Bestand
Sammlung Pfarrerfamilie Denhard (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Pfarrerfamilie Denhard Die reformierte Pfarrerfamilie Denhard ist ein typisches Beispiel rheinischer „Pfarrerdynastien“ der frühen Neuzeit. Die Sammlung entstand im Zuge von genealogischen Forschungen, die von Nachkommen der Familie angestellt wurden. Sie enthält schwerpunktmäßig Material der drei Pfarrer Johann Valentin Denhard (1715-1789), Wilhelm Valentin Denhard (1758-1829) und Peter Daniel Bender(1793-1823). Johann Valentin Denhard war Pfarrer am Stift Keppel, in Wermelskirchen und Gemarke. Mehrmals war er als Assessor und Scriba Teil des Moderamens der Bergischen Provinzialsynode, zweimal sogar als Präses. Sein Sohn Wilhelm Valentin Denhard wurde nach dem Examen 1778 an die Gemeinde Stolberg berufen und blieb dort bis zu seinem Tod. Auch er übernahm mehrfach synodale Ämter. Eine Berufung an die deutsche reformierte Gemeinde in Amsterdam im Jahr 1791 nahm er zunächst an, lehnte dann aber doch ab. Peter Daniel Bender diente ab 1815 zunächst freiwillig als Jäger beim ersten pommersche Infanterie-Regiment und war anschließend in raschem Wechsel zwischen 1816 und 1823 Pfarrer in Roetgen, Burtscheid und Wermelskirchen. Inhalt: Stammbäume; biografisches Material (u.a.Zeugnisse, Berufungen, landesherrliche Bestätigungen, Ehevertrag, Lebenslauf); Geschenktasse; Scherenschnitte und Bilder; Korrespondenzen; sog. Waldprozess. Literatur: Robert Steiner, Gemarke 1702-1977. Herausgegeben vom Presbyterium aus Anlaß des 275jährigen Bestehens der Gemeinde am 8. August 1977, Wuppertal, 1977; Wie die Evangelisch-Reformierte Gemeinde in Wermelskirchen im Jahre 1738 einen neuen Prediger (Pfarrer Denhard) bekam (einschließlich Namensverzeichnis der wahlfähigen Personen), Wermelskirchen, ca. 1930. Akzessionsdatum: 2003. Vorwort des Findbuchs Johann Valentin Denhard Der reformierte Pfarrer Johann Valentin Denhard wurde am 25. April 1715 in Ferndorf im Fürstentum Nassau-Siegen als Sohn des dortigen Pfarrers Johann Adam Denhard und dessen Frau Anna Philippina, geb. Lüdger, geboren. Er studierte Theologie in Herborn, Duisburg und Marburg und legte das Examen am 7.Juni 1736 ab. Noch im selben Monat wurde er zum Stiftsprediger in Keppel im Ferndorftal gewählt, wo seit der Rekatholisierung durch Johann VIII. ein Simultaneum errichtet worden war. Im September 1738 folgte er der Berufung an die Gemeinde Wermelskirchen, wo er heimisch wurde und eine Familie gründete: im Jahr 1744 heiratete er Cornelia Wilhelmina de Haan und bekam ein Jahr später Tochter Philippina Catharina. 1758 folgte als letztes Kind Sohn Wilhelm Valentin, später Pfarrer in Stolberg. Vier in den Zwischenjahren geborene Kinder kamen nicht über das Kleinkindalter hinaus. Cornelia Wilhelmina starb im Jahr 1775, lange vor ihrem Mann, der aber nicht mehr heiratete. In den Jahren seines Pfarramtes in Wermelskirchen erreichten ihn mehrere Berufungen an die Gemeinden Mülheim, Elberfeld, Neviges und Solingen, die er aber ablehnte. Im August 1751 wurde Valentin Denhard zum Pastor der Gemarker Gemeinde gewählt, nahm die Berufung an und hielt am 31.Oktober seine Antrittspredigt. Zu einigen Stationen seiner Tätigkeit geben außerdem die Protokolle der Bergischen Provinzialsynoden Auskunft: 1760,1767 und 1780 wurde er zum Inspektor der Classis Elberfeld gewählt , 1765 zum Assessor. 