Arbeitspapier

QuBe-Szenario 1/2017: Wie lohnreagibel ist die Arbeitsnachfrage? Szenarienrechnung mit QINFORGE

[Einführung] Der Arbeitsmarkt ist der Ort, auf dem sich Arbeitsangebot und -nachfrage treffen. Der Lohn ist der Preis, zu dem Arbeit angeboten bzw. nachgefragt wird. Der Gleichgewichtslohn ist der Lohn, bei dem es zu einer Übereinstimmung der angebotenen wie auch der nachgefragten Arbeitsleistung kommt. Dabei gilt, dass die Arbeitsnachfrage positiv und das Arbeitsangebot negativ zu einer Veränderung des Lohnes reagiert. Dieser Mechanismus des Arbeitsmarktes gilt zwar grundsätzlich, kann aber nicht zur Erklärung von Arbeitslosigkeit herangezogen werden, da auch Lohnniveaus existieren, bei denen der Arbeitsmarkt auch dauerhaft nicht geräumt wird. Solche Unterbeschäftigungsgleichgewichte werden in der Literatur auch oft unter dem Begriff der inflationsstabilen Arbeitslosenquote oder non-accelerating inflation rate of unemployment (NAIRU) geführt. Ein solches „Versagen“ des Lohnmechanismus besteht, wenn der Lohn über Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter1 gebildet wird, wie beispielsweise in Deutschland. Wie stark die Arbeitsnachfrage auf Lohnveränderungen reagiert, hängt davon ab, wie gut der jeweilige Partner verhandeln kann. Dies wiederum unterliegt Einflussfaktoren, die sozial- und steuerpolitische Ursachen haben können und in der Regel auch nach Branchen und Berufen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. In diesem Papier soll die berufsfeldspezifische Lohnreagibilität der Arbeitsnachfrage nach Branchen in seinem gesamtwirtschaftlichen Kontext untersucht werden. Dabei wird einzeln und nacheinander auf 116 branchenspezifische Berufsfeldlöhne ein 1%iger Lohnaufschlag simuliert. Die anschließende Analyse stellt neben dem spezifischen Effekt auf den branchenspezifischen Beruf auch die Wirkung auf die Gesamtwirtschaft in den Fokus. Die Analyse bestätigt grundsätzlich die Dominanz der Gewinntheorie der Löhne über die Kaufkrafttheorie. Ein Lohnaufschlag wirkt in allen betrachteten Berufen negativ auf die dortige Erwerbstätigkeit ein. Dieser direkte, berufsfeldspezifische Effekt wird jedoch durch die indirekten Wirkungen in manchen Berufen überkompensiert. Dies ist v. a. in Berufsfeldern der Fall, die eine hohe Beschäftigtenzahl ausweisen und bei denen somit trotz der geringeren Erwerbstätigkeit insgesamt aufgrund des gestiegenen Einkommens ein Erwerbstätigenaufbau in anderen Branchen auszumachen ist.

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Series: GWS Discussion Paper ; No. 2017/04

Classification
Wirtschaft

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Mönnig, Anke
Wolter, Marc Ingo
Zika, Gerd
Maier, Tobias
Event
Veröffentlichung
(who)
Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS)
(where)
Osnabrück
(when)
2017

Handle
Last update
10.03.2025, 11:43 AM CET

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  • Arbeitspapier

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  • Mönnig, Anke
  • Wolter, Marc Ingo
  • Zika, Gerd
  • Maier, Tobias
  • Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS)

Time of origin

  • 2017

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