Bestand
Domänenrentamt Siegen (Bestand)
Innere Organisation 1570-1886
(43); Rechnungs- und Kassenwesen 1636-1878 (115); Kompetenzen,
Verpachtungen 1795-1874 (85); Spezialia (nach Orten) 1578-1885
(370).
Form und Inhalt: Das Rentamt
Siegen war zuständig für die Verwaltung der in dem größten Teil der
heutigen Kreise Olpe und Siegen (Reg.-Bez. Arnsberg) liegenden
Domänen, sowie einzelner, dem Fiskus unterstehender Gebäude,
Grundstücke und Berechtigungen. Eine Übersichtskarte der Rentämter
im Reg.-Bez. Arnsberg befindet sich u. a. im Rep. B 481 VI (Rentamt
Soest).
In den Vorprovenienzen des Aktenbestandes
schlägt sich die unterschiedliche historische Entwicklung der zwei
Kreise nieder.
Die Gebiete des heutigen Kreises Olpe
gehörten vor 1803 zum kölnischen Herzogtum Westfalen, kamen durch
den Reichsdeputationshauptschluß (25. Febr. 1803) an den Landgrafen
von Hessen-Darmstadt (seit 13. Aug. 1806 Großherzog von Hessen) und
nach dem Wiener Kongreß an Preußen (Besitzergreifung 15. Juli
1816). Die Staatsgüter in den als Entschädigungslande an das
Großherzogtum Hessen gefallenen Gebieten wurden ab 12. Okt. 1803
von einer Rentkammer (ab 12. Jan. 1809 Hofkammer) verwaltet.
Die zum heutigen Kreis Siegen gehörenden Gebiete waren im 18.
Jahrhundert Teil des zu Nassau-Oranien gehörenden Fürstentums
Siegen. Durch die Mediatisierung aufgrund der Rheinbundakte 1806
kam Siegen an das Großherzogtum Berg (Dep. Sieg). Es wurde 1817
Preußen eingegliedert. Zu den Vorprovenienzen vgl. Großherzogtum
Hessen V (Rentämter), Rep. B 63, Bl. 678 ff., Fürstentum
Oranien-Nassau (Dillenburg) D (Rentkammern), Rep. A 412,1 S. 64 ff.
u. Großherzogtum Berg E 16 (Rentei Netphen) u. 17 (Rentei Siegen),
Rep. B 70, S. 269-273, vgl. auch Kohl/Richtering, Behörden der
Übergangszeit 1802-1816, S. 210.
Die bei der
Übernahme der heutigen Kreise Olpe und Siegen durch Preußen
vorhandenen Staatsgüter entstammten zum einen aus alten, ins 18.
Jahrhundert zurückgehenden Besitz- bzw. Abhängigkeitsverhältnissen,
zum anderen beruhten sie auf dem dem Staat durch die Säkularisation
1803 zugewachsenen, Klosterbesitz. Die preußische Behördenübersicht
von 1818 kennt noch keine Rentämter, sondern nur
Domänen-Verwaltungsbehörden, die sich auf jeder der großen Domänen
befanden. Wohl um die hohen Verwaltungs- und Unterhaltskosten zu
sparen, verkaufte der preußische Staat in den 20er Jahren die
meisten Domänen, so daß die Zahl der Domänenverwaltungen abnahm. So
wurde z.B. die aus dem Besitz des Augustinerchorherrenstiftes Ewig
bei Attendorn gebildete Domäne schon 1819 veräußert und die Domäne
(Kloster) Grafschaft wurde 1827 an den Freiherrn v. Fürstenberg
verkauft. Vgl. H. Klueting, Die Säkularisation im Herzogtum
Westfalen 1802-1834, Köln/Wien 1980.
Nach dem
Ablösungsgesetz von 1821 konnten die Besitzer von Gütern, auf denen
Pachte und herrschaftliche Lasten lagen, diese gegen eine bestimmte
Entschädigung ablösen und die vollen Eigentumsrechte erwerben. Da
davon in der Regel Gebrauch gemacht wurde, verringerten sich in den
30er und 40er Jahren mit dem Fiskalgut die Verwaltungsaufgaben und
Einnahmen der Rentämter, so daß mehrere zusammengelegt wurden bzw.
nur noch als Rezepturen erhalten blieben.
