Akten
1. Forstamt Altötting (Bestand)
Forstamt Altötting: I. Behördengeschichte
Der Öttinger Forst wird erstmals 1025 als "Otingarahart" erwähnt (1). Bereits in herzoglich bayerischer Zeit bestand ein Forstamt Ötting, dem auch Wälder im Bereich der modernen Forstämter Burghausen und Mühldorf unterstellt waren. Dieser Öttinger Forst bestand aus den späteren Revieren Alzgern und Kastl.
Im Herzog- und Kurfürstentum Bayern war in Burghausen ein Forstgericht ansässig, von dem Rechnungen über das Jagdscharwerksgeld, das Scharwerksgeld sowie Holzverkauf und Holzabgaben erhalten sind (2). Die seit 1551 namentlich bekannten Forstmeister waren meist auch Regierungsräte und Vorstände des hier mit dem Forstmeisteramt verbundenen Forstgerichts (3). 1777 wurde das Forstmeisteramt Burghausen aufgelöst und dem Forstamt Neuötting (zu Altötting) zugelegt (4). Ab 1789 unterstanden die Reviere Alzgern, Daxenthal, Holzfeld, Kastl, Köstlarn und Mermosen diesem Forstmeisteramt Neuötting. 1803 kam in Folge der Säkularisation der Wald des Klosters Raitenhaslach (Distrikt IX "Klosterholz") hinzu.
1804 entstand statt des Forstmeisteramts Neuötting das Forstamt ä.O. Hohenwart (früher auch "Höhenwart"), zunächst noch als Oberförsterei bezeichnet. Die Einteilung der kurfürstlichen Forstämter in die Rentämter und Landgerichte 1805 führt das Forstamt unter der Forstinspektion München auf. Diese Oberförsterei Höhenwart umfasste die Reviere die Reviere Alzgern, Daxenthal, Haun, Holzfeld, Julbach und Kastl.
Das Forstamt ä.O. Hohenwart, das seinen Sitz (zeitweise?) in Altötting hatte, erlosch bereits 1822 bzw. wurde zum Forstamt ä.O. Burghausen umgewandelt, das aber ebenfalls seinen Sitz in Altötting hatte ("Forstamt Burghausen in Altötting") (5). 1853 wurde das Forstamt ä.O. in Altötting umbenannt, damit verbunden war auch die Übernahme des Reviers Pürten vom aufgelösten Forstamt ä.O. Haag.
Durch die VO von 1885 wurde Altötting dann Forstamt n.O. und mit einem Forstmeister in Altötting besetzt. Die alten Reviere Altötting I und Altötting II wurden zum 1. März 1889 aufgehoben (6). Im Forstamt Altötting bestanden 1931 zwei Betriebsverbände: Altötting und Marktler Forst.
Durch die 1973 erfolgte Auflösung der Forstämter n.O. Burghausen (eine Außenstelle Burghausen existierte noch bis 1975) und Mühldorf a. Inn vergrößerte sich der Amtssprengel erheblich. Das Forstamt n.O. Altötting wurde im Zuge der Neuorganisation der bayerischen Staatsforsten 2005 aufgelöst. Sein Nachfolger wurde das Amt für Landwirtschaft und Forsten Töging a. Inn (Werkstraße 15) mit der dort angegliederten Landwirtschaftsschule, wobei der Bereich Forsten nur noch bis zur Räumung des Altöttinger Forstamtsgebäudes (Burghauser Str. 69) im Herbst 2005 am bisherigen Ort verblieb.
Amtsleiter des Forstamts ä.O. Burghausen und Altötting:
1825-1840 Forstmeister B. Kögel
1841-1842 Forstmeister NN von Puchbeck
1843-1855 Forstmeister Max Schilcher
1855-1858 Forstmeister NN Eder
1858-1881 Forstmeister Franz Fürholzer
1881-1885 Amtsverweser Karl Eichel
Amtsleiter des Forstamts n.O. Altötting (unvollständig):
1885-1892 Forstmeister Lippl
1892-1895 Forstmeister Georg Rudl (geb. 1839; gest. 9.2.1895)
1895-1906 Forstmeister Karl Eichel
1906-1923 Forstmeister Johann Nep. Kleber
1923 Forstamtmann Adelbert Laudeniach (Amtsverweser)
1923-1929 Oberforstmeister Friedrich Bendert
1929 Forstamtmann Anton Fenzl (Amtsverweser)
1929-1938 Oberforstmeister Max Wopfner
1938 Reg.Forstrat Richard Hun
1938-1939 Reg.Forstrat Theobald von Taeuffenbach
1939-???? N.N.
