Archivbestand

Unterlagen von Dr. Wilhelm Kohlhaas (*1899, + 1995) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Die Unterlagen kamen nach einem längeren Diskurs im Jahr 1988 in das Hauptstaatsarchiv. Weitere Unterlagen von Wihelm Kohlhaas befinden sich im Bestand M 660/278 (Militärischer Nachlass).
Inhalt und Bewertung
Wilhelm Kohlhaas (* 19. April 1899 in Waiblingen; ¿ 19. Februar 1995 in Stuttgart), Offizier, Richter, Autor und Historiker.
Als Sohn des Internisten Max Kohlhaas d. Ä. besuchte Wilhelm Kohlhaas das Karls-Gymnasium Stuttgart. Nach dem Notabitur meldete er sich 1916 als Kriegsfreiwilliger zur Württembergischen Armee. Als Fahnenjunker wurde er dem Grenadier-Regiment ¿Königin Olga¿ (1. Württembergisches) Nr. 119 zugewiesen. Als Leutnant schwer verwundet, erlebte er die letzten Wochen des Ersten Weltkriegs in der Heimat. Nach dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 trat er den Württembergischen Sicherheitstruppen bei. Er schloss sich im Frühjahr 1919 der Freiwilligenabteilung Haas an und beteiligte sich an der Niederschlagung der Augsburger Räterepublik und der Münchner Räterepublik. Im Sommer 1919 war er Ordonnanzoffizier beim Grenzschutz Ost im Posener Aufstand.
Anschließend studierte er Rechtswissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Am 16. Januar 1920 wurde er im Corps Rhenania Tübingen aktiv. Nach 14 Schlägerpartien am 13. Oktober 1920 inaktiviert, wechselte er an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Dort schloss er sich auch dem Corps Isaria München an. 1925 promovierte er in Tübingen zum Dr. iur.. Nachdem er im selben Jahr die Assessorprüfung bestanden hatte, wurde er in den württembergischen Justizdienst übernommen. Er war Amtsrichter in Biberach an der Riß und ab November 1928 Staatsanwalt in Stuttgart.
Nach dem Wahlsieg der NSDAP bei der Reichstagswahl 1933 wurde er von seinem Amt als Richter und Staatsanwalt abgelöst, weil er sich gegen den Nationalsozialismus gestellt hatte. Er ging als Erster Direktor der preußischen Klassenlotterie nach Berlin. Kohlhaas trat 1938 der NSDAP bei. 1939 wurde er Regierungsdirektor bei der Reichsschuldenverwaltung. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs war er als Hauptmann der Landwehr in der Abwehrabteilung vom Oberkommando der Wehrmacht. Er wurde in Frankreich, Italien, Nordafrika und im Irak (Sonderstab F) eingesetzt. Als Major der Reserve wurde er 1942 zum Befehlshaber Heeresgebiet Südfrankreich versetzt. Bei Kriegsende trug er dazu bei, dass sein damaliger Wohnort Neuhausen auf den Fildern vor sinnloser Verteidigung und Repressalien durch die Siegermächte bewahrt wurde.
Er kehrte im Mai 1947 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück. Im Spruchkammerverfahren wurde er als Mitläufer eingestuft. Von 1948 bis 1960 war er in der württembergischen Finanzverwaltung tätig. Zunächst arbeitete er zwei Jahre bei der Vermögenskontrolle in Tübingen. Danach übernahm er eine führende Tätigkeit bei der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg. Die Folgen seiner Verwundungen zwangen ihn, bereits im Jahr 1960 von seinem Amt als Regierungsdirektor in den Ruhestand zu treten.
Schon in den 1930er Jahren trat Kohlhaas mit literarischen und historischen Publikationen hervor. In seinem langen Ruhestand verstärkte er dieses Engagement. Er gilt als bedeutender Kenner der Stuttgarter Stadtgeschichte, der württembergischen Landesgeschichte und der Militärgeschichte. In den 1950er Jahren führte er die Offizierskameradschaft des Grenadier-Regiments ¿Königin Olga¿. Er engagierte sich im Schwäbischen Heimatbund und im Schwäbischen Albverein. Von 1924 bis 1929 war er Schriftleiter der Rhenanenzeitung. Von 1952 bis 1954 saß er im Verwaltungsrat seines Tübinger Corps.
Der Bestand enthält vor allem Unterlagen über die Novemberrevolution 1918 in Stuttgart und über seine Auseinandersetzung mit Gustav Esterle, der sich selbst als Retter des württembergischen Königs am 9.11.1918 im Wilhelmspalast in der Öffentlichkeit darstellte. Den anderen Teil machen Unterlagen und Biografien über Eberhard Wildermuth (*1890 - +1952), Bundesminister für Wiederaufbau, aus, mit dem er seit den 1920er Jahren in engem persönlichem Kontakt stand. a) Quellen
- HStA Stuttgart, M 660/278 Militärischer Nachlass von Dr. Wilhelm Kohlhaas;
- HStA Stuttgart, M 430/2, Bü 1118: Militärische Personalakte Wilhelm Kohlhaas';
- HStA Stuttgart, Registratur, Akte Wilhelm Kohlhaas;
- Stadtarchiv Stuttgart, Bestand 2124, Nachlass Wilhelm Kohlhaas.
b) Literatur
- Frank Raberg: Kohlhaas, Wilhelm, in: Bernd Ottnad/ Fred L. Sepaintner (Hgg.): Baden-Württembergische Biographien, Band III, Stuttgart 2002, S. 204-207.

Reference number of holding
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 1/42
Extent
17 Nummern

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Politische Nachlässe

Indexentry person

Date of creation of holding
1921-1988

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Last update
13.11.2025, 2:39 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1921-1988

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