Nach dem Handbuch des preußischen Staates von 1828 gab es im
Regierungsbezirk Arnsberg an Rentämtern: Arnsberg, Bilstein,
Dortmund, Hagen, Hamm, Lippstadt, Meschede, Mülheim, Siegen
(Netphen) und Soest. Während es noch 1818 je eine
Domänen-Verwaltungsbehörde in Siegen und Netphen gab, scheint die
Behörde in Siegen nicht weiter besetzt worden zu sein. Schon vor
1820 scheinen die Rentämter zusammengelegt und von Netphen aus
verwaltet worden zu sein, trugen aber den Namen des Kreissitzes. So
erklärt sich die Adresse: Rentamt Siegen zu Netphen. Ca. 1830 wurde
der Sitz des Rentamtes von Netphen nach Siegen verlegt.
Bilstein, das bis zum 01.01.1819 Kreissitz war (danach Olpe),
blieb bis Ende der 20er Jahre Rentamtssitz für den Kreis Olpe. Im
Handbuch von 1831 erscheint es nicht mehr, die RentamtsVerwaltung
des Kreises Olpe wurde nun auch vom Rentamt Siegen
durchgeführt.
Nach dem Stand vom 09. Jan. 1839 zog das
Rentamt Siegen aus 101 Ortschaften in den Kreisen Olpe und Siegen
Einnahmen und Gefälle aller Art ein (Nr. 39).
1868
bestand die Domänenverwaltung im Reg.-Bezirk Arnsberg nur noch in
dem Rentamt Arnsberg und den Rezepturen Dortmund, Gevelsberg,
Lippstadt, Meschede, Soest und Siegen, wobei Siegen für die Kreise
Olpe und Siegen zuständig blieb. In den 70er Jahren verminderte
sich die Zahl der Rezepturen weiter. Im Handbuch des preußischen
Staates von 1878/1879 ist die Rezeptur Siegen nicht mehr
aufgeführt. Über die Rentämter im Regierungsbezirk Arnsberg heißt
es bei Senfftleben (Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des
Regierungs-Bezirks Arnsberg) 1880: "Staats-Domänen sind im Bezirk
nicht mehr vorhanden. Der Domänen-Fiskus besitzt noch einzelne
Gebäude, Grundstücke und Berechtigungen, zu deren Verwaltung das
Domänen-Rentamt zu Arnsberg und die Rezeptur Lippstadt bestehen.
Die wenigen in den übrigen Kreisen vorhandenen
Domänen-Angelegenheiten sind den einzelnen Steuerkassen, in deren
Bezirk sie vorkommen, übertragen".
Nach dem Übergang der
Großherzogtümer Hessen und Berg an Preußen blieben die
Verwaltungsbeamten der Rentämter, Rezepturen und
Domänenverwaltungen zunächst im Amt. Im Jahre 1824 wurde die
Domänen-Verwaltungsbehörde in Bilstein (für den Kreis Olpe) von
Hellinger und die in Netphen (für den Kreis Siegen) von Diez
verwaltet.
Johann Gregor Diez stand seit dem 21. Juni
1809 der Rentei in Netphen (Großherzogtum Berg, Dep. Sieg) vor. Er
erscheint in dieser Funktion bis 1821 und ist dann Rentmeister des
Rentamtes Siegen zu Netphen. 1828/1829 wird eine Untersuchung wegen
Veruntreuung gegen ihn durchgeführt (vgl. Nrn 137, 159, 167). Die
Handakten des Rentmeisters Diez zu Netphen als Kommissar für die
Aufteilung der Nassau-Siegenschen Archivalien 1819-1842 befinden
sich unter: Staatsarchiv Münster, Abgelegte Dienstregistratur A
7.
Hellinger tritt uns 1818 als Leiter der
Domänen-Verwaltungsbehörde Glindfeld entgegen, 1820 und 1821 ist er
Domänen-Rentmeister der Domäne Grafschaft, 1824 und 1828
Rentmeister der Domänen-Verwaltungsbehörde Bilstein (für den Kreis
Olpe). 1831 erscheint er als Rentmeister der zusammengelegten
Rentämter der Kreise Olpe und Siegen in Siegen, wohl als Nachfolger
von J.G. Diez.
