Bestand
Auslandsgesellschaft NRW e. V. (Bestand)
Vorwort: Archivbestand
Der vorliegende Bestand 478 Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e. V., Dortmund (mit Vorläuferorganisationen: Gesellschaft der Freunde des Auslandsinstitutes, Rheinisch-Westfälische Auslandsgesellschaft e. V., Informationszentrum 'Die Brücke') stellt eine Mischform zwischen Registraturgut der Auslandsgesellschaft und einer historischen Dokumentation dar.
1987 übernahm das Stadtarchiv anläßlich des Umzugs der Auslandsgesellschaft von der Arndtstraße 30a zur Steinstraße Teile der Altregistratur, die ansonsten von der Auslandsgesellschaft zur Kassation freigegeben worden wären. Es handelte sich hierbei um archivwürdige Bestandteile der ehemaligen Altschriftablage der Auslandsgesellschaft (Zg. 11/1987). Diese Materialien wurden im Stadtarchiv als Bestand 478 inventarisiert, grob geordnet und durch ein Schlagwort-Verzeichnis vorläufig erschlossen. Daher geben die aufgeführten Verzeichnungstitel bislang in manchen Fällen nur den ungefähren Inhalt der Archivstücke wieder. Die 1987 übernommenen Registraturreste (jetzt: lfd. Nrn. 1 bis 136) sind in der Bestandsübersicht im Sachgliederungspunkt 2 zusammengefasst. In der Altregistratur der Auslandsgesellschaft befanden sich auch Teile der schriftlichen Überlieferung des British Information Center (BIC) 'Die Brücke', die im Sachgliederungspunkt 2.1 zusammengefasst sind [Anm.: Die alten Aktenzeichen dieser Unterlagen sind dort in ()-Klammern aufgeführt.].
Nach Fertigstellung der Jubiläumsfestschrift zum 50jährigen Bestehen der Auslandsgesellschaft im Januar 1995 [Silvia Eck-Pfister: FÜR EINE WELT. Humanität und Toleranz. Hrsg. Auslandsgesellschaft NRW. Dortmund 1994, s. u.] gab diese 1995 weitere Materialien an das Stadtarchiv ab (Zg. 12/1995), die hier in den vorhandenen Bestand 478 integriert wurden; sie bilden die Sachgliederungspunkte 1 sowie 3, 4 und 5. Diese Materialien, ursprünglich in 24 Einheiten gegliedert, wurden vom Bearbeiter im wesentlichen in dem Ordnungsstand belassen, den zuvor die Mitarbeiterin des Auslandsinstitutes, Frau Silvia Eck-Pfister, dort hergestellt hatte. Frau Eck-Pfister hatte diese bis dahin noch im Besitz der Auslandsgesellschaft befindlichen und dort als "historische Materialien" bezeichneten Unterlagen wie beispielsweise Registraturschriftgut, Handakten, Dokumentationen, Fotomaterial und Druckschriften 1992 im Auslandsinstitut als Arbeitsgrundlage für die Erstellung einer Abhandlung über die Geschichte der Auslandsgesellschaft im Zuge eines zeitlich befristeten Arbeitsprojektes übernommen. Die aus der Altgegistratur stammenden Materialien waren beim Umzug der Auslandsgesellschaft in die Steinstraße Ende 1986 noch nicht an das Stadtarchiv abgegeben worden.
Frau Eck-Pfister hatte vor allem die Geschäftskorrespondenz der RWAG sowie anderes historisches Quellenmaterial überwiegend zur Form von chronologisch (lfd. Nrn. 138-159) oder sachthematisch (lfd. Nrn. 169-195) geordneten Dokumentationseinheiten umgebildet bzw. sie zu Themen-Einheiten zusammengefasst. Die Materialien wurden überwiegend in Akten-Stehordnern aufbewahrt. Zu dem im Auslandsinstitut vorgefundenen Quellenmaterial fügte Frau Eck-Pfister auch die im Rahmen ihres Arbeitsprojektes, der im Januar 1995 erschienenen Festschrift "FÜR EINE WELT. Humanität und Toleranz", entstandenen Unterlagen wie z.B. Zeitzeugenberichte, Zusammenfassungen von Interwiews und historische oder kommentierende Notizen und Erklärungen zu den o. g. Archiveinheiten. Die meist handschriftlichen, kommentierenden Ergänzungen wurden vom Bearbeiter bei den Quellenmaterialien belassen. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung des Arbeitsprojektes trug die in der Auslandsgesellschaft angelegte Dokumentation einen provisorischen Charakter.