1755 und 1772 stand er den in Gemarke abgehaltenen Bergischen Provinzialsynoden vor. In der Literatur hat vor allem eine Predigt, die er im Jahr 1753 zum verantwortlichen Umgang mit großem irdischen Besitz und der damit einhergehenden Pflicht, das Vermögen zum Besten der Gemeinde einzusetzen, gehalten hatte, Niederschlag gefunden. Ihr folgten bedeutende Stiftungen, die den Ausbau der Gemeinde voranbrachten. Während der Amtszeit Denhards erlebten die Stadt Barmen und die Gemeinde Gemarke eine Blütezeit mit zahlreichen Ausbaumaßnahmen und einem raschen Anstieg der Einwohnerzahl, sodass im Jahre 1784 die Anstellung eines zweiten Pfarrers nötig wurde, der von da an den bereits betagten Pfarrer Denhard bis zu dessen Tod in der Amtsführung unterstützte. Am 6. August 1786 konnte Denhards 50jähriges Ordinationsjubiläum noch in der Gemeinde begangen werden, bevor er am 14. Januar 1789 in Barmen-Gemarke verstarb. Wilhelm Valentin Denhard Der am 9. Oktober 1758 in Gemarke geborene Sohn Johann Valentin Denhards, Wilhelm Valentin, schlug ebenfalls die geistliche Laufbahn ein. Nach dem Studium in Duisburg und Marburg und dem Examen am 7. Januar 1777 wurde er 1778 an die Gemeinde Stolberg berufen. und blieb dort bis zu seinem Tod am 30. September 1798. Im Jahr 1786 übernahm er in der Ersten Classis der Provinzialsynode Jülich das Amt des Inspektors, in den Jahren 1781 und 1789 das des Scriba. 1785 und 1787 amtierte er als Synodalassessor. Eine Berufung an die Gemeinde Amsterdam im Jahr 1791 lehnte er ab, ebenso die an seine Heimatgemeinde Gemarke im Jahr 1784 als zweiten Prediger neben seinem Vater. Im Jahr 1789, nach dem Tod seines Vaters, wurde er dort erneut als Kandidat zur Wahl gestellt, scheiterte aber. Nach dem Tod des Vaters und der gescheiterten Wahl Wilhelm Valentins in Gemarke verließ auch seine Schwester Philippina Catharina Gemarke und lebte von ca. 1795 an bis zu ihrem Tod am 11.Januar 1814 in Mülheim an der Ruhr bei ihrem Verwandten Wilhelm Pithan. 1760 heiratete Wilhelm Valentin die Stolbergerin Ida Gertrud Schleicher mit der er sieben Kinder bekam. Nur vier davon erreichten das Erwachsenenalter: Anna Luise (*1784), Wilhelm Valentin (*1787), Johann Eduard (*1789) und Ludwig (*1796). Wilhelm Valentin Denhard starb am 30. September 1798. Nach dem Tod ihres Mannes zog Ida Gertrud nach Düren zur Familie ihrer Tochter Anna Luise. Sie starb im Jahr 1829 ebenda. Die Nachkommen von Wilhelm Valentin Denhard und Ida Gertrud stritten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im sogenannten Waldprozess um ihren Erbanteil, der sich aus Ida Gertruds Abstammung aus der Familie Schleicher herleitete. Konkret ging es dabei um die Beteiligung an den Nutzungsrechten eines Kohlzirkels, also eines Waldgebietes, das die Eigentümer zur Herstellung von Kohlholz nutzen durften. Vor dem Königlichen Gericht in Leipzig erstritt die Familie Schleicher eine hohe Entschädigungszahlung von der Regierung für die Ablösung bestimmter Waldrechte, von der Ida Gertruds Nachkommen einen Anteil beanspruchten. Sie waren zuvor wegen