Bestand

NS-Kulturgemeinde Detmold (Bestand)

Gründung und Entwicklung, Organisation; inhaltliche Arbeit; Mitglieder; Presseberichte.

Form und Inhalt: Vorbemerkung

Der im vorliegenden Findbuch verzeichnete Bestand L 115 H wurde am 8. Juni 1995 erworben und als Zugang 49/95 dem Staatsarchiv Detmold zugeführt.
Der Bestand war bei Übernahme z. T. nach Themen in Schnellheftern und als ungeordnete Lose-Blatt-Sammlung in Mappen zusammengefasst, so dass eine sinnvolle Neuordnung notwendig wurde. Die einzelnen Blätter wurden, wo es sich anbot, den jeweiligen Schnellheftern zugeordnet oder zu neuen selbstständigen Verzeichnungseinheiten zusammengestellt.
Vielfach war der Bestand so unzusammenhängend registriert (Fehlen von Anlagen und Antwortschreiben etc.), dass sich der Inhalt für den Benutzer nur aus einzelnen Schriftstücken ergibt. Einzig die ”Gleichschaltung“ der Vereine (1936) und die Eingliederung der NSKG Detmold in die NS-Gemeinschaft ”Kraft durch Freude“ (KdF) (1937) sind einigermaßen zusammenhängend überliefert. Der Bestand umfasst den Zeitraum von 1933 bis 1938.

Am 26. Januar 1935 wurde die NS-Kulturgemeinde Detmold gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. Heinrich Hollo (3.5.1887*) berufen. Aufgabe der NSKG sollte es sein, ”aus der Vielfalt kulturellen Lebens ( ) eine Einheit ( ) im Sinne des Nationalsozialismus zu formen, mit dem Ziel, die ”Heranbildung eines neuen deutschen Menschentyps, und damit auch einer neuen deutschen Kultur“ zu fördern.
Zu diesem Zweck wurden zwischen Mai und Oktober 1936 alle kulturellen Vereine aufgelöst und mit der NSKG Detmold gleichgeschaltet. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Lippischen Landeskonservatoriums am 6. August 1936 wurde die von der NSKG ”vorgeschlagene Form der Zusammenarbeit einstimmig angenommen“, sodass die Spielzeit 1936/1937 erstmals einheitlich unter Leitung der NSKG durchgeführt werden konnte.
Am 28. Juli 1936 beschloss der Vorstand des Bildungsvereins ”mit überwältigender Mehrheit ” die Auflösung und den Eintritt in die NSKG Detmold.
Die vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Landestheater und die Überführung des Naturwissenschaftlichen Vereins in die NSKG datiert ebenfalls in diesen Zeitraum. Die Eingliederung der Trachtenvereine und Landmannschaften in die NSKG zog sich bis in den Winter 1936/1937 hin.
Der Mitgliederstamm der im Vereinsregister gelöschten Vereine konnte weitgehend übernommen werden, da laut Vertrag Angehöriger der Vereine nur noch sein konnte, wer die Hauptmitgliedschaft in der NSKG besaß. Aber schon Ende Juni 1937 musste die NSKG Detmold selbst um ihre Selbstständigkeit innerhalb der NSKG ”KdF“ kämpfen, in die sie eingegliedert werden sollte.

Durch das Rundschreiben der Amtsleitung Berlin e.V. vom 30 Juni 1937 wurde der Zusammenschluss der NSKG mit dem Volksbildungswerk und dem Amt für Feierabend zu einer Einheitsorganisation bekanntgegeben, die dem Reichsorganisationsleiter Dr. Robert Ley unmittelbar unterstellt war. Zum Reichsamtleiter der neuen Einheitsorganisation wurde Ludwig Klemme bestellt.
Sinn und Zweck der Organisation war es, für die ”Erfassung und Heranführung aller Volksgenossen an die Kulturgüter“ zu sorgen. Mit Übernahme der Geschäfte zum 1. Juli 1937 durch die Einheitsorganisation lief die gesamte Rechnungsführung nur noch über die Dienststelle ”KdF“ und in allen Finanzfragen mussten die Ortsverbände erst die Zustimmung der Gauwarte bzw. Gaukassenwarte einholen.
Amtsträger, die entgegen den Dienstanweisungen der NSG ”KdF“ und zum finanziellen Schaden der DAF handelten, wurden persönlich dafür haftbar gemacht.
Die offizielle Anordnung zur Auflösung aller im Vereinsregister eingetragenen Ortsverbände der NSKG erging aber erst am 26. August 1937 mit der Begründung, dass die NSG ”KDF“ ”die Rechtsform eingetragener Vereine für ihre nach geordneten Dienststellen nicht kennt ( )“
Die Liquidation der NSKG Amtsleitung Berlin e.V. als vorgesetzte Dienststelle aller Ortsverbände sollte erst nach Abschluss der örtlichen Liquidationen erfolgen.
Mit einigem Erfolg entzog sich die NSKG Detmold der vorgesehenen Auflösungsform und setzte unter Berufung auf die ”besondere“ wirtschaftliche und organisatorische Lage des Ortsverbandes (s. den Zusammenschluss mit den Vereinen 1936) eine Sonderregelung durch. Die Vereinbarung, die der Geschäftsführer der NSKG Ernst Schnelle am 20. September aushandelte, sah vor, die NSKG Detmold als selbstständige Ortsgruppe der NSG ”KdF“ weiterzuführen, und deren verfügungsberechtigter Referent Dr. Hollo bleiben sollte.
Wann die geplante Liquidation der NSKG Amtsleitung Berlin e.V. tatsächlich erfolgte, geht aus den Unterlagen nicht hervor.
Jedenfalls waren der NSKG Detmold zwei Organisationen vorgeschaltet, deren Kompetenzen und Befugnisse nicht eindeutig gegeneinander abgegrenzt waren, sodass die ungeklärten Zuständigkeiten zu häufigen Reibereien führten. Unmittelbarer Vorgesetzter der NSKG Detmold war die NSKG Gaudienststelle Westfalen-Nord der NSG ”KdF“, bei der die Buchprüfungsberichte, Jahresabschlüsse, die Arbeits- und Monatsberichte, Bilanzen, Abrechnungen, Vorkalkulationen für jede geplante Veranstaltung sowie Listen über Programmgestaltung der NSKG Detmold einzureichen waren.

