Bestand
Walter und Käte Gorsky (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Tektonikgruppe:
4. Vor- und Nachlässe
Bestandsnummer:
StAFF 6-018
Laufzeit:
1905-1980
Bestandsart:
Schriftgut und Fotografien
Walter Karl Otto Gorsky war am 22.03.1891 in Frankfurt (Oder) geboren worden. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und war nach dem Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg in der Buchhaltung der Paul Steinbock Papier- und Zellulosefabrik AG tätig. Dort lernte er seine zukünftige Ehefrau kennen. Käte Gorsky wurde am 14.10.1891 als Auguste Katharina Gertrud Jouin in Frankfurt (Oder) geboren und war als Tochter des Prokuristen Charles Jouin im selben Betrieb in der Kassenverwaltung beschäftigt. Nach dem Ableben des Schwiegervaters übernahm Walter Gorsky 1928 die Funktion des Prokuristen. Käte Gorsky schied nach der Eheschließung aus dem Betrieb aus, absolvierte eine Gesangsausbildung und arbeitete fortan als Musiklehrerin.
Die Eheleute Gorsky waren kunst-, kultur- und politikinteressiert. Sie waren Mitglied in vielen Vereinigungen, darunter der Singakademie, dem Bund für Wandern und Leben oder dem Deutschen Alpenverein. Walter Gorsky war zudem Mitglied der Freimaurerloge "Zum aufrichtigen Herzen" und Mitglied der SPD. Walter und Käte Gorsky überlebten 1942, teils schwer verwundet, die Bombardierung ihres Schlafwagens während einer Reise nach München.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Paul Steinbock Papier- und Zellulosefabrik AG abgewickelt. Walter Gorsky wurde 1946 als Stadtkämmerer von der sowjetischen Stadtkommandantur eingesetzt. 1949 schloss er einen Lehrgang an der Verwaltungsakademie in Forst Zinna ab. Gorsky wurde für seine Leistungen an der Aufbauarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der sozialistischen Kommunalverwaltung ausgezeichnet. Nach seiner Verabschiedung als Stadtkämmerer war er ab 1952 als Stadtrat tätig, arbeitete beim Konsumgenossenschaftsverband sowie beim Rat des Bezirkes. Er blieb Treuhänder verschiedener Nachlassverwaltungen, darunter der abgewickelten Paul Steinbock Papier- und Zellulosefabrik AG, für deren ehemalige Beschäftige er sich einsetzte und auch Bescheinigungen ausstellte. Er starb am 08.11.1977 in Frankfurt (Oder). Käte Gorsky verstarb nur wenige Jahre später am 04.07.1983.
Der Nachlass der Eheleute Gorsky ist ein Glücksfall für die Stadtgeschichte. Durch die Evakuierung und Zerstörung der Stadt in den letzten Kriegstagen kehrte ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr nach Frankfurt (Oder) zurück. Walter und Käte Gorsky waren als gebürtige Frankfurter ihrer Heimatstadt treu geblieben und engagierten sich hier politisch, sozial und kulturell. Walter und Käte Gorsky lebten in einem Haus in der Lennéstraße. Sie hoben ihre Unterlagen größtenteils auf, dadurch ist ihr Leben und ihre Tätigkeit dokumentiert. Insbesondere die Phase der Transformation zwischen Nationalsozialismus und Sozialismus sowie der Trennung der Stadt zwischen der DDR und der VR Polen ist im Nachlass überliefert. Neben dem Schriftgut machen die Fotografien der Papier- und Zellulosefabrik Paul Steinbock AG sowie der Freimauerloge den historisch hohen Wert des Nachlasses aus.
Der Nachlass gelangte in mehreren Teilen aus Privatbesitz in das Stadtarchiv. Die erste und größte Übernahme erfolgte im Jahr 1983. Im Jahr 2000 wurden fünf, und im Jahr 2020 vier weitere Stücke übernommen. Aus konservatorischen Gründen sind die Petschaften, Medaillen und Fotografien seit den 1980er Jahren gesondert verzeichnet und gelagert. Das Logenbesteck befindet sich als Dauerleihgabe im Museum Viadrina. Der Nachlass ist im Jahr 2022 von Dr. Denny Becker erschlossen und konservatorisch bearbeitet worden.
Im Bestand "StAFF 2-121 Rat der Stadt 1945-1952" befindet sich eine Handakte des Stadtkämmerers Gorsky sowie seine Kaderakte im Bestand "StAFF 2-122 Rat der Stadt 1952-1990".
Frankfurt (Oder), im August 2022
Dr. Denny Becker
(Wissenschaftlicher Archivar)
Literatur: - Walter Gorsky: Die Stadtverwaltung wieder im alten Rathaus, in: Märkische Volksstimme vom 26.07.1952
- Aktivist der ersten Stunde war Genosse Gorsky, erster Stadtkämmerer Frankfurts nach 1945, in: 20 Jahre SED aufblühende Stadt an der Oder-Neiße-Friedensgrenze 1966
- Ralf-Rüdiger Targiel: Neue Prachtstücke für die Schatzkammer. Schriftstücke Walter Gorskys von großen historischen Wert, in: Neuer Tag vom 23.07.1983
Zitierweise: Bestandsnummer zzgl. Archivaliensignatur, bspw.: StAFF 6-017 - BA VI 1
- Bestandssignatur
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StAFF 6-018
- Umfang
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1,5 lfd. Meter, 54 AE
- Kontext
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Stadtarchiv Frankfurt (Oder) (Archivtektonik) >> Vor- und Nachlässe
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
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17.03.2025, 16:21 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand