises angenommen. Sein struppiger Bart erstarrt von der Kälte; auf dem Kopf trägt er eine Fellmütze, sein Körper ist mit einem zweifachen Pelzmantel bedeckt und an den Füßen sind Holzschuhe zu sehen. Der glimmernde Krug hält seine blutleeren Hände durch das Feuer warm.“ - Die in der Inschrift beschriebene Personifikation des Winters dominiert den Vordergrund. Der Künstler stellt den Greis in zeitgenössischer Kleidung dar. Die Holschuhe mit hoher ausgefallener Sohle, die sogenannten Trippen, dienten dazu, die Lederschuhe darunter auf den Straßen vor Schmutz zu schützten. - Am oberen Bildrand sind Tierkreiszeichen dieser Jahreszeit in umgekehrter Reihenfolge dargestellt: Fische, Wassermann und Steinbock. Bei der Betrachtung der ganzen Serie fällt auf, dass alle Sternzeichen von rechts nach links gelesen werden müssen. Vermutlich ist diese Erscheinung durch die Seitenverkehrung, die beim Druck entsteht, zu erklären. - Im Bildhintergrund laufen Personen auf Schlittschuhen, einige spielen Colf, ein damals in den Niederlanden beliebtes Spiel, das Golf und Hockey ähnelt.1 Andere wärmen sich am Feuer auf oder unterhalten sich bei Tisch. Insbesondere im 16. Jahrhundert wurden winterliche Vergnügungen wie Eislaufen, Schlittenfahren und andere Spiele mit Vorliebe als Motiv verwendet. Auch dienten die Schlittschuhe nicht nur dem Freizeitvergnügen. Sie wurden ebenfalls als schlichtes Fortbewegungsmittel eingesetzt. Auffällig erscheint jedoch, dass bei diesem Winterbild auf Schnee ganz verzichtet wird. Vielmehr tritt die Architektur in den Vordergrund. Die zahlreichen Brücken über der vereisten Gracht führen den Betrachter weit in die Stadtlandschaft hinein. - Die Wahl eines alten Mannes als Personifikation des Winters steht ganz in der Tradition jener Zeit. So wird z.B. in der „Iconologia“ von Cesare Ripa die typische Darstellungsform der Jahreszeiten geschildert. Der Winter erscheint hierbei als eine alte Person mit weißen Haaren, runzliger Haut, mit warmer Kleidung und Fellen bedeckt. Nach den Anstrengungen des Sommers und des Herbstes wärmt sie sich am Feuer auf und kommt zur Ruhe.2 - In der gesamten Serie wird das Fortschreiten des Alters sichtbar. So erscheint der Frühling als Jüngling mit einem Blumenkranz, der Sommer als Mann mittleren Alters mit Kornähren auf dem Haupt, der Herbst als älterer Mann mit einem Weintraubenkranz und schließlich der Winter als Greis. Da es weder in der Antike noch im Mittelalter üblich war, die Jahreszeiten als Lebensalter darzustellen, ist diese Art von Illustration eine Entwicklung des 16. Jahrhunderts und fand durch Cesare Ripas „Iconologia“ eine große Verbreitung. - Maerten von Heemskerck zeigt in dieser Serie mit Vorliebe vielfigurige Szenen mit mehreren für die Jahreszeit charakteristischen Tätigkeiten. Bei jeder Jahreszeit ist der Bildhintergrund mit reichem Geschehen gefüllt. Bei den ersten drei Stichen wählt er eine hügelige Landschaft mit vielen Bauern bei der Arbeit. Nur der Winter bildet eine Ausnahme. Statt einer verschneiten Landschaft wird die Stadt gewählt, anstelle von Bauern tritt die reiche Bürgerschicht und wird in ihrer Freizeit gezeigt. -
- Standort
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Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
- Inventarnummer
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D 4207
- Maße
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Höhe: 190 mm (Blattmaß)
Breite: 193 mm (Blattmaß )
- Material/Technik
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Papier; Kupferstich
- Inschrift/Beschriftung
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Aufschrift: Effoeti mentire senis ... fovet igne coruscus. (Bildunterschrift )
Aufschrift: MHEEM In. (ligiert) (Vorbild/Ideengeber )
Marke: Göttinger Bibliotheksstempel
Aufschrift: HYMES (Untere Bildmitte)
- Klassifikation
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Zeichnung/Grafik (Hessische Systematik)
Kupferstich (Oberbegriffsdatei)
- Bezug (was)
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Schlittschuh
Brücke
Eisbahn
Winter; Ripa: Hyems; Inverno
menschliche Tätigkeiten im Winter (bei der Einteilung des Jahres in vier Jahreszeiten)
Winterlandschaft; Landschaft, die den Winter bezeichnet (bei der Einteilung des Jahres in vier Jahreszeiten)
- Ereignis
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Entstehung
- (wer)
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van Heemskerck, Maerten (Vorbild / IdeengeberIn)
- (wann)
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1563 (http://diglib.hab.de?grafik=graph-a1-781q-4)
- Ereignis
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Herstellung
- Förderung
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Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
- Letzte Aktualisierung
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24.04.2025, 12:58 MESZ
Datenpartner
Kunstsammlung der Universität Göttingen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Grafik
Beteiligte
- van Heemskerck, Maerten (Vorbild / IdeengeberIn)
- Cort, Cornelis (StecherIn)
Entstanden
- 1563 (http://diglib.hab.de?grafik=graph-a1-781q-4)