Bestand

Herrschaft Schöneck auf dem Hunsrück (Bestand)

Form und Inhalt: Der 1189 und 1213 urkundlich erwähnte Reichsdienstmann Konrad "de Bopardia" erbaute im königlichen Auftrag Ende des 12. Jahrhunderts die 1222 erstmals erwähnte Reichsburg Schöneck als zentrale Verwaltungsstelle des Galgenscheider Gerichts; in der Folge benannte sich seine Familie nach dieser Burg. Mit den Söhnen Konrads teilte sich seine Familie in die Schönecker und in eine früh erloschene Linie, die - vermutlich nach einem von Konrads Ehefrau eingebrachten Burglehen - den Beinamen "von Hunolstein" führte. Ein Streit zwischen beiden Linien, der u.a. aus der gemeinsamen Nutzung von Teilen der Burg resultierte, wurde 1284 im Schönecker Burgfrieden beigelegt. Zwei Söhne Philipps I. von Schöneck, Simon und Emmerich, wurden 1283-1291 bzw. 1304-1328 Bischöfe von Worms, ein dritter Sohn, Hermann, setzte die Linie fort. Auch dessen Sohn Kuno amtierte 1319-1324 als Bischof von Worms.
Es gelang den Herren von Schöneck, für die eine Hälfte des Galgenscheider Gerichts, das sie als Reichsamt verwalteten, die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen. Anzunehmenden Bestrebungen, diese unabhängige Landeshoheit weiter auszudehnen, wirkte der Umstand entgegen, dass der deutsche König Ludwig der Bayer (1314-1347) den Bopparder Fiskus 1314 an Balduin von Luxemburg, Erzbischof und Kurfürst von Trier (1307-1354), verpfändete. Bedroht durch dessen Territorialpolitik verbündeten sich die Herren von Schöneck zur Bewahrung ihrer Unabhängigkeit 1330/31 mit den Familien Eltz, Waldeck und Ehrenburg. Doch zwang Balduin die von Schöneck zunächst in der Eltzer Fehde, die Landeshoheit Kurtriers teilweise anzuerkennen. Balduin erlangte sie in seinem Todesjahr vollständig, als König Karl IV. (1346/47-1378), Balduins Großneffe, ihm die Burg und alle bisher von den von Schöneck als Reichslehen besessenen Güter übertrug. 1356 entband Karl IV. die Schönecker von ihrem Treueid gegenüber dem Reich.
Die Ritter von Schöneck besaßen die Herrschaft bis zu ihrem Aussterben 1508 als Vasallen Kurtriers; danach zog das Kurfürstentum die Herrschaft mit Gewalt als erledigtes Lehen ein und vergab sie nicht wieder. Sie wurde im 16. und 17. Jahrhundert an mehrere Besitzer als Pfand ausgegeben und dann als Pfand von Philipp Christoph von Sötern, Erzbischof und Kurfürst von Trier (1623-1652) erworben, der sie 1646 dem Söternschen Familienfideikommiss einverleibte. Bereits vor 1677 befand sich die Burg Schöneck aber wieder im Besitz des Erzstifts Trier. Nach der Besetzung des linken Rheinufers durch Frankreich 1794 wurde das ruinierte Schloss 1805 von dem ehemaligen kurtrierischen Hochgerichtsschöffen Burret aus Koblenz erworben und zum Teil als Wohnhaus ausgebaut. Als Eigentümer der Anlage folgte diesem der Oberförster Andreae sowie der Grubenbesitzer Franz Reuter, der 1846 bis 1848 die Burg ausbaute und dort eine Molkenkuranstalt einrichtete. Nachdem das Unternehmen fehlgeschlagen war übernahm der preußische Staat 1853 die Unterburg Schöneck und brachte in den Gebäuden einen Forstbetrieb unter. Die Oberburg gelangte nach mehrfachem Wechsel 1910 an den Maler Wilhelm Steinhausen (gest. 1924), dessen Erben 1929 auch die Unterburg erwarben. Schloss Schöneck liegt im Ortsbezirk Herschwiesen, der vor der Eingemeindung in die verbandsfreie Stadt Boppard im Rhein-Hunsrück-Kreis zum 1. Januar 1976 eine Gemeinde innerhalb der Bürgermeisterei Halsenbach im (1969 aufgelösten) Landkreis St. Goar war. Die Archivalien der ehemaligen Herrschaften Schöneck und Landskron wurden 1911 unter Eigentumsvorbehalt vom Rentamt der Grafen von der Gröben (später: Grafen von Kanitz) im preußischen Staatsarchiv Koblenz (seit 1975 Landeshauptarchiv Koblenz) hinterlegt. Der Bestand enthält Unterlagen zu Gütern und Einkünften der Herrschaft sowie zu Lehens- und Familienangelegenheiten.

Bestandssignatur
52,019

Kontext
Landeshauptarchiv Koblenz (Archivtektonik)
Verwandte Bestände und Literatur
Friedhoff, Jens: Schloss Schöneck. Reichsministerialensitz - Molkenkuranstalt - Forsthaus, in: Wagener, Olaf (Hrsg.): Die Burgen an der Mosel. Akten der 2. internationalen wissenschaftlichen Tagung in Oberfell an der Mosel, Koblenz 2007, S. 109-126
Heyen, Franz-Josef (Hrsg.): Zwischen Rhein und Mosel. Der Kreis St. Goar, Boppard 1966
Petry, Ludwig (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Bd. 5: Rheinland-Pfalz und Saarland, 3. Aufl., Stuttgart 1976

Weitere Unterlagen der Familie von Schöneck befinden sich in Bestand 54S des Landeshauptarchivs Koblenz; dort befindet sich auch ein namhafter Bestand der Familie von Sötern (Soetern). Darüber hinaus ist auf die dortige Überlieferung des Erzstifts Trier (Bestände 1A-1E) hinzuweisen.

Bestandslaufzeit
478 Urkunden: 1238-1789; 31 Akten: 1406-1789 (3,00 Rgm)

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Letzte Aktualisierung
01.04.2025, 13:23 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 478 Urkunden: 1238-1789; 31 Akten: 1406-1789 (3,00 Rgm)

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