Am 01. Juli 1837 übernimmt
Domänen-Empfänger (1854 Domänen-Rat) Menne das Rentamt Siegen, 1873
wird die Rezeptur Siegen von dem Rechnungsrat Manger verwaltet, der
1878 als Rentmeister des Stifts Geseke-Keppel genannt ist, seinen
Wohnsitz aber weiterhin in Siegen hatte.
Der Bestand
Rentamt Siegen ist ohne Rücksicht auf ältere Behördenordnungen
durchnumeriert und danach durchkassiert worden, so daß zahlreiche
Fehlnummern entstanden sind. Ein Registraturplan von ca. 1839
befindet sich in Nr. 82. Der Bestand wurde in den Monaten Mai -
September 1980 von den Staatsarchivreferendaren C. v.
Looz-Corswarem, R. Nolden und H. Walberg neu verzeichnet, wobei sie
auf Vorarbeiten von Staatsarchivamtmann Frau Kießling zurückgreifen
konnten.
Münster, im Oktober
1980
Anhang:Vorläufiges
Verzeichnis von Archivalien des-. , Rentamtes Siegen im Stadtarchiv
Siegen ;
1) Verzeichnis über die bei dem Rentamt Siegen
in Verweigerung
stehenden jährlichen Abgaben von
Privat-Mühlen1819
2) Die dem Steuer-Kontrolleur Bodse
mitgeteilten Domänen- und Forst- Grundsteuer-Etats (E dann S N. 26
dann N. 33)1827
3) Spezielle Nachweisung von allen in
jedem Monate eingegangenen und abgelieferten
Domänen-Veräußerungs-Geldern, sowie der am Schlusse des Monats
verfallen gewesenen aber nicht eingegangenen Rückstände 1828, 1829,
1830, 1831, 1832. . : (N Nr. 11, Vol 1 ) 1828 - 1831
4)
Anstellung der Ausländer bei den Verwaltungs-Bureaus 1834 (nur
Umschlag) (A N. 24)1834
5) Die Subhastations-Ordnung vom
15. März 1869
(Cap. II Fach V No. 9)1869
6)
Acta des Königlichen Rentamts SIEGEN
betreffend
die von JOH. ENGEL HORN zu ALTENSEELBACH früher erbzinsweise
bel-inenutzten, dem Fiskus zur freien Disposition wieder
anheimgefallenen Grundstücke,1817 bis 1825 * (V. Nr. 101
1817-1830
7) Verkauf der zur Königlichen Domäne
CHARLOTTENTAL gehörigen Wiese, "Blaues Wunder" genannt, welche
bisher an Einwohner zu BUSCHGOTT- HARDTSHÜTTEN verpachtet gewesen,
an den Handelsmann ADOLPH HEINRICH AX zu SIEGEN 1827-1828
8) Acta (des Königlichen Rentamts zu SIEGEN)
betreffend
den Verkauf der großen
Domanial-Weiherwiese in DEUZER Mark (und deren bisherige
Pachtverhältnisse) (V. Nr. 115) Vorakten: Oranien-Nassauische
Landrentei SIEGEN1787 - 1823
9) Acta (des Königlichen
Rentamts zu SIEGEN)- betreffend ; ;. die Herrschaftlichen Güter zu
GRISSENBACH 1820, 1821 (und deren . Verkauf) intus: Inventarium
(Verzeichnis) derjenigen Güter,
welche zu der
Herrschaftlichen Hube zu GRISSENBACH
gehören 1785
(V. Nr. abgerissen) Vorakten: Oranien-Nassauische Landrentei
SIEGEN 1785 - 1821
10) Verkauf der Domanial-Güter zu
GRISSENBACH1821 - 1822
11) Verkauf eines Bauplatzes von
der Domanial-Hofwiese in GRUND an
JOHANN JACOB KIEL in
GRUND1816 - 1819
12) Acta (des Königlichen Rentamts zu
SIEGEN)
betreffend
das HERLINGER Hofgut zu
FREUDENBERG
intus: Inventarium des Herrschaftlichen
HERLINGER Hofguts
zu FREUDENBERG 1804 (V. Nr. 11)
Vorakten: Oranien-Nassauische Landrentei SIEGEN 1774 -1819
13) Acta (des Königlichen Rentamts zu SIEGEN)' •; betr.
den Verkauf der HERLINGER Hof- und Amtsgüter zu FREUDENBERG
1819, 1820, 1821, 1822 (V. Nr. 126) : 1819-1828
14) Gesuch des J0HANNES LEHNHOF, ehemaliger Sergeant im 1.