eines angeblichen Verzichts Ida Gertruds auf das Erbe von Wilhelm Schleicher nicht in den Prozess einbezogen worden. Federführend war hier Eduard Denhard, ein Enkel Ida Gertruds. Peter Daniel Bender Die Verbindung Peter Daniel Benders zur Familie Denhard kam über die Heirat des Johann Eduard Denhard, Sohn von Wilhelm Valentin Denhard, mit der Schwester Peter Daniel Benders, Katharina Margarethe, zustande. Er wurde am 9. April 1793 in Kall/ Eifel als Sohn des Johann Peter Bender und der Maria Odilie Elisabeth Pönsgen geboren und verbrachte Kindheit und Jugend in Düren. Er studierte Theologie in Straßburg und Tübingen und legte das Examen am 5. Juli 1814 in Stolberg ab. 1815 meldete er sich als freiwilliger Jäger in das erste pommersche Infanterie-Regiment der Befreiungskriege, erhielt dort das Eiserne Kreuz II. Klasse und das russische Georgskreuz. Nach den Jahren des Militärdienstes war er von 1816 bis 1820 Pfarrer in Roetgen, wechselte dann für ein Jahr an die Gemeinde Burtscheid und dann 1821 noch einmal nach Wermelskirchen, wo sein Tod am 21. Oktober 1823 seine Amtszeit beendete. Im Jahr 1821 hatte er Maria Magdalena Pönsgen geheiratet, die im Jahr darauf Tochter Bertha zur Welt gebracht hatte. Der Bestand wurde am 28.10.2003 von Pfr. i. R. Eckhard Goldberg im Umfang von drei Archivkartons an das Archiv abgegeben. Kleinere Nachreichungen folgten im Jahr 2008. Er erhielt die Signatur 8SL 063 und wurde im August 2011 verzeichnet. Er lag zum größten Teil in Mappen vorsortiert mit detaillierter Abgabeliste vor, sodass lediglich kleine Sortierungsarbeiten vorgenommen werden mussten. Er umfasste zunächst insgesamt 35 Verzeichnungseinheiten. Im September 2013, Februar und August 2014 erfolgten Nachreichungen weiterer Materialien, ebenfalls von Eckhard Goldberg. Sie wurden mittels Springnummern in die bestehende Bestandsarchitektur eingearbeitet und beinhalten die neuen Nummern 36 bis 47. Die Sammlung entstand im Zuge der genealogischen Forschungen, die von der Familie Goldberg über ihre Vorfahren angestellt wurden und enthält größtenteils biographisches Material aus den Nachlässen der Familien. Die drei oben portraitierten Pfarrer bilden die Bezugspunkte der Sammlung. Diese Ordnung wurde gemäß der Vorordnung des Abgebenden übernommen. Jedem dieser Bezugspunkte sind auch Unterlagen weiterer naher Familienmitglieder zugeordnet, deren Beziehungen untereinander anhand der Stammtafeln ermittelt werden können. Außerdem wurde dem zusammengetragenen Forschungsmaterial ein eigener Klassifikationspunkt gegeben. Der Bestand enthält neben dem Schriftgut auch gegenständliches Material. Besonders herausstechend ist dabei die Porzellantasse, die Wilhelm Valentin Denhard 1791 von seiner Gemeinde zum Geschenk erhielt, der Legende nach gefüllt mit Golddukaten, nachdem er eine Berufung an die hochdeutsche Gemeinde in Amsterdam ausgeschlagen hatte. Ansonsten handelt es sich hauptsächlich um Gemälde mit unterschiedlichen Rahmen, die alle stark verblasst und zum Teil beschädigt sind. Ihm lagen auch drei Bücher zur Lokalgeschichte Gemarkes und Stolbergs bei. Diese wurden, da bereits in der Archivbibliothek vorhanden und ohne erkennbare Bearbeitung, aus dem Bestand entfernt und