Archivbestand
Märkisches Wegeamt (Bestand)
        Geschäftsführung, Straßen- und
                                 Brückenbau in der Grafschaft Mark sowie in der Fürstabtei
                                 Essen.
Bestandsgeschichte:
                                 Hervorgegangen aus der 1788 gebildeten Wegebaukommission, 1793
                                 errichtet, der Kriegs- und Domänenkammer Hamm unterstellt, 1806
                                 aufgelöst.
Form und Inhalt: Der
                                 schlechte Zustand der Wege in der Grafschaft Mark wurde von
                                 privater und amtlicher Seite in der zweiten Hälfte des 18.
                                 Jahrhunderts häufig beklagt. Vom Ausbau eines befestigten
                                 Straßennetzes versprach man sich eine Steigerung des Binnen- und
                                 Transithandels, eine Verbesserung der Kohle- und
                                 Salztransportmöglichkeiten sowie überhaupt "neues Leben und
                                 Munterkeit" in bislang abgelegenen Landesteilen. file://fn@01
Friedrich der Große legte aber offensichtlich keinen
                                 besonderen Wert darauf, auf diese Weise die "Infrastruktur" des
                                 Territoriums zu verbessern. Die in der Provinz für den Wegebau
                                 zuständige Behörde, die Kriegs- und Domänenkammer (KDK) zu Kleve,
                                 seit 1767 die Märkische Kammerdeputation zu Hamm (1788 zur KDK
                                 ausgebaut) entwickelte daher auf diesem Gebiet keine besondere
                                 Initativen. Man ließ es bei der Publizierung von "Wegeordnungen für
                                 die Grafschaft Mark" bewenden (z.B. 1763, 1765 und 1769). Sie
                                 schrieben die Instandhaltung der Wege zwar in vielen wortreichen
                                 Artikeln en détail vor, machten für die Ausführung der Arbeiten
                                 aber nur Land- und Steuerräte, Magistrate, Kreiseinnehmer und
                                 Jurisdiktionsrichter verantwortlich - und bewirkten damit, daß
                                 keine durchgreifenden Verbesserungen im Wegebau erzielt wurden.
                                 file://fn@02
Minister Friedrich Anton v. Heinitz und der
                                 Kammerdirektor Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein sorgten ab
                                 1786 für einen Wandel im märkischen Wegebau. Gegen die (finanziell
                                 begründeten) Bedenken des Generaldirektoriums in Berlin und am Ort
                                 erhobene Einwände setzte Stein den Bau zweier Chausseen durch, die
                                 1788-1792 fertiggestellt wurden. file://fn@03
Die erste
                                 Chaussee führte von Soest über Unna, Aplerbeck, Herdecke, Hagen,
                                 Gevelsberg und Schwelm bis an die Grenze bei Langerfeld, um den
                                 Durchgangsverkehr und den Garnhandel zwischen den Börden und dem,
                                 Bergischen zu fördern. Die andere Chaussee lief von Meinerzhagen
                                 über Helver, Breckerfelder, Hagen, Herdecke, Krengeldanz und Bochum
                                 bis an die Grenze bei Königssteele. Durch Verhandlungen mit
                                 Fürstäbtissin Maria Kunegunde vom Reichsstift Essen konnte erreicht
                                 werden, daß die Strecke (auf Kosten der Regentin; ihre Landstände
                                 bewilligten keine Baugelder) über Steele, Essen, Borbeck und
                                 Oberhausen weitergeführt wurde. file://fn@04 Dort gelangte sie im
                                 Herzogtum Kleve wieder auf preußisches Territorium und führte bis
                                 zum Rhein-Lippe-Hafen Wesel weiter.
Beide Chausseen
                                 gehörten zu den ersten Fernstraßen in Preußen. Die Linie
                                 Meinerzhagen-Steele-Wesel wurde zum Teilstück einer der wichtigsten
                                 deutschen Nord-Süd-Verbindung, über die der Nürnberger und
                                 Frankfurter Handel nach Holland gelangte. Nach dem Urteil des
                                 Ministers Heinitz hatten beide Chausseen
"eine
                                 außerordentliche Erleichterung in der Anfuhr der rohen Materialien
                                 und der Abfuhr der Fabrikenprodukte, sowie einen glücklichen
                                 Transitohandel, besonders bei der lang gesperrten Rheinfahrt
                                 bewirkt und Gelegenheit gegeben, an den Straßen mehr denn 80 Häuser
