Bestand
Losungamt (Bestand)
Als "Losung" wurde in der Reichsstadt Nürnberg eine direkte Vermögenssteuer bezeichnet, die, ursprünglich in unregelmäßigen Abständen wohl zu bestimmten Finanzierungszwecken ausgeschrieben, seit etwa Beginn des 16. Jh. - mit wenigen Ausnahmen - jährlich eingezogen wurde. Steuerpflichtig war jeder, der das Bürgerrecht oder eigenes Vermögen besaß; erhoben wurde die Steuer auf Kapitalvermögen, Einkünfte aus der Grundherrschaft (auch Mieteinnahmen aus Hausbesitz) sowie aus Zinsen von Ewiggeldern und Leibgedingen. Der Steuerfuß wurde jeweils gesondert festgesetzt. Zusätzlich hatte jeder Steuerpflichtige eine bestimmte Kopfsteuer zu zahlen. Die Höhe hatte der Steuerpflichtige nach Ausschreibung selbst zu schätzen und zum Termin in der sogenannten Losungstube einzuzahlen.
Aus den Einnehmern der Losung, die von den Vordersten Losungern, denen die Verwaltung der Steuergelder oblag, beaufsichtigt wurden, entwickelte sich spätestens seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. das Losungamt, gemeinhin auch Losungsstube genannt. Das Amt war die zentrale reichsstädtische Finanzbehörde, die Vordersten Losunger (zunächst drei, später zwei "Duumvirn") waren die Spitzen der Stadtverwaltung.
Neben der Einnahme der Losung oblag dem Amt die Führung der Stadtrechnung und die Revision der ämterrechnungen. Ferner wurde den Vordersten Losungern das reichsstädtische Archiv anvertraut, und sie fungierten zugleich als Siegelherren. 1798 wurde die Dienststelle aufgelöst und 1799 mit dem Ökonomie-Verbesserungs- und Rechnungsrevisions-Kollegium unter der Bezeichnung Rentkammer zusammengelegt.
Ein eigener Bestand Losungamt existierte beim StadtAN bis 1992 nicht. Die Unterlagen dieser Provenienz fanden sich vor allem in den pertinenzmäßig gebildeten Abgaben des Staatsarchivs Nürnberg von 1888 und 1909, denen in der Folgezeit immer wieder Archivalien entnommen und anderen Provenienzbeständen des Archivs zugeordnet wurden. 1993/1994 wurde das dort vorhandene Schriftgut des Losungamtes, soweit als solches erkennbar, zusammengezogen und als Provenienzbestand geordnet und verzeichnet. Das Findbuch wurde 1999 vorgelegt.
Der Bestand enthält, lagerorts- und nummernmäßig nach A (Aktenen), B (Bänden) und U (Urkunden) unterteilt, aber im Titelverzeichnis einklassifiziert, Material zu einer großen Anzahl von ämtern (z.B. Baumeister-, Findel- und Kastenamt, Kriegsamt, Land- und Stadtalmosenamt, Zeugamt, Zucht- und Werkhaus), Stiftungen (z.B. Heilig-Geist-Spital und Lazarett St. Sebastian, Jungfrauenalmosen, Keyperstiftung, die Zwölfbrüderstiftungen, die Rietersche Stiftung), diverse Spitäler, die Siechköbel und anderes mehr (Titelübersicht im Titelverzeichnis). Der größere Anteil des Bestandes besteht in den vom Losungamt revidierten Jahresrechnungen vorgenannter und weiterer Einrichtungen.
- Bestandssignatur
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Stadtarchiv Nürnberg, B 35
- Kontext
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Stadtarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Nürnberg >> Bestandsgruppe B: Amtliche Provenienzen der reichsstädtischen Zeit >> B 35 - Losungamt
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
- Letzte Aktualisierung
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07.09.2023, 08:49 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand