Bestand

Archivalien aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (Bestand)

Vorbemerkung: Das Germanische Nationalmuseum Nürnberg wurde 1852 gegründet, zu einer Zeit, als die staatliche Einigung Deutschlands gescheitert war und man sich bemühte, das alle Deutsche verbindende kulturelle Erbe zu pflegen. Der Stifter, Dr. jur. Hans Freiherr von Aufseß, ein Kunstfreund und Kunstsammler, sah die Aufgabe des Museums darin, "die Kenntnis der deutschen Vorzeit zu erhalten und zu mehren, namentlich die bedeutsamen Denkmale der deutschen Geschichte, Kunst und Literatur vor der Vergessenheit zu bewahren". Demzufolge war seine Sammeltätigkeit sowohl auf Werke der bildenden Kunst, der Plastik und Malerei als auch auf Zeugnisse der schriftlichen Überlieferung und archivalische Quellen, vornehmlich mittelalterliche Urkunden, ausgerichtet. In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens erhielt das Germanische Nationalmuseum viele Archivalien durch Schenkungen, besonders aus privaten Sammlungen. Aber auch das Museum selbst wandte bedeutende Summen für den Ankauf von Archivgut auf, das im Antiquariatshandel zu versickern drohte. Dabei gelangten auch staatliche und kommunale Archivalien ins Germanische Nationalmuseum, die im Laufe des 19. Jahrhunderts in private Hände gekommen waren. Nach und nach entstand so eine umfangreiche Archivabteilung mit circa 17 500 Urkunden, etwa die Hälfte davon aus der Zeit vor 1500, ferner mit 16 000 Akten und Bänden sowie 18000 Siegeln und 4000 Siegelstempeln. Die meisten Stücke stammten aus dem süddeutschen Raum. Den frühesten Hinweis auf württembergische Archivalien im Germanischen Nationalmuseum brachte eine Veröffentlichung Gustav Bosserts von "Regesten zur Geschichte Oberschwabens aus dem Archiv des Germanischen Museums in Nürnberg" in den Württembergischen Vierteljahresheften für Landesgeschichte von 1883 ( S. 126 - 131). Seit Mitte der 1950er Jahre veranlasste die baden-württembergische Archivverwaltung die Erfassung und Erschließung des Südwestdeutschland betreffenden Materials. Den Vorschlag zur Abgabe dieser Archivalien machte schließlich das Germanische Nationalmuseum selbst. 1972 konnte Baden-Württemberg die vorgesehenen Stücke erwerben. Nach der Verteilung auf das Generallandesarchiv Karlsruhe (vgl. Margareta BullReichenmiller, Baden betreffende Archivalien aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 121, Karlsruhe 1973, S. 147-296), die Staatsarchive Ludwigsburg und Sigmaringen sowie die Stadtarchive Biberach, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall und Ulm blieben für das Hauptstaatsarchiv Stuttgart zwei größere Archivaliengruppen, die sich auf den nord- und südwürttembergischen Raum bezogen. Sie bilden nun den Bestand H 52 a Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Abteilung I Nordwürttemberg enthält vor allem genealogisch interessante Mannrechts- oder Echtebriefe (Geburts- und Leumundszeugnisse) aus dem 16. und 17. Jahrhundert; sie wurden für Personen ausgestellt, die ihren Heimatort verlassen wollten. Da es sich meist um Zuwanderer nach Cannstatt handelte waren diese Urkunden im Germanischen Nationalmuseum zum Sonderbestand Oberamt Cannstatt zusammengelegt worden. Mit einigen weiteren Urkunden bilden sie jetzt eine chronologische Serie (U 1 195); angeschlossen sind 9 Aktenbüschel. In den Jahren 1985 bis 1987 wurden diese Archivalien durch die Staatsarchivreferendare Reimers, Hochstuhl, Lang, Langbrandtner, Molitor und Rehm unter Anleitung von Herbert Natale verzeichnet. Soweit über die Zugangsnummern aus den Nürnberger Zugangsregistern (ZR) die Vorbesitzer, Zelt und Art des Erwerbs ermittelt werden konnten, ist dies jeweils vermerkt; so bei den Urkunden des sogenannten Oberamtes Cannstatt (jetzt U 17 - 18, 20 - 31, 33 - 69, 71 - 82, 84 - 110, 112 - 120, 122 - 132, 135 - 152, 154 - 166, 168 - 171, 174 - 185 und 193 sowie bei U 297, 302, 304, 306, 315 und 326).