                                 zu bauen und die daran stoßenden Ländereien durch bessere Benutzung
                                 in höheren Wert zu setzen, auch sind viele Fabriken aus dem
                                 Bergischen dahingezogen, sodaß das Ganze einer wahren Umschaffung
                                 gegen das Jahr 1787 gleich ist". file://fn@05
Für den
                                 Bau der beiden Chausseen waren 1788 zwei Wegebau-Kommissionen
                                 eingesetzt worden, die der KDK Hamm direkt unterstanden. An ihre
                                 Stelle trat am 1.8.1793 das Märkische Wegeamt (ab 1805:
                                 Ober-Wegeamt) mit Sitz in Hagen. file://fn@06 Zur neuen Behörde
                                 zählten ein Direktor (Geh. Kriegsrat Joh. Heinrich Liebrecht), ein
                                 Oberwege-Inspektor (Steinmeister), ein Assessor (Liebrechts Sohn),
                                 der zugleich als Sekretär und Registrator dienten, sowie einige
                                 Subalternbeamte. Nachgeordnet waren Wege-Inspektoren und
                                 Wegerendanten bzw. Barriere-Empfänger. Zum Aufgabenbereich des
                                 Amtes gehörte sowohl der Bau und die Unterhaltung der Chausseen und
                                 Wege wie die Führung der Wegegeldkasse. file://fn@07
Die
                                 Grafschaft Mark wurde dafür in folgende Wege-Inspektionen bzw.
                                 Kassenbezirke eingeteilt:
- Bochum'sche
                                 Wegeinspektion,
- Hörde-Unna'sche Wegeinspektion,
- Hagen'sche Wegeinspektion,
- Meinerzhagen'sche
                                 Wegeinspektion,
- Wegegelder-Kasse nordwärts
                                 der Ruhr,
- Wegegelder-Kasse zu Hagen,
-
                                 Wegegelder-Kasse zu Meinerzhagen.
Das
                                 Wegeamt bemühte sich in der Folge, die Zubringer zu den beiden
                                 Hauptstraßen auszubauen, da sich abseits der großen Chaussee
                                 allerwegen "die trübe Aussicht zum Halsbrechen" bot. file://fn@08
                                 Besonderes Gewicht wurde auf die Befestigung der Kohlewege gelegt,
                                 um den Export ins Ausland zu fördern. file://fn@09
Die
                                 ständig wachsenden Aufgaben schienen 1806 die Neuorganisation ihrer
                                 Bearbeitung zu erfordern. Das Wegeamt wurde wieder aufgehoben. Sein
                                 Geschäftsbereich fiel an die KDK zurück, wo er von zwei KDK-Räten
                                 (Vater und Sohn Liebrecht) wahrgenommen wurde. Ihnen unterstanden
                                 nun zwei Oberwege-Inspektoren für die Inspektion nordwärts und
                                 südwärts der Ruhr bzw. jeweils fünf Wege-Inspektoren. Dieser
                                 Beamtenapparat wurde nach 1806 vom Generaldirektor des Straßenbaus
                                 im Großherzogtum Berg übernommen. file://fn@10
Bei der Errichtung des Wegeamtes 1793 waren die bislang bei
                                 der KDK geführten Akten der Wegebau-Kommission herausgenommen und
                                 "zur Wegeamts-Registratur" gelegt worden. 1806 dürften sie wieder
                                 zu den KDK-Akten gekommmen und mit diesen weitgehend vernichtet
                                 worden sein. So gelangte von den Vorakten und Akten des Wegeamtes
                                 nur ein kleiner Splitter ins Staatsarchiv Münster (hauptsächlich
                                 mit Zgg. 17/1950). Dort wurden sie zunächst durchnumeriert und (mit
                                 Übernahme der einmal vergebenen Signaturen) im Nov. 1982
                                 verzeichnet.
gez. Dr. Jürgen
                                 Kloosterhuis
.
Die Eingabe in V.E.R.A.
                                 erfolgte im Jan. 2006 durch den Praktikanten Michael
                                 Weiß.
    
- Reference number of holding
- 
                D 012
 
- Extent
- 
                10 Akten.; 10 Akten (2 Kartons), Findbuch D 012.
 
- Language of the material
- 
                German
 
- Context
- 
                Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.4. Preußisches Westfalen (D) >> 1.4.1. Grafschaft Mark mit Soest und Lippstadt >> 1.4.1.1. Verwaltungs- und Justizbehörden, Landstände
 
- Related materials
- 
                Wegeordnung für die Grafschaft Mark, in: Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark 1 (1886/87).
 
- Date of creation of holding
- 
                1769-1809
 
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
- 
                
                    
                        2025-09-17T13:26:46+0200
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1769-1809