Die Gaudienststelle Westfalen-Nord sprach nicht nur Empfehlungen für bestimmte Künstler aus und verschickte Vorschlagslisten an die NSKG Detmold, sondern sie übernahm auch Überwachungsfunktionen denen sie akribisch nachging! Eine Verpflichtung der Künstler durch die NSKG Detmold konnte erst nach einem aufwendigen Genehmigungsverfahren durch die Gaudienststelle erfolgen, wobei selbst bekannte und anerkannte Künstler einer eingehenden Durchleuchtung nicht entgingen, wie das Beispiel des Detmolder Kunstmalers Ernst Rötteken beweist.

Die Gaudienststelle Westfalen-Nord war die Genehmigungs- und Entscheidungsinstanz; kam es zur Verpflichtung eines Künstlers so wurde der Deutsche Vortragsdienst bzw. die Kultur-Vortrags-Organisation (Gemeinschaftssekretariate der Künstler) damit beauftragt, die technischen Einzelheiten der Verpflichtung mit der NSKG Detmold auszuhandeln. Anfallende Aufführungsgebühren mussten an die Stagma (staatlich genehmigte Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Urheberrechte) abgeführt werden.

Die NSKG Amtsleitung Berlin e.V. war die unmittelbar vorgesetzte Dienststelle, die in gleicher Weise für die Vermittlung, Genehmigungen und Durchleuchtung der Künstler zuständig war. Das Nebeneinander der vorgesetzten Dienststellen eröffnete den Ortsverbänden zahlreiche Schlupflöcher und es kam nicht selten vor, dass Termine zwischen den Künstlern und den Ortsverbänden selbstständig arrangiert wurden bzw. Künstler an andere Ortsverbände weiterempfohlen wurde, ohne die Unbedenklichkeitsbescheinigungen und Genehmigung der NSKG Amtsleitung Berlin und der jeweils zuständigen Gaudienststelle abzuwarten.

Darüber hinaus unterhielt die NSKG Detmold regen Verkehr mit benachbarten Ortsverbänden und örtlichen Organisationen (NS-Frauenschaft, HJ).
Aus dem Kulturprogramm der NSKG sind die ideologischen und propagandistischen Veranstaltungen (”deutsche Weihnacht“) gesondert aufgeführt. Ansonsten ist das Kulturprogramm unterteilt nach Empfehlungen von Künstlern durch die Amtsleitung/Gaudienstelle Westfalen-Nord, wobei auf nichtarische Künstler besonders hingewiesen wurde, nach den Angeboten einzelner Künstler (Prospekte) und nach den tatsächlichen erfolgten Veranstaltungen.

Die Finanzlage der NSKG Detmold muss zeitweise äußert angespannt gewesen sein, was der penetranten Mitgliederwerbung und den Zahlungsaufforderungen verschiedener Gläubiger zu schließen ist. Die Lippische Staatszeitung wurde beispielweise gebeten, teure Anzeigen in den redaktionellen Teil aufzunehmen, um Geld einzusparen.
Unter den verzeichneten Zeitschriften ist insbesondere der ”Obmann“ zu erwähnen, der Anordnungen und Verfügungen der Amtsleitung enthält und eine Art Wegweiser und Ratgeber für jeden Obmann war. Die Plakate können bestellt werden unter der Signatur D 81 Nr. 4535-4545 und Nr. 4593-4595.
Dieser Nachlass wurde im Rahmen eines Praktikums geordnet und verzeichnet durch Thomas Tekster.

Es ist nach der Bestell-Nr. L 115 H Nr. zu zitieren.

Detmold, im August 1995
gez. Thomas Tekster



Im Zuge der Digitalisierung der Findmittel wurde das maschinenschriftliche Findbuch aus dem Jahr 1995 in V.E.R.A. abgeschrieben.
Detmold, im Juni 2009
gez. Wolfgang Seemund

Reference number of holding
L 115 H
Extent
5 Kartons = 38 Archivbände 1933-1940; 60 Plakate. - Findbuch: L 115 H.
Language of the material
German

Context
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Archivtektonik) >> 1. Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe >> 1.3. Organisationen, Güter, Familien, Personen >> 1.3.1. Politische Organisationen

Date of creation of holding
1933-1940

Other object pages
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Last update
06.03.2025, 6:28 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Ostwestfalen-Lippe. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1933-1940

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