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Von der Insider- zur Parallelwährung?
ECU – Von der Insider- zur Parallelwährung? Die Europäische Währungseinheit ECU, deren Kurzform sich aus der englischen Bezeichnung European Currency Unit ableitet, wurde mit der Gründung des Europäischen Währungssystems (EWS) 1979 geschaffen. Neben der offiziellen ECU-Verwendung, die zur Zeit auf spezielle Bereiche des EWS begrenzt ist, hat sich die private ECU-Verwendung in den letzten Jahren bemerkenswert beschleunigt. Der ECUMarkt ist trotz einiger devisenrechtlicher Probleme ein wachsendes Spezialsegment auf den internationalen Finanzmärkten. Mit der fortgeschrittenen ECU-Verbreitung werden die klassischen Geldfunktionen zwar bislang nur unvollständig und vom quantitativen Volumen in bescheidenem Umfang erfüllt. Doch die Ausübung von Geldfunktionen hat sich in den letzten Jahren deutlich intensiviert. Die ECU ist ein im Außenhandel zunehmend genutztes, allerdings in Hartwährungsländern nur begrenzt akzeptiertes Zahlungsmittel geworden. Obgleich ihre Eignung als Wertaufbewahrungsmittel durch den Weichwährungsanteil und die mangelnde Definitionskonstanz des Währungskorbes beeinträchtigt wird, konnte sich die ECU als Emissionswährung mit beeindruckenden Erfolgen an den Anleihemärkten etablieren. Als Recheneinheit hat die ECU über die EG-Institutionen hinaus im Bankensektor eine gewisse Bedeutung erlangt. Doch eine stärkere Nutzung der privaten ECU stößt an ihre Grenzen, so lange der devisenrechtliche Status dieser Korbwährung vor allem in der Bundesrepublik noch ungeklärt ist. Die Bundesbank nimmt unter den europäischen Zentralbanken eine Sonderstellung ein, indem sie gegen eine Anerkennung der ECU als Devise in erster Linie rechtliche Bedenken erhebt. Das Prinzip der Freiheit des Kapitalverkehrs spricht jedoch aus ordnungspolitischer Sicht für eine vollständige Zulassung von ECU-Transaktionen. Auch hat die gegenwärtige Behandlung von ECU-Transaktionen negative Konsequenzen für den Bankenwettbewerb. Da die alleinige Anerkennung der ECU als Devise mit keinen stabilitätspolitischen Kosten verbunden wäre, der geldpolitische Spielraum der Bundesbank nicht beeinträchtigt würde, und sich darüber hinaus auch noch Vorteile für die Bankenaufsicht ergeben könnten, sollte man auch in der Bundesrepublik der ECU den Status einer Devise zukommen lassen.
- Language
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Deutsch
- Bibliographic citation
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 17 ; Year: 1984 ; Issue: 3 ; Pages: 416-440
- Classification
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Wirtschaft
- Event
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Geistige Schöpfung
- (who)
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Hasche-Preuße, Christine
- Event
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Veröffentlichung
- (who)
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Duncker & Humblot
- (where)
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Berlin
- (when)
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1984
- DOI
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doi:10.3790/ccm.17.3.416
- Last update
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10.03.2025, 11:41 AM CET
Data provider
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Artikel
Associated
- Hasche-Preuße, Christine
- Duncker & Humblot
Time of origin
- 1984