Zeichnung
Tod und Mädchen
Das alte Attribut der Klugheit, der auf Selbsterkenntnis verweisende Spiegel, wird zum Medium der Selbstvergessenheit unseres sich kämmenden Mädchens. Ihr von jungem Leben erfüllter Körper wird von hinten umfangen mit einer Geste, die zart genannt werden müßte, wäre es nicht der Knochenmann, der zudem seinen blicklosen Schädel nicht der Schönen, sondern vieldeutig dem Betrachter zuwendet. Das Blatt ist ein gutes Beispiel für Baidungs Vorliebe, Grauen und Erotik in einer im Allgemeinen verharrenden Allegorie zu verknüpfen, wie er es auch in seinen Hexendarstellungen tat. Zugleich zeugt es von herausragender technischer Meisterschaft, die die Figuren mit weißen und schwarzen Schraffuren weniger auf das Blatt setzt, als sie vielmehr aus der farbigen Grundierung hervorzuheben. Im Gegensatz zu dem wilden Inhalt der Darstellung steht die geradezu klassische Komposition, in der die feste, sorgfältig gestrichelte Gestalt des Mädchens durch die unruhigen, wilden Formen des Begleiters noch gesteigert wird und selbst Monogramm und Datum ihren notwendigen Ort haben. 1515, also im selben Jahr wie die Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximilians und während der Arbeiten am Freiburger Hochaltar entstanden, steht das Blatt in engem Zusammenhang mit einer Anzahl weiterer Zeichnungen und Gemälde desselben Themas. Text: Gero Seelig in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 121f., Kat. III.42 (mit weiterer Literatur)
- Location
-
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Inventory number
-
KdZ 4578
- Measurements
-
Höhe x Breite: 30,6 x 20,4 cm
- Material/Technique
-
Feder in Schwarz, weiß gehöht, auf braun grundiertem Papier
- Classification
-
Zeichenkunst
- Rights
-
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
- Last update
-
07.04.2025, 7:53 AM CEST
Data provider
Kupferstichkabinett. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Zeichnung
Associated
Time of origin
- 1515