Die Bearbeitung des Bestandes im Stadtarchiv erfolgte 1996/2001 durch Dipl.-Archivar Hermann J. Bausch. Hierbei wurde im wesentlichen der Neuzugang 1995 in kleinere Archiveinheiten gegliedert, inhaltlich geringfügig umstrukturiert, die übergebenen Druckschriften (gelagert als Bestand 478/02) und Plakate (gelagert als Bestand 478/03) inhaltlich erfasst und 2001 das vorliegende Verzeichnis erstellt.
Dortmund, im Oktober 2001
Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e. V.
(Auslandsinstitut / Gesellschaft der Freunde des Auslandsinstitutes /
Rheinisch-Westfälische Auslandsgesellschaft e. V. / Die Brücke)
Die Auslandsgesellschaft (bis 1996)
Zur Geschichte
Das Dortmunder Auslandsinstitut stand in den ersten Nachkriegsjahren am Anfang einer bisher in Deutschland unbekannten, vom Einzelnen getragenen bürgerschaftlichen Initiative für den internationalen Kulturaustausch. Die Initiatoren, Studienrat a. D. Stefan Albring, Oberstadtdirektor Wilhelm Hansmann und Oberbürgermeister Fritz Henßler, legten dem Auslandsinstitut von Anfang an die Struktur der Bürgerinitiative zu Grunde.
Die "Gesellschaft der Freunde des Auslandsinstitutes e. V." wurde am 28. März 1949 gegründet: Zur Pflege und Förderung der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen mit allen Völkern wird in Dortmund die Gesellschaft der Freunde des Auslandsinstitutes e. V. gegründet, die ein Auslandsinstitut unterhält. Sitz des Vereins ist Dortmund. Die Gesellschaft wurde am 6. Mai 1949 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Dortmund eingetragen. Im Mittelpunkt der ideellen Arbeit der Gesellschaft standen nach dem Willen der Gründer drei Aufgaben: die Korrektur des Deutschlandbildes im Ausland, die Wiederherstellung der Informationsmöglichkeiten über ausländische Kultur, Kunst und Wissenschaft sowie der Ausbau kultureller Beziehungen zu anderen Völkern.
Da die Stadtverwaltung Dortmund in der Person des Oberstadtdirektors Wilhelm Hansmanns Mitinitiator und von Anfang an Mitglied der Gesellschaft war und ein Vielfaches des Mindestbeitrages beisteuerte, kann sie auch schon vor 1950 als Mitträgerin des Auslandsinstituts angesehen werden. Im Juli 1950 wurde das Institut vorübergehend in die Stadtverwaltung übernommen (bis Frühsommer 1951). Der erste Sitz des Auslandsinstituts waren Räume im städtischen Schutträumamt (II. Kampstraße 1-3/ Ecke Weberstraße bzw. "Baracke" dort). Im März 1953 konnte das Institut in das städtische Gebäude an der Vaerststraße 11/ Ecke Nikolaistraße umziehen, das 1956 abgebrochen wurde. Am 25. Oktober 1956 bezog das inzwischen städtische Institut neue Räume im gerade fertiggestellten Fritz-Henßler-Haus an der Bornstraße.
Durch Erlass des Kultusministers vom 1.4.1955 wurde das Auslandsinstitut nach dem Erwachsenenbildungsgesetz des Landes NRW von 1953 als Volksbildungseinrichtung anerkannt. Gleichzeitig wurde das Institut durch Beschluss des Rates der Stadt Dortmund vom 1.10.1955 rückwirkend zum 1. April in die Stadtverwaltung eingegliedert und firmierte im Kulturamt gemeinsam mit der VHS als Institut für Volksbildung, Wissenschafts- und Gemeinschaftspflege.
