Bestand
Bezirksamt Pfullendorf (Bestand)
Behördengeschichte: Die territoriale Neuordnung Deutschlands durch Napoleon brachte der vormaligen Markgrafschaft Baden zwischen 1803 und 1810 fast eine Verdoppelung ihres Staatsgebiets sowie im Jahr 1803 die Erhebung zum Kurfürstentum und im Jahr 1806 zum Großherzogtum. Dies machte eine Neugliederung und Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen des administrativ heterogenen Staatswesens erforderlich. Die zwischen 1806 und 1809 erlassenen Organisationsedikte gliederten das Großherzogtum Baden in 66 landesherrliche und 53 standesherrliche Ämter. Die standesherrlichen Ämter wurden bis 1849 aufgehoben oder in landesherrliche umgewandelt. Durch Zusammenlegungen und Aufhebungen im Lauf des 19. und 20. Jahrhundert wurde die Zahl der badischen Bezirksämter deutlich reduziert. Ursprünglich waren die Bezirksämter rein staatliche Behörden und als solche in erster Linie für die allgemeine Staatsverwaltung und für die staatliche Aufsicht über das Handeln der kommunalen Verwaltungen in ihrem jeweiligen Amtsbezirk zuständig, hatten aber auch Aufgaben der Polizei und - bis zum Aufbau einer eigenen Gerichtsorganisation im Jahr 1857 - der Justiz, insbesondere der Zivilgerichtsbarkeit, wahrzunehmen. Die 1809 eingerichteten Bezirksämter, Pfullendorf war seit 1807 noch Sitz des Obervogteiamtes Pfullendorf, wurden zehn Kreisen zugeteilt, als deren Exekutivorgan die Kreisdirektorien fungierten. Das Amt Pfullendorf gehörte zum Seekreis. Bis zur Auflösung des Amtes Heiligenberg wechselten einige Gemeinde zwischen den Ämtern Heiligenberg und Pfullendorf hin und her. In den 1840er Jahren musste das Amt Pfullendorf einige Orte an das Amt Meßkirch abtreten. Die Verwaltungsreform des Jahres 1832 ersetzte die mittlerweile verbliebenen sechs Kreisdirektorien als Mittelbehörden durch die Kreisregierungen von vier Kreisen, das Amt Pfullendorf blieb im Seekreis. 1864 wurden die vier Kreise aufgelöst und die Bezirksämter unmittelbar dem Innenministerium unterstellt. Zugleich wurde das Großherzogtum in elf Kreisverbände als kommunale Selbstverwaltungskörperschaften ohne staatliche Aufgaben eingeteilt, dabei kam der Amtsbezirk Pfullendorf zum Kreis Konstanz. Zur Handhabung der staatlichen Verwaltungsaufsicht wurden die Bezirksämter und Kreisverbände in vier Landeskommissärbezirke zusammengefasst, an deren Spitze je ein Landeskommissär mit Sitz und Stimme im großherzoglichen Ministerium des Innern stand. Das Bezirksamt Pfullendorf wurde dem Landeskommissärbezirk Konstanz zugeschlagen. 1936 wurde das Bezirksamt Pfullendorf aufgehoben und die Gemeinden dem Bezirksamt Überlingen zugeteilt. 1973 gingen Teile des ehemaligen Amtsbezirks Pfullendorf an den Landkreis Sigmaringen.
Bestandsgeschichte: Vor Beginn der Verzeichnungsarbeiten verteilten sich die Akten des Bezirksamtes Pfullendorf auf folgende Bestände: B 729/1, /2, /5, /6, /7, /8 und /9. Die genannten Bestände wurden zum Bestand B 729/1 (neu) vereinigt. Dabei wurden Fremdprovenienzen mit einem Laufzeitende nach 1806 und vor 1936 entnommen und provenienzgerecht anderen Beständen des Staatsarchivs Freiburg zugewiesen; hierbei handelte es sich um eine Akten mit der Provenienz Meersburg und zwei Akten mit der Provenienz Meßkirch. Akten mit Laufzeitende vor 1806 wurden separiert und zuständigkeitshalber an das Generallandesarchiv abgegeben. In begründeten Ausnahmefällen, etwa wenn sich der Anteil des vor 1806 entstandenen Schriftguts in einer Akte auf wenige Schriftstücke beschränkte, fanden auch Akten mit einer Laufzeit vor 1806 Eingang in B 729/1 (neu). Dem Bestand wurden zudem Fremdprovenienzen der Bestände B 723/1, /2 und /3, Bezirksamt Meßkirch sowie B 806/1, Amtsrevisorat Stetten am kalten Markt mit der Provenienz Bezirksamt Pfullendorf hinzugefügt. Zwei Akten des Bestandes B 729/1 sind eigentlich der Provenienz B 715/4, Bezirksamt Wolfach zuzuordnen. Das Bezirksamt Wolfach hatte, nachdem es durch einen Brand einen Teil seiner Überlieferung verloren hatte, Akten zur Ergänzung aus dem Bezirksamt Pfullendorf ausgeliehen. Bei der Rückführung dieser Akten nunmehr an das Landratsamt Überlingen waren zwei Akten ihrer eigenen Überlieferung unter die entliehenen Akten geraten, welche daher im Bestand B 729/1 belassen wurden. Hinweise für die Benutzung: Konkordanzen in der Druckversion des Findbuchs zu B 729/1 (neu) weisen alle Vorsignaturen der einzelnen Akten aus. Unter Vorsignatur 1 findet sich dabei jeweils die zuletzt im Staatsarchiv Freiburg verwendete Signatur vor der Neuverzeichnung und unter Vorsignatur 2 die ehemals im Generallandesarchiv Karlsruhe verwendete Signatur. Unter Vorsignatur 3 findet sich die vorletzte im Staatsarchiv Freiburg verwendete Signatur. Die Neuverzeichnung wurde im Rahmen eines DFG-Projektes zur Konversion analoger Findmittel durchgeführt. Der Bestand B 729/1 umfasst nach seiner Neuverzeichnung 2677 Faszikel und misst 21,5 lfd.m. Freiburg, Mai 2016 Anja Steeger
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, B 729/1
- Umfang
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1-2677
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Baden 1806-1945: Untere Behörden, untere Sonderbehörden >> Geschäftsbereich Ministerium des Innern >> Bezirksämter, Landratsämter
- Indexbegriff Sache
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Amtsrevisorat Stetten a. k. Markt
Bezirksamt Pfullendorf
Obervogteiamt Pfullendorf
- Indexbegriff Ort
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Pfullendorf SIG; Bezirksamt
Stetten am kalten Markt SIG; Amtsrevisorat
- Bestandslaufzeit
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(1766 - 1805) 1806 - 1936 (1937 - 1969)
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
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24.04.2024, 14:36 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1766 - 1805) 1806 - 1936 (1937 - 1969)