Bestand

Rees, Stift, Urkunden AA 0472 (Bestand)

Rechtsgeschäfte

Form und Inhalt: Rees, Stift
Kr. Rees. vor 1075-1811.

Uebersicht

Eine Edeldame Irmgard, welche nach der Vermutung mehrerer Schriftsteller eine Gräfin von Zütphen gewesen, stiftete um das Jahr 1040 die Kapitelskirche zu Rees. Dieser Ort, wo ihre Eltern ruhten, gehörte nebst der Jurisdiction (Urk. 3) zu ihren Erbgütern, und sehr wahrscheinlich hatte sie denselben mit allen Gerechtsamen dem Probste daselbst geschenkt. Andere Güter in dem Gaue Linvagau (in Niederlothringen in der Gegend von Aachen) hatte sie von Kaiser Heinrich III., der sie seine Nichte nennt, im Jahre 1041 zum Geschenke erhalten und diese vermutlich ebenfalls ihrer neuen Stiftung zugewendet, da sich die Urkunde darüber (No. 1) in dem Kapitels-Archiv vorfindet; allein schon 1059 schenkte Heinrich IV. einen Teil ebendieser Güter zu Herve u. Vaals an das Marienstift zu Aachen, einen anderen Teil aber verlieh der Erzbischof Anno II. von Cöln der von ihm gegründeten Stiftskirche Maria ad gradus zu Cöln. Dieser Erzbischof, welchen wahre Frömmigkeit zur Gründung von 6 Stiftskirchen antrieb, dem aber die Verherrlichung seiner Domkirche und die Erweiterung ihres Gebietes nicht minder am Herzen lag, benutzte überall zu diesen Zwecken seinen bekannten Einfluss auf Heinrich IV. und die Großen der Gegend, zumal auf die reichen Erbtöchter, und ließ von Irmentrud, wahrscheinlich einer Schwester, oder doch Erbin der Irmgard, die Probstei zu Rees nebst deren Jurisdiction über den Ort seiner Domkirche incorporiren, andere Güter der Irmentrud wendete er der Abtei Siegburg zu (s. No. 3 d. Archivs dieser Abtei) und veranlaßte vielleicht auch, daß das Kapitel zu Rees die der Stifterin von Heinrich III. geschenkten Güter (U. No. 1) nicht erhalten hat, so wie er bekanntlich der von dem Pfalzgrafen Ezo gestifteten Abtei Brauweiler ebenfalls die Villa Clotten entzogen und seiner Stiftung (Mar. ad gradus zu Cöln) zugeteilt hatte.

Die nachfolgenden Erzbischöfe Siegewin, Friedrich und die beiden Arnolde fanden sich wegen der gedachten Inkorporation veranlaßt, der Kirche zu Rees teils neue Gaben zuzuwenden, teils andere zu bestätigen (Urkunden 3, 4, 5, 6) und Pabst Adrian IV. zählt in seiner Schutzurkunde (8) die beträchtlichen Güter auf, die das Kapitel damals besaß. Nicht minder führte demselben die Richtung des Zeitgeistes in der zweiten Hälfte des 12ten Jahrhunderts ansehnliche fromme Geschenke zu (U. 10-14). In dem folgenden Jahrhundert waren es vorzüglich reichere Pfarrkirchen, zu Dernau, Haldern, Buggeham u. a. welche durch Einverleibung mit der Kapitelskirche deren Einkünfte bedeutend vermehrten.

Die Abhängigkeit von Cöln hatte die Kapitelskirche, außer einem Immunitätsbezirke, nicht zu einer größeren Selbständigkeit gelangen lassen und die Entfernung von dem Erzstifte sie in die Notwendigkeit gesetzt, sich Ministerialen zum Schutze zu bilden, die abwechselnd der Frömmigkeit oder Gewalttätigkeit ihrer Zeit folgend, bald die Wohltäter, bald die Dränger der Kirche wurden. Im Jahre 1392 ward Rees nebst Aspel von dem Erzbischofe an Cleve verpfändet und wurde nicht wieder davon abgelöst.

Das Archiv enthält aus dem 14., 15. u. 16. Jahrhundert zahlreiche Urkunden, welche für Oertlichkeit, Sitten- und Familiengeschichte lehrreich und anziehend sind.

Nach Mitteilung des Rektors Wichmann aus Aspel befinden sich im Pfarrarchiv Bienen Teile des Stiftsarchivs. 8/8 1939 Oed.

Liste der Kanoniker 1609-1732 s. Kleve-Mark XVI A 88 1/2 II Bl. 478
St. A. Münster

Rees, Stift: Aufnahme des Inventars des Stifts, 1811; (Kaiserreich Frankreich, Gruppe C 1 Nr. 103); Verkauf der Güter, 1813; (Ebd., Gruppe C 6 Nr. 1579-1599)


Lit.: Kunstdenkm. II 1, 1892, 94 ff.; Classen, Germania sacra 1938, 239 ff.; dort 239 die Lit., 240 ff. betr. Archiv u. Bibliothek; J. Düffel, Bilder aus der Vergangenheit der Stadt und Festung R., 1939, 97 ff. (betr. die Aufhebung 1811); F. W. Oediger, Die ältesten Urkunden des Stiftes R. u. die Gräfin Irmgardis (AHVN 148, 1949, 5 ff.); P. Opladen, Joh. Sternenburg gen. Düsseldorf ... (ebd. 157, 1955, 105 ff.).