Die Gesellschaft der Freunde des Auslandsinstitutes gab sich 1957 eine neue Satzung wodurch die "Rheinisch-Westfälische Auslandsgesellschaft e.V." (RWAG) am 6.2.1957 als Verein gegründet wurde. Nach der Satzung war es Zweck auch der neuen Gesellschaft, der Völkerverständigung im Geiste von Humanität und Toleranz zu dienen, indem sie die menschlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zu allen Völkern pflegt; sie fördert deshalb insbesondere das Auslandsinstitut der Stadt Dortmund. Die Interessen von Gesellschaft und Auslandsinstitut Dortmund nahm seit 1957 ein hauptamtlicher Geschäftsführer wahr.
1959, als das britische Außenministerium die großzügige Unterstützung einstellte, wurde "Die Brücke" als 14. Länderkreis "Großbritannien und Commonwealth" in die RWAG übernommen. "Die Brücke", ein britisches Informationszentrum, das ursprünglich im Sinne der "re-education" gedacht war, war nach ersten Vorgesprächen im Januar 1947 offiziell erst im Juli 1949 eröffnet worden und stand seit 1953 unter der Leitung von Joseph Walmsley. Die Dortmunder "Brücke" war neben der "Brücke" in Düsseldorf eines der größten Kulturzentren dieser Art in Deutschland. In dem Gebäude des alten "Stahlhauses" am Burgtor befanden sich Filmvorführungs-, Bibliotheks-, Ausstellungs-, Aufenthaltsräume sowie ein Konzertsaal. "Die Brücke" vermittelte auch deutsch-englische Austauschbesuche und leistete wertvolle Hilfe bei der Dortmunder Jugend- und Kulturarbeit.
Mit Wirkung vom 1.1.1962 wurde das Auslandsinstitut der Stadt Dortmund auf Vorschlag des Kulturausschusses in die RWAG überführt; die RWAG erhielt dafür einen jährlichen städtischen Zuschuß. 1968 zog die Auslandsgesellschaft vom Fritz-Henßler-Haus in das von der Stadt Dortmund erworbene ehemalige Ruhrkohlehaus Ecke Arndtstraße/ Hohenzollernstraße. 1978 richtete die RWAG in Willebadessen eine internationale Bildungsstätte für Seminare und Wochenendschulungen der Institute der RWAG ein. Seit 1978 erscheint die regelmäßig von der RWAG herausgegebene Zeitschrift "Brücken", die die "Briefe aus dem Auslandsinstitut" ablöste. 1986 zogen die Auslandsgesellschaft und das Auslandsinstitut in das umgebaute und erweiterte ehemalige Polizeidienstgebäude an der Steinstraße 48. Ab 1.1.1994 firmiert die Auslandsgesellschaft unter der Bezeichnung "Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V. Dortmund".
Personen
Stefan ALBRING (1883-1978), Studienrat, Mitbegründer des Auslandsinstitutes und dessen Leiter 1946-1958; 1947 Mitbegründer der Gesellschaft der Freunde des Auslandsinstitutes, aus der 1956 die RWAG entsteht, Ehrenpräsident
Alexander FISCHER (1942-2000), Rechtsanwalt, Bezirksvorsteher City-Nord 1975-1993, Präsident der RWAG 1995-2000
Dr. Rudolf FRIEBEL (*1927), Historiker, Hauptgeschäftsführer der RWAG 1958-1987
Dr. Harald KOCH (1907-1992), Staatsminister a. D., Arbeitsdirektor bei Hoesch, Präsident der RWAG 1956-1986, Ehrenpräsident
Günter LÖB (*1941), Soziologe, seit 1978 Leiter der Bildungsstätte Willebadessen, Hauptgeschäftsführer der Auslandsgesellschaft NRW seit 1987
Horst SCHIFFMANN (*1925), Kämmerer der Stadt Dortmund; Präsident der RWAG 1986-1995
Literatur
Eck-Pfister, Silvia: Für eine Welt: Humanität und Toleranz; eine Bürgerinitiative für Verständigung über Grenzen und internationalen Austausch 1945-1995. Dortmund: Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen, 1994. 310 S.: Ill.
- Bestandssignatur
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478
- Kontext
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Stadtarchiv Dortmund (Archivtektonik) >> Private Überlieferung und Sammlungen >> Private Archive >> Vereinigungen >> Sonstige Vereinigungen und Gesellschaften
- Bestandslaufzeit
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[1945-01-01/1993-12-31]
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- [1945-01-01/1993-12-31]