????-1962 Forstmeister Wilhelm Keimer
1973-???? Forstdirektor Erich Maier
um 1983 Forstdirektor Ludwig Wihr
Reviere 1804-1885:
Altötting I (alter Name zuerst Kastl, dann Altötting): 1804-1822 unter dem Forstamt ä.O. Hohenwart, 1822-1853 unter dem Forstamt ä.O. Burghausen in Altötting, 1853-1885 unter dem Forstamt ä.O. Altötting
Altötting II (alter Name zuerst Alzgern, dann Neuötting), seit 1866 mit Forstwartei Erharting: 1804-1822 unter dem Forstamt ä.O. Hohenwart, 1822-1853 unter dem Forstamt ä.O. Burghausen in Altötting, 1853-1885 unter dem Forstamt ä.O. Altötting
Bergham: zeitweise mit dem Revier Marktl zusammengelegt? Behördengeschichte noch unklar
Burghausen (alter Name Holzfeld in Burghausen): 1804-1822 unter dem Forstamt ä.O. Hohenwart, 1822-1853 unter dem Forstamt ä.O. Burghausen, 1853-1885 unter dem Forstamt ä.O. Altötting
Kling (ab 1862 Sitz in Wasserburg a. Inn): 1804-1822 unter dem Forstamt Hohenwart?, 1822-1853 unter dem Forstamt ö.O. Haag, 1853-1885 unter dem Forstamt ä.O. Altötting
Marktl (alter Name Daxenthal) mit Forstwartei Julbach: 1853-1885 unter dem Forstamt ä.O. Altötting. Zeitweise hier auch die Unterlagen zu Bergham geführt?
Pürten (alter Name Haun, dann vor 1864 Mühldorferhart) (7) mit Forstwartei Flossing (in Mühldorf) und Erharting (bis 1866): 1804-1822 unter dem Forstamt ä.O. Hohenwart, 1822-1842 unter dem Forstamt ä.O. Haag, 1842-1853 unter dem Forstamt ä.O. Burghausen in Altötting und 1853-1885 unter dem Forstamt ä.O. Altötting.
Reviere nach 1885:
1953 (FEW): Alzgern, Altötting I, Altötting II, Kastl (alle nur BV Altötting?)
1972 (Planung): Kastl, Alzgern, Altötting I, Altötting II, Bergham, Öd, Burghausen
II. Bestandsgeschichte
Den ältesten Teil der Registratur machten Unterlagen des kurfürstlichen Forstmeisteramts Neuötting aus (diese wurden, soweit vor 1804 abgeschlossen, 2007 provenienzgerecht separat verzeichnet). Die Unterlagen des Forstamts Hohenwart wurden aufgrund der Umbildungen von 1822 teilweise beim Forstamt ä.O. Haag, überwiegend aber vom Forstamt ä.O. Burghausen weitergeführt und nach 1853 wieder in Altötting versammelt. 1885 schließlich verteilte man die Registratur auf die Forstämter n.O. Altötting, Burghausen, Mühldorf a. Inn und Wasserburg a. Inn. Die Registraturen der Forstreviere ä.O. wurden von den neuen Forstämtern aufbewahrt und von dort wurden diese "gemischten" Registraturen dann sukzessive an das Archiv abgebeben, im Wesentlichen geschah dies 1887, 1959, 1963, 1999 und 2005. Vor allem die Abgabe vom Jahr 2005 gehört zu den umfangreichsten in ganz Oberbayern, vier Abholungsfahrten waren notwendig, um die insgesamt drei vor Ort lagernden, getrennten Registraturen (Altötting, Burghausen, Mühldorf (Rest)) zu bergen.
Bislang konnten keine Unterlagen des Forstreviers ä.O. Bergham aufgefunden werden. Es ist zu vermuten, dass diese 1889 an das Forstamt n.O. Burghausen gelangten und dort letztlich bis 1973 vernichtet wurden.