Im Fürstl. Salm-Salmschen Archiv zu Anholt: 1423) Mauritiusvikarie 1557 ff.; 1431) Aufzeichnungen des Dekans van Aldenbochum 1534-1559; Imbreviaturen (Konzeptbücher) der Kapitelsnotare Moer 1498-1537 u. Oesterwick 1555-1559; 1429) Präsentienbuch 1540; 1430) Kopiar des 16. Jhs., Vic. BMV 16. Jh.; 1435) Urkundenabschriften des 19. Jhs. (Classen, 243).

Im Kath. Pfarrarchiv Bienen

Im Diözesanarchiv Münster: Urk. 1190, 1411 ff.; Einsturz der Kirche 1811; Kirchenrechnungen 1415-1448; Urk. der Liebfrauenbruderschaft 1559 ff.; desgl. der Ermintrudengilde 1520; der fraternitas s. Joseph 1663; Akten betr. die Pastorat 1759; Archivinventar des 18. Jh.; Statuten 1570; Verwaltungsakten des 18. Jhs.; Hs 4) Pachtregister (1575, 1591) 1643; Hs. 218 a) Religionsstand in Kleve, Einkünfte der Klöster 15. - 18. Jh.; Vikarien (S. Petri); BMV 1611; Studienstiftung Lueb gen. Moshövel 1661; A 3 Bl. 228) Status vicariarum; Armensachen 1522 ff. (Inv. Westfalen Beibd. 3 8 Nr. 53 u. 320 ff.; vgl. auch Classen 243.

Im Besitz des Herrn Stadtbäumer, Münster i. W. Elisabethstr. 10 war 1957 ein Güteratlas des 18. Jhs.

Im Kath. Pfarrarchiv Rees: 1) Rechnungen u. Monitorien des Vikarienbursars 1566-1610, 1627-1637; Lagerbuch der Vikare 18. Jh.; Vikare geg, Kapitel 1543; Vikarien 16./18. Jh.; 2) Propsteirechnungen 1802-1811; Bursenrechnungen 1558 ff.; Kirchenrechnungen 1639-1680; Präsenz- u. Armenrechnungen 17./18. Jh.; Prozess mit dem Kan. Tyckinck 1509; Disziplinar-Steuer- u. Pachtakten 17./18. Jhs.; Protokolle des 18. Jhs.; 4) Bruderschaften 16./18. Jh.; 5) 2 Memorienbücher 16./17. Jh.; Archivinventare 1759 u. 1797 (Classen 241 u. 243; vgl. auch Nachrichtenbl. rhein. Heimatpflege 193, 1936, 529).

Zur Ergänzung s. Bd. 1, 239 (1588 ff.); Kleve-Mark XVI; A 75) Statuten 1751; 76) Status 1772; 88 1/2 Bl. 478) Liste der Kanoniker 1609-1732; XXX 62) Einkünfte 1757; Grh. Berg 1024) Stiftsgebäude 1808-1811. Im Stadtarchiv Kalkar Ki 55) Einige Akten 1500-1624; Im Stadtarchiv Köln Ausw. 262) Geschichtl. Notiz über die Kirche; im Stiftsarchiv Xanten A Einzelne Pfarreien 76) Akten 1568-1793; Pläne der Stiftskirche sollen bis 1945 im Besitz einer Frau Dönhoff bei Stettin gewesen sein.

Die Akten über die Aufhebung s. STA Münster, Kaiserreich Frankreich C 1 Nr. 103 (Inventar), Nr. 1579-1599) Verkauf der Güter.

Die Urkunden hat Ribbeck neu bearbeitet, chronologisch geordnet von Knipping.
Die Acten sind im Ganzen noch in der Ordnung belassen, in der sie von Lacomblet zusammengelegt waren.

Register der Urk. s. Rep. u. Hs. 1

Register der Akten s. Rep. u. Hs. 2

Ueber den Teil des A im Bisch. Arch. Münster s. Inv. Westf. Beihl. III 395 b.

Im Stiftsarchiv Xanten, A, Einzelne Pfarreien 76 Akten 1568-1793.

Einige Akten 1500-1624 im Stadtarchiv Kalkar Ki 55 2 H 11-48 I (stiftische Herkunft?)

Im Stadtarchiv Köln Ausw. 262 Geschichtl. Notiz über die Kirche.

Pläne der Stiftskirche waren im Bez. v. Frau Dönhoff bei Stettin 1945 verloren A XVIII 3 I 25 1953.

Rep. Germ. IV 3 Sp. 3675: Johannes Morsewerker rect. par. eccl. in Hamwinkel Colon. dios. ex corporis def. tamquam furiosus quadam die nonnulla altaria in eccl. b. Marie Reinens. c. quodam malleo conquassavit et alia enormia perpetravit.

Reference number of holding
AA 0472 121.79.01-02
Extent
1511 Einheiten; 75 Kartons
Language of the material
German

Context
Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (Archivtektonik) >> 1. Behörden und Bestände vor 1816 >> 1.2. Geistliche Institute >> 1.2.5. O - U >> 1.2.5.5. Rees >> 1.2.5.5.1. Stift

Date of creation of holding
1041-1788

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Last update
06.03.2025, 6:28 PM CET

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  • Bestand

Time of origin

  • 1041-1788

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