Abteilung II Südwürttemberg besteht überwiegend aus ebenfalls chronologisch geordneten, ortsgeschichtlich wichtigen Urkunden und Akten des 14. bis 18. Jahrhunderts (U 196 - 360, Bü 10 - 18); angeschlossen Sind hier sieben Bände. Als Provenienzen erscheinen in dieser Abteilung - soweit feststellbar ¿ das Buchauer Stift, das Spital zu Wangen im Allgäu und die dortige Schmiedeknechtsbruderschaft sowie die Truchsessen von Waldburg und die Freiherren Speth-Zwiefaltendorf. Diese Archivalien waren bereits 1965 im Staatsarchiv Sigmaringen von Eugen Stemmler, Hansmartin Schwarzmaier und Herbert Natale sowie von Maren Rehfus in einem Repertorium "SüdwürttembergHohenzollern betreffende Archivalien im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg" verzeichnet worden (vgl. Herbert Natale Die südwürttembergischen Archivalien im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte, Jahrgang 26, Stuttgart 1967, S . 79 - 88). Als der größere Tell dieser Unterlagen 1972 ins Hauptstaatsarchiv gelangte, bildete das Sigmaringer Repertorium (jetzt in A 605) die Grundlage für Abteilung II des vorliegenden Findbuches. Der Gesamtbestand H 52 a umfasst 360 Urkunden (1341 - 1834), 18 Büschel ( 16. bis beginnendes 19. Jahrhundert) und 7 Bände (15. bis 16. Jahrhundert); der Umfang beträgt insgesamt 2,50 lfd. m. Nicht in den Bestand H 52 a aufgenommen sind 73 Urkunden des Dominikanerinnenklosters Sießen von 1325 - 1494, die einen eigenen Bestand bilden (B 508 a), ferner vom Germanischen Nationalmuseum 1975 nachträglich erworbene Akten über den Konkurs der Heidenheimer Leinwandhandlung im Jahr 17 68 (jetzt A 248 Bü 2469) sowie ein 1977 über das Niedersächsische Hauptstaatsarchiv in Hannover eingegangener Achtbrief des Hofgerichts Rottweil vom 11. Oktober 1557 (jetzt C 1 U 96 a). Darauf hingewiesen sei noch, dass sich in Bestand J 381 (Fotokopien auswärtiger Archivalien) unter Nr. 47 Repros von Ulmer Archivalien im Germanischen Nationalmuseum befinden. Das vorliegende Bestandsrepertorium wurde mit Hilfe der Datenverarbeitung auf der Basis des Programmpakets MIDOSA der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg gefertigt. Die Eingabe der Regesten und Titelaufnahmen erfolgte durch Christine Bührlen-Grabinger; sie erstellte gleichzeitig einen Orts-, Personen- und Sachindex. Stuttgart, im August 1993 Herbert Natale Christine Bührlen-Grabinger

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 52 a
Umfang
335 Urkunden, 18 Büschel, 7 Bände (3,0 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Urkundenselekte
Verwandte Bestände und Literatur
Archivalien aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Inventar des Bestands H 52 a im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Bearb. von Christine Bührlen-Grabinger, Konrad Krimm und Herbert Natale (Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. Serie B Hauptstaatsarchiv Stuttgart Heft 1) 1995 Verlag W. Kohlhammer Stuttgart, 168 S.

Bestandslaufzeit
1341-1834

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1341-1834

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