Marstall | Wohnhaus
Neuer Marstall; Berlin, Mitte
Der vom Hofbaurat Ernst von Ihne 1896-1901 errichtete, mehrflügelige neobarocke Bau des Neuen Marstalls, Schlossplatz 7 zwischen Breite Straße und Spree knüpfte in seiner Formensprache an die Schlossplatzfront des barocken Stadtschlosses an. (1) Er ersetzte das Marstallgebäude Unter den Linden, an dessen Stelle etwas später die Staatsbibliothek errichtet wurde. Vorgesehen war er für die Unterbringung von Kutschen und 300 kaiserlichen Pferden. Der wilhelminische Repräsentationsbau ist in seinem heutigen Erscheinungsbild geprägt durch die überformende Neugestaltung im Zuge des Wiederaufbaus von 1950-54 und 1961-65. Mit dem lang gestreckten Spreeflügel und drei Innenhöfen umfasst der Gebäudekomplex kammartig die älteren Gebäude an der Breite Straße: den Alten Marstall, das Ribbeck-Haus sowie ursprünglich die Ritterakademie, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Als Sitz des "Volksmarinerats" war der Neue Marstall im November 1918 Schauplatz der Revolution. Seit 1921 wurden die ehemaligen Pferdeställe im Spreeflügel zu Büchermagazinen umgebaut und zusammen mit dem Quergebäude von der 1901 gegründeten Berliner Stadtbibliothek genutzt.° Das viergeschossige sandsteinverkleidete Gebäude, das nach dem Zweiten Weltkrieg stark vereinfacht und weitgehend ohne den bildnerischen Schmuck von Otto Lessing wieder hergestellt worden ist, besitzt einen zweistöckigen Rustikasockel und zwei durch Kolossalpilaster zusammengeschlossene Obergeschosse. Den Abschluss über dem Kranzgesims bildet eine Balusterattika. An der Hauptfassade zum Schlossplatz, die wie die Spreefront durch einen Mittelrisalit mit Säulenpaaren gegliedert ist, wurde der bekrönende Dreiecksgiebel durch eine Attika ersetzt, während an der Spreeseite Giebel und seitliche Rossbändigergruppen erhalten sind. In die Nischen der Eckrisalite am Schlossplatz, in denen sich ursprünglich Wandbrunnen befanden, wurden 1988 anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberrevolution zwei Bronzereliefs des Bildhauers Gerhard Rommel eingepasst. (2) Die ursprünglich dreiachsige Fassade zur Breite Straße erhielt 1952 zwei zusätzliche Achsen. ° ________________° 1) Vgl. o.V, Der Neubau des königlichen Marstallgebäudes, in: Berliner Architekturwelt 3 (1901), S. 11-15; o.V., Königlicher Marstall in Berlin, in: Berliner Architekturwelt 4 (1902), S. 86, Abb. 114; Der Neubau des königlichen Marstalles am Schloßplatze in Berlin, in: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 15 (1902) 3, S. 18, Taf. 27f.° 2) "Es lebe die soziale Revolution - Es lebe der Frieden der Völker" und "am 9. November 1918 ruft Karl Liebknecht die freie sozialistische Republik aus". Vgl. Zech 1996, S. 44.
- Standort
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Schloßplatz 7 / Breite Straße 30 & 31 & 37, Mitte, Berlin
- Verwandtes Objekt und Literatur
- Klassifikation
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Baudenkmal
- Ereignis
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Entwurf
- (wer)
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Entwurf: Ihne, Ernst Eberhard von
Entwurf: Rommel, Gerhard
- (wann)
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1884
- Ereignis
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Ausführung
- (wer)
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Ausführung: Held und Francke
Bauherr: Wilhelm II.
- (wann)
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1896-1901
- Ereignis
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Umbau
- (wann)
-
um 1920
- Ereignis
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Umbau
- (wann)
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nach 1950
- Letzte Aktualisierung
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04.06.2025, 11:55 MESZ
Datenpartner
Landesdenkmalamt Berlin. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Wohnhaus; Marstall
Beteiligte
- Entwurf: Ihne, Ernst Eberhard von
- Entwurf: Rommel, Gerhard
- Ausführung: Held und Francke
- Bauherr: Wilhelm II.
Entstanden
- 1884
- 1896-1901
- um 1920
- nach 1950