Feldpostbrief

Kamerad an Friedrich Pietzsch am 12.06.1917 (3.2002.9029)

C. H. O. den 12. 6. 17 Sehr geehrter Herr Leutnant! Habe Ihren werten Brief erhalten und sage Ihnen auch meinen besten Dank. Leider muß ich Ihnen bestätigen daß ich den auf der Karte angeführten Brief nicht erhalten habe. Wie ich aus Ihrer werten Karte ersehe, gehören Sie nun nicht mehr dem alten Btl. an und befinden sich auch nicht mehr an der Front. Na es soll aber auch in der Etappe ganz gut sein und da pfeifen ja auch die Kugeln nicht so sehr. Bei uns ist es jetzt allerdings sehr ungemütlich. Wir haben hier dauernd Fliegerbesuch; es geht Tag und Nacht sehr lebhaft zu. In der einen Nacht haben die Kadetten den einen Gasometer beworfen welcher natürlich nur ausbrannte ohne zu explodieren und das war auch ein Glück. Die Bürschchen haben dann die Scheinwerfer mit Maschgeweh. bedacht daß es nur so gehagelt hat und es war ein Höllenlärm und dazwischen unsere Abwehrgeschütze. Die Sprengstücke lagen am anderen Tage in den Straßen umher. Am vergangenen Dienstag wollten sie auch den Südbahnhof mit Bomben belegen und haben aber nur die entgegengesetzte Seite getroffen wo die Hotels stehen. Jedenfalls haben sie mit ihren Bombenwürfen wenig ausgerichtet. Am Wytschaetebogen haben sich die 10 eingesetzten Divisionen deutlich blutige Köpfe geholt. Jetzt scheint den Herrn die Lust zum Angreifen vergangen zu sein denn es ist so ziemlich Ruhe eingetreten. Die solle nur nicht denken daß sie hier etwas erreichen denn von Gent bis zur Front wimmelt es von Militär. Am 2. Feiertag war Exzellenz Hindenburg in Gent. Weiter wüßte ich für heute nichts zu berichten. Wenn Sie diesen Brief erhalten, dann werde ich wohl schon in Berlin denn ich fahre am 15. auf Urlaub und zwar 14 Tage. In der Hoffnung daß es Ihnen werter Herr Leutnant auch fernerhin gut gehen möge und mit dem Wunsche daß der Tag bald kommen möge der Sie sowie uns alle zu unseren Lieben bringen wird, verbleibe mit herzlichen Grüßen Ihr dankbarer und ergebener A. Berling Viele Grüße auch an Kamerad Steinmüller.

Urheber*in: Pietzsch, Friedrich / Rechtewahrnehmung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation | Digitalisierung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation

In copyright

1
/
1

Location
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Inventory number
3.2002.9029
Material/Technique
Papier

Related object and literature
Online-Präsentation zum Schreiben in Kriegsgefangenschaft
Teil von Collection ID3.2002.9029: Friedrich Pietzsch - 14 Briefe - Februar 1915 bis April 1918 - 3.2002.9029

Subject (what)
FELDPOST

Event
Herstellung
(who)
Friedrich Pietzsch
(where)
Unbekannter Ort
(when)
12.06.1917

Rights
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Last update
15.04.2025, 1:55 PM CEST

Data provider

This object is provided by:
Museumsstiftung Post und Telekommunikation. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Feldpostbrief

Associated

  • Friedrich Pietzsch

Time of origin

  • 12.06.1917

Other Objects (12)