Bestand

Salzburger Anstalt zu Gumbinnen (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.

Vorbemerkung

Behördengeschichte:
Durch das vom Erzbischof von Salzburg, Leopold Anton von Firmian, am 31. Oktober 1731 erlassene Emigrationspatent[1] wurden circa 20.000 Salzburger Protestanten gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Infolgedessen erließ König Friedrich Wilhelm I. am 02. Februar 1732 ein Einladungspatent zur Aufnahme der Salzburger in Ostpreußen.[2] Der König verfolgte insbesondere wirtschaftliche Interessen und leitete damit nach der überstandenen Pestepidemie Anfang des 18. Jahrhunderts die Wiederansiedlung des hauptsächlich entvölkerten Regierungsbezirkes Gumbinnen ein. Neben der preußischen Staatsbürgerschaft erhielten die sogenannten "Salzburger Exulanten" auch Freiheiten und Privilegien bei ihrer Ansiedlung.[3]
Die Salzburger Anstalt zu Gumbinnen wurde am 20. Januar 1740[4] als milde Stiftung zur Unterstützung armer und gebrechlicher Salzburger Personen bzw. deren Nachfahren gegründet.[5] Das Unterstützungsangebot umfasste u. a. die Verpflegung im Salzburger Hospital, die Zuweisung von Geldspenden sowie die Hilfe bei Krankheits- und Todesfällen und Kleiderspenden für Waisen.[6] Sie verwaltete zudem noch nicht ausgezahlte Gelder der eingewanderten Salzburger.[7] Für die Administration der Stiftung wurde das "Vorsteher-Amt der Salzburger Anstalt", welches sich aus vier ehrenamtlich tätigen männlichen Salzburgern zusammensetzte, geschaffen. Ein bestellter Ausschuss von Abgeordneten war für die Abnahme der Jahresrechnungen und Verwaltungsbeschlüsse zuständig. Die Ernennung der jeweiligen Verwaltungsorgane erfolgte durch Kreiswahlmänner.[8]
Die Salzburger Anstalt zu Gumbinnen betreute bis 1945 alte und bedürftige Menschen Salzburger Herkunft und bewahrte so für die Nachkommen der "Salzburger Exulanten" deren Glaubens- und Gedankengut.[9]
Durch die Gründung des Trägervereins "Wohnstift Salzburg e. V." am 11. Oktober 1966 und dem Bau des Wohnstiftes 1976 in Bielefeld-Stieghorst wurde und wird diese Tradition bis heute weitergeführt.[10]

Bestandsgeschichte:
Die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz vorhandene Territorialüberlieferung Ostpreußens setzt sich im Wesentlichen aus denjenigen Beständen, Nachlässen und Sammlungen des früheren Staatsarchivs Königsberg/Preußen zusammen, die vor Ende des Zweiten Weltkriegs nach Westen verlagert und über das damalige Staatliche Archivlager in Göttingen 1979 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz abgegeben wurden. Während das Archiv des Deutschen Ordens (bis 1525) und des Herzogtums Preußen (bis 1701) fast vollständig hier zur Verfügung stehen, nimmt die Überlieferungsdichte im folgenden Zeitraum kontinuierlich ab; im späten 19. und im 20. Jahrhundert ist dann nur noch ein kleiner Ausschnitt des ursprünglichen Archiv- bzw. Behördenschriftguts vorhanden.
Das im damaligen Staatsarchiv Königsberg unter der Repositur 151 Salzburger Anstalt in Gumbinnen verwahrte Archivgut ist bis auf sechs Verzeichnungseinheiten bezüglich des Pfleggerichtes Großarl nicht überliefert. Erhalten ist jedoch das umfangreiche Altfindmittel, das die im Jahre 1923 übernommenen Aktenzugänge des Depositums dokumentiert.[11] Reste der ursprünglichen Überlieferung werden heute im Staatsarchiv in Olsztyn (Archiwum Panstwowe w Olsztynie) verwahrt.[12]
Für das vorliegende Findbuch wurde die bestehende Verzeichnung im Hinblick auf die Onlinestellung durch die Unterzeichnende überarbeitet und neu signiert. Gleichzeitig zu den Erschließungsarbeiten erfolgte eine bestandserhaltende und magazintechnische Bearbeitung. Die Akten wurden mit Mappen und neuen Signaturschildern versehen sowie in Archivkartons verpackt.