die Titel in die Literaturangaben aufgenommen. Die Nachreichung enthielt weitere gerahmte Darstellungen verschiedener Familienmitglieder sowie zahlreiche Materialien zur Familiengeschichte der Familie Schleicher, insbesondere zum sogenannten Waldprozess. Der Bestand ist natürlich besonders in genealogischer und lokalgeschichtlicher Hinsicht interessant, bietet aber auch in anderer Hinsicht wertvolle Einblicke. Der Sammlungsgegenstand reicht über vier Generationen und umfasst mit einer Laufzeit von 1715 bis 1909 fast 200 Jahre. Räumlich erfasst er das Gebiet der ehemaligen Provinzen Jülich und Berg und wirft so Streiflichter auf die wechselvolle Geschichte des Rheinlandes während des Langen 19. Jahrhunderts: die Zeit des Religionsrezesses unter der Herrschaft der pfalz-neuburgischen Regenten, der französischen Annexion des linken Rheinufers und der preußischen Herrschaft. Er zeigt andererseits aber auch die Kontinuität des religiösen Leben unter diesen sich verändernden Bedingungen. Besonders hervor tritt die Praxis der Stellenbesetzung in den Pfarrstellen der Gemeinden und die Tradition der Pfarrerfamilie. Im April 2014 erfolgte durch Eckhard Goldberg eine Abgabe von drei Konfirmationsscheinen aus den Jahren 1838, 1875 und 1913 aus dem Familienarchiv Goldberg. Diese wurden dem Bestand 8SL 044 Tauf- und Konfirmationsscheine zugeordnet. Das eigentliche Familienarchiv Goldberg befindet sich im Stadtarchiv Mönchengladbach. ·Heinrichs, Peter J., Geschichte der Stadt und der Stadtgemeinde aus zuverlässigen Quellen zusammengestellt von P. Jos. Heinrich 1892/ Herausgegeben als fotokopierter Neudruck von Nicolaus J. Breidenbach, Wermelskirchen, 1991 (S.86) ·Steiner, Robert, Gemarke 1702-1977. Herausgegeben vom Presbyterium aus Anlaß des 275jährigen Bestehens der Gemeinde am 8. August 1977, Wuppertal, 1977 (v.a. S.18-19) ·Werth, Adolf, Geschichte der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Barmen-Gemarke 1702-1927/ erstmalig zum 200jährigen Jubiläum geschrieben von Adolf Werth und von demselben weitergeführt bis zum Jahre 1912. Zum Gedenktage ihres 225jährigen Bestehens neu herausgegeben und abgeschlossen von Adolf Lauffs, Barmen-Gemarke, 1927 (v.a. S.142-170) ·Protokolle der Reformierten Bergischen Provinzialsynode von 1701 bis 1812, transkribiert von Wolfgang Motte ·Wie die Evangelisch-Reformierte Gemeinde in Wermelskirchen im Jahre 1738 einen neuen Prediger (Pfarrer Denhard) bekam (einschließlich Namensverzeichnis der wahlfähigen Personen), Wermelskirchen, ca.1930 ·Rosenbrock, Gerd, Am Baum des Lebens - eine reformierte Gemeinde in Stolberg - von 1571 bis zur Vereinigung mit der lutherischen Gemeinde im Jahr 1860, Stolberg, 1999 (S.112-114) ·Lohmann, Gustav/Schleicher, Kurt, Geschichte der evangelischen Kirchen in Stolberg und des Finkenberger Friedhofes, Stolberg, 1957
- Reference number of holding
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8SL 063
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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 8SL Sammlungen >> 8SL 063 Sammlung Pfarrerfamilie Denhard
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06.03.2025, 6:28 PM CET
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