Bestand

Best. 29 Institut für Osteuropakunde, Abteilung Slavistik (Bestand)

Form und Inhalt: Bei ihrer Wiedergründung im Mai 1946 verfügte die Johannes Gutenberg-Universität Mainz über einen Lehrstuhl für osteuropäische Studien, und zwar für Osteuropäische Geschichte und noch nicht für Slawische Philologie (Slawistik), der mit Prof. Werner Philipp besetzt werden konnte. Die ersten Jahre der Slawistik sind durch eine enge personelle und organisatorische Verflechtung mit dem heutigen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte gekennzeichnet. Die enge Verbindung der Slawistik und Geschichte Osteuropas wird auch darin deutlich, dass noch unter Professor Philipp die institutionellen Voraussetzungen für die 1950 erfolgte Einrichtung des Instituts für Osteuropakunde geschaffen wurden. Diese Bezeichnung wies bereits über die Geschichtswissenschaft hinaus und schloss zukunftsweisend bereits die osteuropäischen Sprachen und Literaturen ein.
Nachdem der Historiker Prof. Philipp einem Ruf an die Universität Berlin gefolgt war, übernahm die Slawistin Margarethe Woltner für das Sommersemester 1952 zunächst als Vertretung dessen Lehrstuhl und wurde zum 01. Dezember 1952 auf diesen Lehrstuhl berufen. Sie war damit auch Direktorin des bereits 1950 gegründeten Instituts für Osteuropakunde. Entsprechend bedeutete die Umwandlung des Lehrstuhls die Verlagerung des Schwerpunktes der Lehrveranstaltungen und des Bibliotheksausbaues auf die Slawistik. Diese Verlagerung ließ sich dadurch rechtfertigen, dass slawische Sprachkenntnisse auch eine Grundlage für das Studium der osteuropäischen Geschichte sind.
Bereits 1953 schied Professor Woltner aus dem Lehrkörper der Universität Mainz aus. Der Lehrstuhl blieb in den folgenden zwei Jahren vakant. Vertretungsweise übernahm Prof. Ernst Blesse, der Leiter der Russischen Abteilung des Auslands- und Dolmetscher-Instituts Germersheim, Veranstaltungen der Osteuropakunde. Am 28. November 1955 wurde der Hamburger Slawist Friedrich Wilhelm Neumann auf das Extraordinariat berufen und zum Direktor des Instituts für Osteuropakunde ernannt. Dem Wunsch der Fakultät nach Komplettierung und Koordinierung der osteuropäischen Studien wurde 1955 mit der Aufgliederung des Instituts für Osteuropakunde in die beiden Abteilungen Slavistik und Osteuropäische Geschichte entsprochen. Ein zweiter Lehrstuhl wurde 1956 durch die Umwandlung eines Philosophie-Lehrstuhls geschaffen und 1957 mit Prof. Gotthold Rhode besetzt. Professor Neumann wurde 1957 zum persönlichen Ordinarius ernannt, sein Lehrstuhl wurde 1962 in ein Ordinariat umgewandelt.
Unter der Ära Neumann/Rhode begann im Miteinander der beiden Abteilungen der planmäßige Ausbau des Instituts in beiden Fachrichtungen. Es wurde u.a. die Fachbereichsbibliothek der Slawistik auf- und ausgebaut. Der Bücherbestand der Abteilung der Slawistik betrug 1965 einschließlich der Abteilung für Osteuropäische Geschichte 9.000 Bände. Die Struktur der Seminarbibliothek, die geschichtswissenschaftliche und philologische Bestände in sich vereint, spiegelt diese Entstehungsgeschichte noch heute wider. Zudem wurde die Zahl der Lektorate ausgebaut. Das Lektorat für Russisch bestand seit der Wiederbegründung der Universität, es folgten Lektorate für das Serbokroatische (seit dem Wintersemester 1956/57) und das Polnische (seit 1962) und Lehraufträge für die tschechische Sprache (seit 1959).
Das Studium konnte zunächst nur mit der Promotion, später auch mit der Magisterprüfung in den Fächern Ostslavische, Westslavische und Südslavische Philologie und der Staatsprüfung für das Höhere Lehramt abgeschlossen werden.
1968 wurde Prof. Heinz Wissemann als Nachfolger von Prof. Neumann auf das Ordinariat für Slavistik berufen. Er baute durch Gastdozenturen die Auslandsbeziehungen des Instituts, vor allem zum ehemaligen Jugoslawien, aus.
Der Bestand 29 besteht zu großen Teilen aus der Korrespondenz und den Exkursionszeugnissen und Protokollen von Prof. Neumann und Prof. Wissemann. Besondere Stücke sind u.a. die Schriftstücke, welche die Entstehung und Aufstockung der slawistischen Fachbereichsbibliothek darstellen. Ebenfalls im Bestand enthalten ist die persönliche Korrespondenz von Professor Neumann. Durch den Institutsschriftwechsel in der Zeit von 1960-1972, der Neumann und Wissemann zugeordnet werden kann, lässt sich die Institutsgeschichte sehr deutlich nachvollziehen.
Die Akten wurden im Februar 2015 von M. Chr. Kaiser verzeichnet. Kassationen wurden keine durchgeführt.
Literaturhinweis:
- Neumann, Wilhelm: Das Institut für Osteuropakunde an der Johannes Gutenberg-Universität, Abteilung Slavistik, in: Jahrbuch der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz 16 (1966), S. 68-72.
- Neumann, Wilhelm; Wissemann, Heinz: Das Institut für Slavistik an der Johannes Gutenberg-Universität, in: Tradition und Gegenwart: Studien und Quellen zur Geschichte der Universität Mainz mit besonderer Berücksichtigung der Philosophischen Fakultät, besorgt durch Hermann Weber, Teil II Institute der Philosophischen Fakultät 1946-1972, 1. Halbband, Wiesbaden 1977 (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz 11/II,1), S. 96-102.
- Rohde, Gotthold: Das Institut für Osteuropakunde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, in: Jahrbuch der Vereinigung „Freunde der Universität Mainz“ 1964, S. 80-90.
- Rohde, Gotthold: Das Institut für Osteuropakunde bzw. das Institut für Osteuropäische Geschichte, in: Tradition und Gegenwart: Studien und Quellen zur Geschichte der Universität Mainz mit besonderer Berücksichtigung der Philosophischen Fakultät, besorgt durch Hermann Weber, Teil II Institute der Philosophischen Fakultät 1946-1972, 2. Halbband, Wiesbaden 1981 (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz 11/II,2), S. 90-100.
- Wojtynowski, Katja: Das Fach Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 1946-1961. Gründung und Ausbau des Historischen Seminars, des Instituts für Alte Geschichte und der Abteilung Osteuropäische Geschichte am Institut für Osteuropakunde, Stuttgart 2004 (Beiträge zur Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz N.F. 4).
- Petersen, Hans-Christian; Kusber, Jan (Hrsg.): Neuanfang im Westen. 60 Jahre Osteuropaforschung in Mainz, Stuttgart 2007 (Beiträge zur Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz N.F. 5).

Reference number of holding
29
Extent
4 Kartons; 0,4 lfm

Context
Universitätsarchiv Mainz (Archivtektonik) >> 04 Institute und Seminare

Provenance
Institut für Osteuropakunde, Abteilung Slavistik (Zug. 10/1978, 11/1978)
Date of creation of holding
1960-1972

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Last update
03.06.2025, 10:11 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Associated

  • Institut für Osteuropakunde, Abteilung Slavistik (Zug. 10/1978, 11/1978)

Time of origin

  • 1960-1972

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