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Der Bankier Joachim Heinrich Wilhelm Wagener, Stifter der Nationalgalerie
Julis Schrader entstammte einer Berliner Künstlerfamilie. 1815 wurde er als Sohn des Hofmalers Antonio Schrader geboren. Im Alter von 15 begann er eine Ausbildung an der Berliner Akademie. 1838 bis 1844 studierte er an der Düsseldorfer Akademie, zuletzt als Meisterschüler von Wilhelm Schadow. Historien-, Genre- und Porträtmalerei wurden seine bevorzugten Gattungen. Schrader unternahm Studienreisen nach Holland, Belgien, Frankreich und England. Mit einem Reisestipendium, das er mit dem Gemälde Papst Gregor VII und Graf Censius in Berlin gewann, konnte er einen dreijährigen Italienaufenthalt ab 1844 finanzieren. 1848 kehrte Schrader nach Berlin zurück. Ein Jahr zuvor war er ordentliches Mitglied der Berliner Akademie geworden, 1852 ernannte man ihn zum Professor. Mehrere Jahrzehnte, bis 1892, unterrichtete er an der Akademie. Schrader gehörte in Berlin zu den populärsten Malern seiner Zeit. Vor allem mit großformatigen Historienbildern machte er sich einen Namen. Häufig waren darin Persönlichkeiten der Geschichte in ergreifenden Situationen mit kräftigen Farben effektvoll dargestellt. Stilistisch orientierte sich Schrader an Vorbildern des 17. Jahrhunderts wie Rubens oder Van Dyck. Zugleich waren die zeitgenössischen belgischen Koloristen Louis Gallait, Édouard de Bièfve und Nicaise de Keyser von großem Einfluss. Eine Ausstellung ihrer monumentalen Bilder in Berlin hatte in der Kunstwelt Begeisterung ausgelöst. Der Bankier Wagener erwarb von Schrader zwei großformatige Historienbilder. Zunächst kam die Darstellung Abschied König Karls I. von den Seinen für 2000 Taler in seine Sammlung (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 219; Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des J.H.W. Wagener, Berlin 1850, Kat. 248, SMB-ZA, IV/NL Wagener). Kurz darauf kaufte er das noch etwas größere Bild Esther vor Ahasver (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 220) für 2080 Taler (Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des J.H.W. Wagener, Berlin 1850, Kat. 250, SMB-ZA, IV/NL Wagener). Auf der Berliner Akademieausstellung 1856 wurden beide Werke als Leihgabe aus Wageners Besitz präsentiert (Katalog zur Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste, Berlin 1856, Kat. 796, 797). Die Presse reagierte mit lobenden Worten (Deutsches Kunstblatt, 7. Jg., Nr. 48, Berlin 1856, S. 421; Dioskuren, 1. Jg., Nr. 7, Berlin 1856, S. 63-64) Neben der Historienmalerei war Schrader vor allem mit Bildnissen erfolgreich, von denen sich mehrere in der Nationalgalerie erhalten haben. Wagener wird sein von Schrader 1856 gemaltes Porträt im Zusammenhang mit dem Ankauf der beiden Historienbilder in Auftrag gegeben haben. Das Bildnis in Halbfigur zeigt den Vierundsiebzigjährigen vor einem neutralen Hintergrund. Auf die gehobene Stellung des Bankiers und Sammlers anspielend, hat Schrader am rechten Bildrand mit der dunklen Marmorsäule nebst Draperie ein altes Herrschaftssymbol dargestellt. Von der Seite fällt Licht auf das Gesicht Wageners. Sein wie abwesend wirkender Blick ist in die Ferne gerichtet. Die rechte Hand hat er in die Jacke oberhalb des zweiten Knopfes geschoben. In Anlehnung an die sogenannte Napoleongeste drückt diese Handhaltung Besonnenheit aus. Wagener machte damals seine letzten Erwerbungen, drei Jahre später beschloss er in seinem Testament, seine Gemäldesammlung dem preußischen König zu stiften. | Birgit Verwiebe
- Standort
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Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventarnummer
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W.S. 221
- Maße
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Rahmenmaß: 102 x 91 x 9 cm
Höhe x Breite: 84 x 73,5 cm
Rahmenaußenmaß: 102 x 91 x 13 cm (inkl. Verglasung und HS; 04.07.2022, KM)
- Material/Technik
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Öl auf Leinwand
- Ereignis
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Erwerb
- (Beschreibung)
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1861 Vermächtnis des Bankiers Joachim Heinrich Wilhelm Wagener als Gründungssammlung der Nationalgalerie
- Ereignis
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Herstellung
- (wann)
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1856
- Letzte Aktualisierung
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08.08.2023, 11:02 MESZ
Datenpartner
Alte Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bild
Entstanden
- 1856