Bestand
Handschriften (Bestand)
Literaturhinweis: Gerhard Ahrens, "Ohne Quellen ist keine Geschichte denkbar". Aufbau und Verbleib der Handschriftensammlung des Lübecker Geschichtsvereins. In: ZVLGA 82 (2002), S. 227-247
Vorwort: Der Handschriftenbestand des Archivs der Hansestadt Lübeck wurde im 19. Jahrhundert von Carl Friedrich Wehrmann durch ein Verzeichnis (Nr. 1250 und 1251) erschlossen. Dieser erfasste darin auch die ca. 750 Amtsbücher der Behörden Wette, Kämmerei, Marstall, Stadtkasse, Waldoffizium, Walloffizium, Kriegsstube, Bauhof, Zoll, Zulage und Akzise.
Mit fast hundertjähriger Verzögerung - erst 1987-1998 wurden die Lübecker Archivalien nach der einst kriegsbedingten Auslagerung an ihren Entstehungsort zurückgeführt - konnte die auf dem überholten Pertinenzprinzip beruhende archivarische Fehlentscheidung Wehrmanns bereinigt werden, indem diese Amtsbücher den jeweiligen Beständen zugefügt wurden. Einzelne Schriften konnten Familienarchiven und Nachlässen zugeordnet werden, manche hiervon - insbesondere genealogische Aufzeichnungen - wurden jedoch im Handschriftenbestand belassen.
So wurde der Weg frei für die Revision der heute im Archiv der Hansestadt Lübeck vorhandenen Handschriftenstücke durch Eike Schiek im August 2015 und eine Überprüfung durch Prof. Dr. Gerhard Ahrens im Spätherbst 2015. Sie wurden teils neu verpackt, beschriftet und konservatorisch untersucht. Die Nummerierung (von Wehrmann und Nachfolgern) wurde beibehalten, wodurch zwar der Eindruck von Lückenhaftigkeit in Kauf genommen, die Auffindbarkeit der im Laufe der Zeit vielfach benutzten Stücke aber sehr gefördert wurde.
Wie in anderen Archiven ist die Handschriftenabteilung das Sammelbecken der nicht bestimmter Provenienz zuzuordnenden Stücke, wie Materialsammlungen, Manuskripte aller Art, Ordnungen, Rezesse, Abschiede, Urkundenabschriften, dies alles vielfach als Arbeitsmaterial von Ratsherren, Verwaltungsbeamten und Archivaren entstanden; hinzu kommen Rechtshandschriften und Chroniken. Der Handschriftenbestand umfasst auch das sog. Diplomatarium und Museum Dreyerianum, eine Sammlung von Rechtsaufzeichnungen, auch Drucken, des Dompropsten und Syndikus Johann Carl Hinrich Dreyer (1723-1802).
Zahlreiche Chroniken und andere Codices sind allerdings nicht aus der kriegsbedingten Auslagerung zurückgekehrt und müssen als verschollen angesehen werden. Über diese Stücke orientiert das alte Verzeichnis (Nr. 1250 und 1251), wo sie als "1942 ausgelagert" bezeichnet sind.
Durch eine 1899 vorgenommene Teilung der Manuskriptsammlung des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde zwischen Archiv und Stadtbibliothek, deren Prinzipien nicht nachvollziehbar sind, gelangten Protokollbücher u. a. Aufzeichnungen von Behörden, Bruderschaften und Handwerksämtern sowohl ins Archiv als auch in die Stadtbibliothek. Bei den Chroniken blieb z. B. ein durch Reimar Kock angefertigtes Exemplar im Archiv (heute verschollen), andere Stücke erhielt die Stadtbibliothek. Ähnliche Unübersichtlichkeit herrscht bei der sog. Dreyerschen Sammlung, die ebenfalls aufgeteilt wurde.
Zu den Handschriften zählen auch die Sammlungen der Gemeinen Bescheide und allgemeinen Dekrete (1617-1810) sowie die wichtigen genealogischen Stammtafelwerke von Jacob v. Melle, Magnus Dieterich von Pincier, Johann Hermann Schnobel und Hermann Schröder, nicht zu vergessen auch die aufgrund der Oberstadtbücher (=Grundbücher) ebenfalls vom Letztgenannten angelegten Topographischen Aufzeichnungen über die Innenstadt von Lübeck. Die Originale dieser Hss. 864 und 900 liegen aus konservatorischen Gründen im Magazin. Kopien werden im Findbuchraum verwahrt und sind im Benutzerraum einzusehen.
Der sehr heterogene Bestand, der auch umfangreiche Sammelhandschriften enthält, ist durch ein von Dagmar Hemmie angelegtes Register erschlossen. Die Stücke sind sowohl in numerischer Reihenfolge, als auch in klassifizierter Form abrufbar. Besonderer Dank gilt Frau Archivoberinspektorin Meike Kruse für geduldige Unterstützung bei der elektronischen Organisation.
Lübeck, März 2016
Antjekathrin Graßmann
Erschließungszustand, Umfang: Datenbank (2016), Findbuch (19. Jh., mit Ergänzungen)
ca. 28 lfm
- Bestandssignatur
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08.01
- Kontext
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Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 08 Sammlungen
- Bestandslaufzeit
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1200-2005
- Weitere Objektseiten
- Zugangsbeschränkungen
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Benutzungsbeschränkung: keine
- Letzte Aktualisierung
-
30.06.2025, 10:12 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1200-2005