1885 bzw. 1889 wurden die Unterlagen sowohl des Forstamts ä. O. als auch der Reviere Altötting I und Altötting II (bzw. deren Vorgänger) in die Registraturen des Forstamts n. O. Altötting überführt, wo sie bis 2005 verlieben (s. u.).
Anlässlich der Bildung des neuen Forstamts fand 1887 auch eine Kassation älterer Akten statt (8). Das Forstamt n.O. verwahrte ab 1973 auch die Registraturen der ehemaligen Forstämter Mühldorf a. Inn und Burghausen. Dabei kam es (durch Platzprobleme oder bei der Räumung ehemaliger Amtsräume?) zu "wilden Kassationen", denn 1977 wurde auf einer Müllkippe in der Nähe von Burghausen eine größere Anzahl von "Acta des köigl. Bayer. Forstamts Altötting" entdeckt, jedoch vom Finder nur ein Akt über Bewilligungen zum Teerschweelen, Pechsieden, Kienrußbrennen (1810-1870) geborgen (9). Seitens des Forstamts wurde auf Nachfrage betont, es seien nur unbedeutende Unterlagen ab etwa 1950 vernichtet worden und bei dem gefundenen alten Akt handele es sich um einen Einzelfall, doch wurde dem Archiv wenig später bekannt, dass der Finder einen zweiten Akt (Betr. Besoldungsholz und Gnadenholzbezüge der k. Pfarrer, Benefiziaten und Meßner, 1760-1864) besaß. Die forstamtliche Aussage ist daher kritisch zu betrachten. Eine Aktenaussonderung wurde zwar 1978-1980 durch das Archiv angeregt, aber erst 1999 wurden Unterlagen des ehem. Forstamts Mühldorf a. Inn an das Staatsarchiv abgegeben. Der weitaus größere Teil der Registraturen verblieb bis zur Auflösung des Forstamts Altötting vor Ort.
Die Rekonstruktion des Bestandes erfolgte im Februar bis April 2007 im Rahmen eines Praktikums der Bayerischen Archivschule (Referendarkurs 2006/2008) unter Betreuung des Unterzeichnenden. Basis waren die Abgaben nach Auflösung des Forstamts n.O. Altötting 2005, die ergänzt wurden durch die Einarbeitung älterer Abgaben (Forstakten Faszikel und Abgaben der Forstämter n.O. Mühldorf und Wasserburg a. Inn).
Da sich die Forstämter von 1804 bis 1885 - abgesehen vom Amtssitz in Altötting - in ihrem Sprengel sehr ähnlich waren und zuletzt, vor allem nach 1973, erneut das Forstamt n.O. Altötting jenen Bereich betreute, bot es sich an, die Forstämter Hohenwart, Burghausen und Altötting in einem Findbuch zusammenzufassen, zumal etliche Akten über die Organisationsjahre 1822 und 1853 hinaus von den Nachfolgebehörden weitergeführt wruden. Dabei wurden alle Akten nach ihrer Abschlussprovenienz gegliedert, so dass das jeweilige Forstamt als Provenienzbildner fassbar wird. In einzelnen Fällen war es aus inhaltlichen Gründen angebracht, Akten der Provenienz Forstamt ä.O. Haag hier mit aufzunehmen - sie werden selbstverständlich im Findbuch des Forstamts Haag ebenso zu finden sein; die Signatur ist identisch.
Es stellte sich leider heraus, dass die detaillierten Aktenverzeichnisse des Forstamts unbrauchbar waren, da sie die Akten nur nach Regalen und Fächern auflisteten, nicht jedoch Aktenzeichen oder laufende Nummern enthielten. Eine Zuordnung der in unbeschrifteten Umzugskisten lagernden Unerlagen war damit unmöglich. Es lagen zudem mehrere ältere Aktenverzeichnisse vor, die allerdings nur Teile der Registraturen umfassten und bei Stichproben ins Leere liefen. Daher wurde für den Zeitraum 1804-1885 jeweild der oberbayerische Einheitsaktenplan von 1856 der Gliederung zugrunde gelegt. Für das Forstamt n.O. Altötting werden zwei Registraturschichten unterschieden: Während von 1885 bis etwa 1951 ein individueller Aktenplan existierte, stellte das Forstamt ab 1951 auf den landesweiten Forst-EAPl um. Diese in der Aktenführung einschneidende Neuorganisation wurde auch bei der Verzeichnung berücksichtigt.