Verweis auf weitere Bestände des GStA PK:
- XX. HA, Rep. 5 Kriegs- und Domänenkammer zu Königsberg
- XX. HA, Rep. 8 Kriegs- und Domänenkammer zu Gumbinnen
- XX. HA, EM - Etatsministerium
- XX. HA, Ostpr. Fol. - Ostpreußische Folianten (Geheime Kanzlei der Oberratsstube etc.)
- XX. HA PT - Kriegs- und Domänenkammern (sowie später Bezirksregierungen) zu Königsberg und Gumbinnen, Prästationstabellen
- II. HA GD, Abt. 7 Ostpreußen und Litthauen
- I. HA GR, Rep. 11 Auswärtige Beziehungen, Akten
- I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern.


Weiterführende Literaturauswahl:
- Forstreuter, Kurt: Das Preußische Staatsarchiv in Königsberg. Göttingen 1955.
- Jähnig, Bernhart: Verlagerung der Königsberger Archivbestände von Göttingen nach Berlin, in: Der Archivar, Jahrgang 34, Heft 3, 1981, Spalte 400 - Spalte 402.
- Jähnig, Bernhart: Das Historische Staatsarchiv Königsberg als Quelle für Salzburger Personen- und Familienforschung, in: Altpreußische Geschlechterkunde. Neue Folge Band 21, Jahrgang 39. Hamburg 1991, Seite 411 - Seite 422.
- Korejwo, Mariusz Tomasz: Archiwum Panstwowe w Olsztynie: informator o zasobie archiwalnym. Warszawa: Naczelna Dyrekcja Archiwów Panstwowych; Archiwum Panstwowe w Olsztynie, 2007.
- Krüger, Theodor: Die Salzburger-Einwanderung in Preußen mit einem Anhange denkwürdiger Aktenstücke und die Geschichte des Salzburger-Hospitals zu Gumbinnen nebst dem Statute desselben. Gumbinnen 1857.
- Laczny, Joachim: Verzeichnisse der 1944 nach Grasleben überführten Archivalien des Staatsarchivs Königsberg, in: Preußenland. Neue Folge 7/2016, Seite 155 - Seite 176.
- Lörzer, Joachim: Von der Salzburger Anstalt in Gumbinnen zum Wohnstift Salzburg in Bielefeld. Bielefeld 1980.
- Nasner, Otto: Die Salzburger Anstalt in Gumbinnen; in: Lörzer, Joachim: Von der Salzburger Anstalt in Gumbinnen zum Wohnstift Salzburg in Bielefeld. Bielefeld 1980.
- Stein, Norbert: Salzburger Emigration und Salzburger in Ostpreußen. Bestandsübersicht zu den Akten des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem. Bielefeld 1997.
- Täubrich, Rainer (Bearbeiter): Archive in Ostpreußen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Bonn 1990.
- Turner, George: Salzburger, Ostpreußen. Integration und Identitätswahrung. Berlin 2017.

Formalangaben:
Letzte vergebene Nummer*: 6
(* bei Signierung nach nc)
Umfang (in laufenden Metern): 0,3
Lagerungsort: Dahlem
Die Akten sind auf weißen Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
XX. HA, Rep. 151, Nr. #
Zitierweise:
XX. HA Historisches Staatsarchiv Königsberg, Rep. 151 Salzburger Anstalt zu Gumbinnen, Nr. #




Berlin, 2. Mai 2022 (Constanze Krause M.A.; Archivamtsrätin)

