Bestand
Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Gründung am 9.5.1946; Auflösung im März 1990. Nachfolger: 8.).3.1990
Bauernverband der DDR e.V.
Zur Bodenreform
1945/46 in der Sowjetischen Besatzungszone wurden im Herbst 1945
örtliche Komitees und "Ausschüsse der gegenseitigen Bauernhilfe"
gebildet. Die aus den örtlichen Komitees entstandenen Landesausschüsse
bildeten im Mai 1946 einen vorläufigen Zentralausschuss. Auf dem 1.
Deutschen Bauerntag am 22. und 23. November 1947 in Berlin wurde die
"Zentralvereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe" gegründet und
schloss sich am 20. November 1950 mit dem "Zentralverband der
landwirtschaftlichen Genossenschaften Deutschlands" zur "Vereinigung
der gegenseitigen Bauernhilfe/Bäuerliche Handelsgenossenschaften"
(VdgB/BHG) zusammen. Damit standen alle vorherigen Aufgaben der
Raiffeisen-Genossenschaften, wie z.B. Ausgabe von Saatgut, Dünge- und
Futtermittel, Geräten und Baustoffen, Vergabe von Krediten und An- und
Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse unter der Kontrolle der
SED-nahen VdgB und somit der Planwirtschaft. Ab 1957 trat diese
"Massenorganisation der werktätigen Bauern", Gärtner und Winzer nur
noch als Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) auf. Sie
gliederte sich in Orts-, Kreis- und Bezirksorganisationen. Ihr
höchstes Organ war bis 1957 der "Deutsche Bauerntag". Danach wurden
Zentralvorstand und Zentrale Revisionskommission von Zentralen
Delegiertenkonferenzen gewählt. Der Zentralvorstand wählte den
Vorsitzenden, seinen Stellvertreter, das Präsidium, das Sekretariat
und den 1. Sekretär. Ab 1960 gab es den "Deutschen Bauernkongress" und
ab 1972 den "Bauernkongress der DDR". Die VdgB war Mitglied in der
Nationalen Front der DDR und stellte Abgeordnete in den
Gemeindevertretungen, Kreis- und Bezirkstagen sowie in der
Volkskammer.
Ziel der Organisation war es
zunächst, die Neu- und Kleinbauern in den Dörfern zu unterstützen,
z.B. mit Gründung von Maschinenhöfen, von denen sich die Neu- und
Kleinbauern landwirtschaftliches Gerät ausleihen konnten. Nach dem
Beschluss der SED vom Juli 1952, Maßnahmen zur Bildung von
Genossenschaffen zu ergreifen, wurden auch Landwirtschaftliche
Produktionsgenossenschaften (LPG) gebildet. Die VdgB unterstützte
diese durch Übereignung von Vermögenswerten aus der Zeit der
Bodenreform. Als 1960 die Vollkollektivierung erreicht war, verlor die
VdgB an Einfluss und Bedeutung.
Im März 1990 in
Suhl, auf einem außerordentlichen Bauerntag wurde der "Bauernverband
der DDR e. V." als Nachfolgeorganisation der VdgB
gegründet.
Bestandsbeschreibung: Aufgaben
und Organisation:
Im Zuge der Bodenreform in
der SBZ entstanden im Herbst 1945 örtliche Komitees und Ausschüsse der
gegenseitigen Bauernhilfe, in denen vorwiegend Neubauern organisiert
waren. Diese örtlichen Organisationen schlossen sich im Frühjahr 1946
zu Landesvereinigungen zusammen. Auf der Zonenkonferenz der
Landesausschüsse am 09. und 10.05.1946 wurde ein vorläufiger
Zonenausschuss gebildet, dem je zwei Vertreter der fünf Landesverbände
angehörten, außerdem beschloss die Delegiertenkonferenz die Bildung
eines zentralen Bauernsekretariates. Auf dem I. Deutschen Bauerntag am
22. und 23.11.1947 in Berlin wurde die "Zentralvereinigung der
gegenseitigen Bauernhilfe" gegründet, die sich im Nov. 1950 mit dem
"Zentralverband der landwirtschaftlichen Genossenschaften
Deutschlands" zur "Vereinigung der gegenseitigen
Bauernhilfe/Bäuerliche Handelsgenossenschaften", VdgB/BHG,
zusammenschloss. Ab 1957 nannte sich die Organisation nur noch VdgB.