Im Zuge der Verzeichnung der 2005er Abgaben wurde auch die Altabgabe von 1887 aus dem Bestand "Forstakten Faszikel" herausgenommen, analysiert und provenienzrein verzeichnet. Es wurden im Staatsarchiv bei den unverzeichneten Abgaben nochmals umfangreichere Nachkassationen durchgeführt, insbesondere bei Generalien, Lohnabrechnungen und Versicherungsunterlagen resp. Unfallanzeigen der Waldarbeiter. Bei der Bewertung der 2. Registraturschicht (ab 1951) wurde die archivische "Positivliste" als Grundlage herangezogen.
Hier verzeichnete bzw. provenienzgemäß eingearbeitete Abgaben:
- Aktenaussonderung des Forstamts Altötting vom Jahre 1887: Rep. C5/1,1 Forstakten Fasz. 601-602 [Laufzeiten ab 17. Jh., auch des kurf. Forstmeisteramts Neuötting].
- Aktenaussonderung des Forstamts Mühldorf a. Inn vom 28.08.1959): hieraus die Provenienzen FoA ä.O. Altötting und Forstrevier Pürten.
- Aktenaussonderung des Forstamts Wasserburg a. Inn vom 07.07.1963): hieraus die Provenienzen FoA ä.O. Altötting und Forstrevier ä.O. Kling (Laufzeiten 1809-1934)
- Aktenaussonderung des Forstamts Altötting vom 17.09.1999 (Registratur des Forstamts Mühldorf a. Inn): hieraus die Provenienzen FoA ä.O. Hohenwart, FoA ä.O. Burghausen, FoA ä.O. Altötting und Forstrevier Pürten.
- Aktenaussonderung des ehem. Forstamts Altötting, nun Amt für Landwirtschaft und Forsten Töging a. Inn, Bereich Forsten vom 26.07.2005, 06.09.2005, 08.09.2005 und 14.09.2005.
München, 4. Mai 2007
Dr. Daniel Burger
Fußnoten:
(1) Siehe das FEW 1953 Altötting, Erörterungen S. 5 (StA München, Forstämter Nr. XXX).
(2) Siehe StAM, Kurbayern Hofkammer Ämterrechnungen (B).
(3) Siehe die Aufstellung der Forstmeister bei Ferchl I, S. 95-97.
(4) Siehe Ferchl I, S. 97.
(5) Siehe Hof- und Staatskalender 1838, S. 143; Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungs-Bezirk Oberbayern im Königreiche Bayern, München 1839, S. 26.
(6) FinMBl 1889, S. 35.
(7) RBl. 1864, Sp. 1547-1554, Bek. vom 22. November 1864. Der Sitz des Forstreviers Mühldorferhart wechselte: Dillisheim, Kraiburg, Point, Altmühldorf, Mühldorf, Pürten.
(8) Das Verzeichnis: StAM, Forstämter (Altötting) 20474.
(9) StAM, Aussonderungsakt Forstamt Altötting, hier Schreiben des StA Landshut vom 08.06.1977.
(10) Teilnehmer des Referendarkurses waren: Stefanie Albus, Julian Holzapfl M.A., Dr. Thomas Paringer, Michael Puchta M.A., Dr. Laura Scherr, Dr. Martin Schramm, Nicola Schümann M.A., Till Strobel, Michael Unger M.A., Dr. theol. Bernhard von Rohrscheidt und Nicole Finkl M.A.
- Bestandssignatur
-
StAM, Forstämter
- Umfang
-
1800
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
-
Staatsarchiv München (Archivtektonik) >> II. Neuere Bestände (Behörden und Gerichte des 19. - 21. Jahrhunderts) >> B. Behörden des Königreichs Bayern und des Freistaats Bayern >> 6.) Landwirtschaft und Forsten, Umwelt >> Forst >> Oberförstereien (1803-1822) bzw. Forstämter älterer Ordnung (1822-1853 -1885/89), Forstamt für die Saalforste, Forstämter neuerer Ordnung, Saalforstämter (1885-2005)
- Provenienz
-
1. Forstamt Altötting
- Bestandslaufzeit
-
1728-2001
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
22.04.2025, 11:00 MESZ
Datenpartner
Staatsarchiv München. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Akten
Beteiligte
- 1. Forstamt Altötting
Entstanden
- 1728-2001