____________________
Endnoten:
[1] Vgl. Leopold Anton, Salzburg, Erzbischof: [Erlaß vom 31.10.1731 über Emigration der aufständischen Untertanen im Gebürg]; als Digitalisat verfügbar unter: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10328904?page=1; abgerufen am 13.04.2022.
[2] Vgl. "Salzburger Emigranten, Januar - Februar 1732" (Signatur: GStA PK, I. HA GR, Rep. 11 Auswärtige Beziehungen, Akten, Nr. 8976, Seite 111 ff.).
[3] Vgl. Turner, George: Salzburger, Ostpreußen. Integration und Identitätswahrung. Berlin 2017, Seite 24 f.
[4] Vgl. Nasner, Otto: Die Salzburger Anstalt in Gumbinnen; in: Lörzer, Joachim: Von der Salzburger Anstalt in Gumbinnen zum Wohnstift Salzburg in Bielefeld. Bielefeld 1980, Seite 6.
[5] Das Stiftungskapital bestand aus dem Vermögen von Salzburgern, welches an die berechtigten Empfänger bzw. deren Nachkommen nicht mehr ausbezahlt werden konnte. Vgl. ebenda, Seite 2.
[6] Vgl. "Statut für die Salzberger-Anstalt in Gumbinnen", in: Krüger, Theodor: Die Salzburger-Einwanderung in Preußen mit einem Anhange denkwürdiger Aktenstücke und die Geschichte des Salzburger-Hospitals zu Gumbinnen nebst dem Statute desselben. Gumbinnen 1857, Seite 269 ff.
[7] Vgl. Jähnig, Bernhart: Das Historische Staatsarchiv Königsberg als Quelle für Salzburger Personen- und Familienforschung, in: Altpreußische Geschlechterkunde. Neue Folge Band 21, Jahrgang 39. Hamburg 1991, Seite 416.
[8] Vgl. "Statut für die Salzberger-Anstalt in Gumbinnen", in: Krüger, Theodor: Die Salzburger-Einwanderung in Preußen mit einem Anhange denkwürdiger Aktenstücke und die Geschichte des Salzburger-Hospitals zu Gumbinnen nebst dem Statute desselben. Gumbinnen 1857, Seite 272 ff.
[9] Vgl. Salzburger Verein e. V. Vereinigung der Nachkommen Salzburgischer Emigranten; Internet: https://salzburgerverein.de/geschichte/; abgerufen am 20.04.2022.
[10] Vgl. Wohnstift Salzburg e. V.; Internet: http://wohnstift-salzburg.de/traegerverein.html; abgerufen am 20.04.2022.
[11] Vgl. "XX. HA Historisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlässe / "Verzeichnis der Deposita", 1911 ff." (Signatur: GStA PK, Altfindmittel, Nr. 641).
[12] Vgl. Korejwo, Mariusz Tomasz: Archiwum Panstwowe w Olsztynie: informator o zasobie archiwalnym. Warszawa: Naczelna Dyrekcja Archiwów Panstwowych; Archiwum Panstwowe w Olsztynie, 2007, Seite 34 f. bzw.
Kriegs- und Domänenkammer Königsberg-Gumbinnen (Salzburger Akten [Kamera Wojenna i Domen w Królewcu - Gabinie]; als Digitalisate verfügbar unter https://namensindex.org/bestand.php?aid=42&id=1577; abgerufen am 19.04.2022.



Zitierweise: GStA PK, XX. HA, Rep. 151

Bestandssignatur
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XX. HA, Rep. 151
Umfang
Umfang: 0,3 lfm (6 VE); 0,3 lfm (6 VE)
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Tektonik >> TERRITORIALÜBERLIEFERUNGEN, PROVINZIAL- UND LOKALBEHÖRDEN >> Preußenland / Ostpreußen >> Überlieferung der im 18. Jh. neu eingerichteten Verwaltungsbehörden (einschließlich Neuostpreußen)

Bestandslaufzeit
Laufzeit: 1736 - 1752

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Letzte Aktualisierung
28.03.2023, 08:52 MESZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • Laufzeit: 1736 - 1752

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