Regiment Oranien-Nassau, um Erlaubnis zur Erbauung eines Wohnhauses
auf Königlichem Domänengrund zu HOFGINSBERG 1823 - 1824
15) Acta (des Königlichen Rentamts zu SIEGEN) betr.
den Verkauf der KÜCHTHALER (Domanial-) Wiesen bei KAAN
und
MARIENBORN*' (V. Nr. 122) 1819 - 1826
16)
Die von den Käufern der veräusserten Parzellen der Königlichen
Domäne LOHE getragene Grundsteuer und Kommunallasten pro 1819
1821
17) Verkauf des sogenannten SEELBACH Weihers und
des daran befindlichen
Wiesenstücks bei FREUDENBERG auf
Königlichem Domänengrund 1820 - 1824
18)Verkauf
des(Herrschaftlichen) Laboratoriums(in dem Löhrtor zu SIEGEN)
1(V Nr. 138) 1815 - 1816
19) Acta des Königlichen
Rentamts SIEGEN betr.
die Königlichen Domanial-Mühlen zu
SIEGEN von 1777 bis 1815 intus: Inventarium über die
Herrschaftlichen Mühlen untig und
vor der Stadt SIEGEN
1781
(M. Nr. 16, Registratur S. Fach -) Vorakten:
Oranien-Nassauische.Landrentei SIEGEN1776-1815
20)
Ausschlammung des oberen Teiles des Herrschaftlichen
Stadt-Mühlen-Weihers zu SIEGEN, auch Reparatur des
Mühlenweiherdamms und Ab-steinung des Stadt-Mühlen-Weihers
intus: Schreiben des Domänenrentmeisters DIEZ und
Aufteilungskommissars des Oranien-Nassau-Dillenburg-Siegenschen
Landesarchivs zur Überlassung der Aktenstücke an das Königliche
Rentamt SIEGEN, Netphen 1834 Februar 71778-1801, 1834 (N.76)
Vorakten: Oranien-Nassauische Landrentei
21)
Pacht-Übergabe der Domanial-Mühle zu SIEGEN (vor dem Kölner Tor
gelegen, bestehend aus: 1. Schrotmühle, 2. Beutelmühle, 3.
Schneidmühle), verhandelt vor dem Königlich Preussischen
Stadtgericht SIEGEN 1828
22) Erlaubnis zum Betrieb einer
Stampfe in der unterhalb der vormaligen landesherrschaftlichen
Mühle zu SIEGEN gelegenen Walkmühle zur Beziehung von Wasser aus
dem Mühlenweiher1865
23) Acta des Königlichen Rentamts
SIEGEN
betreffend; das obere Orangerie-Gebäude im
Herrengarten bei SIEGEN und den Verkauf der Sandstein-Figuren,
1823, 1824, 1825, 1826, 1827 (V Nr. 186, Registratur S. Fach U.
vol. l) 1823 - 1834
24) Spezial-Etat der Domänen-Rentei
WAHLBACH pro 1820/22 (E Nr. 17) 1819
25) Verhandlungen
über den Spezial-Domänen-Etat des aufgelösten Rentamts WAHLBACH pro
1820/221820 - 1823
26) Gesuch des JOHANNES OECHELHAEUSER
zu SIEGEN um Konzession zur Anlage einer Mahl- oder Papiermühle und
käufliche oder, erbpachtweise Überlassung der zu einem Weiher
notwendigen Wiesen vom Herrschaftlichen Hofgut
WINCHENBACH1818
- Bestandssignatur
-
M 212
- Umfang
-
613 Akten.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 3. Behörden und Einrichtungen des Staates und der Selbstverwaltung nach 1816 >> 3.3. Wirtschaftsverwaltung (M) >> 3.3.2. Land- und Forstwirtschaft >> 3.3.2.7. Domänenrentämter (Renteien)
- Bestandslaufzeit
-
1570-1886
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
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Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1570-1886