Sie gliederte sich in Orts-, Kreis- und Bezirksorganisationen, ihr
höchstes Organ war bis 1957 der "Deutsche Bauerntag", danach wurden ZV
und ZRK von Zentralen Delegiertenkonferenzen gewählt. Der ZV wählte
den Vorsitzenden, seinen Stellvertreter, Präsidium, Sekretariat und
den 1. Sekretär. Vorsitzende waren Otto Körting (1947-1950), Friedrich
Wehmer (1950-1964), Ernst Wulf (1964-1979), Fritz Zeuner (1979-1982),
Fritz Dallmann (1982-1990) und Karl Dämmrich (1990). Die VdgB stellte
Abgeordnete in den Gemeindevertretungen, Kreis- und Bezirkstagen und
in der Volkskammer. Von 1963 bis 1986 war sie in der Volkskammer und
in den Bezirkstagen jedoch nicht vertreten. 1988 hatte die VdgB ca.
645.000 Mitglieder. Auf dem außerordentlichen Bauerntag im März 1990
in Suhl wurde als Nachfolgeorganisation der VdgB ein "Bauernverband
der DDR e. V." gegründet.
Zunächst hatte die
VdgB die Aufgabe, den Einfluss der Großbauern in den Dörfern
zurückzudrängen und die Neubauern zu unterstützen, indem sie
landwirtschaftliche Geräte in Maschinenhöfen sammelte und an Neubauern
und Kleinbauern verlieh. Nach 1952 setzte sich die VdgB für eine
schnelle Kollektivierung der Landwirtschaft ein. Sie unterstützte die
neugegründeten LPG materiell durch Übereignung von Vermögenswerten aus
der Zeit der Bodenreform. Nach 1960 mit der Vollkollektivierung der
Landwirtschaft in der DDR verlor die Organisation an Bedeutung, ihre
Mitgliederzahl ging stark zurück. Nach einem Beschluss des Politbüros
der SED im Aug. 1982 sollte die VdgB zur sozialistischen
Massenorganisation der Genossenschaftsbauern und -gärtner entwickelt
werden. Das auf der 7. Zentralen Delegiertenkonferenz 1984
verabschiedete Statut formulierte zwei wesentliche Aufgaben der VdgB
als Beitrag zur Verwirklichung der Agrarpolitik der SED: die Erhöhung
der Produktivität in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft zur
besseren Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die
Überwindung der Unterschiede in den Lebensbedingungen in Dorf und
Stadt. Außerdem sollte sich die VdgB als Teil der Nationalen Front
aktiv für die Stärkung der DDR einsetzen und das Bündnis zwischen
Arbeiterklasse und Genossenschaftsbauern weiter festigen.
Bestandsbeschreibung:
Überlieferungsschwerpunkte sind Sitzungen des Zentralvorstandes,
des Präsidiums und des Sekretariates, die internationale
Zusammenarbeit der VdgB, Bauernkongresse, Zentrale
Delegiertenkonferenzen sowie Finanzplanung und Revisionen. Weiterhin
sind zahlreiche Personalunterlagen der Mitarbeiter überliefert,
während Unterlagen über die Kulturarbeit der VdgB und über die Arbeit
mit der Jugend nur in geringem Umfang vorhanden sind, desgleichen
Kreis- und Bezirksdelegiertenkonferenzen. Informationen über die
Kreis- und Bezirksorganisationen sind jedoch u. a. aus Statistiken,
Informations- und Revisionsberichten zu entnehmen. Einen weiteren
Überlieferungskomplex bilden die Unterlagen des Bauernverbandes der
DDR e. V. Darin enthalten sind auch Bildung und Liquidierung der
Landgut GmbH und ihrer Tochtergesellschaften, Immobilienverkäufe,
vermögensrechtliche Ansprüche der Landesbauernverbände und
Rechtsstreitigkeiten. Weitere Unterlagen über die VdgB befinden sich
im Bestand DBD.
Erschließungszustand: Kartei,
Ablieferungsverzeichnis
Umfang, Erläuterung: 101 lfm,
teilweise unbearbeitet
Zitierweise: BArch DY
19/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DY 19
- Umfang
-
1023 Aufbewahrungseinheiten; 101,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Organisationen und Verbände >> Organisationen
- Provenienz
-
Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB), 1946-1990
- Bestandslaufzeit
-
1946-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB), 1946-1990
Entstanden
- 1946-1990