Architektur

Nordwestlicher Eckturm- Sockel vom Kirchhof

Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden; Vierter Band: Kreis Mosbach; Erste Abteilung (1896); Kirchengeschichte Während auf allen diesen Gebieten des städtischen Lebens der Verlauf der Grafen-hte geschichte bis zum Anfange des XVI. Jhs. verhältnissmässig ohne wesentlichen Einfluss blieb, während sogar durch das Verhalten der einzelnen Grafen in den schweren Zeiten des grossen Städtekrieges (1388), des sozialistischen Ansturmes unter dem Pfeifer von Niklashausen (1476) und des Bauernkrieges (1525) die Stadt in überraschender Weise von jeder Belästigung verschont wurde, machte sich nun freilich auf k i r c h 1 i c h e m Gebiete die persönliche Stellungnahme der Grafen in einschneidender und verhäng-nissvoller Rückwirkung geltend. Die verschiedenen Kirchen und Kapellen Wert-heims unterstanden der Diöeese Würtzburg. Ausserdem hatten zahlreiche auswärtige Klöster Höfe und Häuser daselbst erworben (s. unten die betr. Abschn.), so dass jeden-falls das Ansehen und der Einfluss der Geistlichkeit in der Stadt nicht gering gewesen sein wird. Als nun der Graf Georg Il. (1521-30) sich zur Reformation Luther's bekannte und seit 1522 lutherische Predigten halten liess, trat in dem überwiegenden Theile der Bürgerschaft ein merkwürdig schneller Umschwung ein, denn sie liess sich bereits im J. 15 24 den von F r a n z K o 1 b verfassten gräflichen Erlass, den sogen. Rat-schlag Wertheims als das erste evangelische Bekenntniss der Stadt gefallen, wandte sich der neuen Lehre zu und hat an ihr bis heute festgehalten. Grössere innere Unruhen und Zwistigkeiten aus dieser Zeit berichten die Chroniken nicht, wenn auch sicherlich mancher Unfriede und manche Zwietracht in den Kreisen der Bürger diese wichtige Umgestaltung begleiteten und obschon die Grafen in viele, selbst gewaltsame Streitigkeiten mit dem Bisthum Würtzburg und den durch dieses vertretenen Klöstern verwickelt wurden. Dagegen erwuchsen auch der Stadt zahlreiche und langdauernde Religionskämpfe, als von den Grafen von Löwenstein; den Erben der alten Wertheimer, der Gr. J o h a n n D i e t r i c h um 1621 wieder zur katholischen Kirche übergetreten war und nun, im Gegensatze zu seinen Brüdern und Mitherren, die Wiedereinführung oder doch die Gleichberechtigung des alten Glaubens verfocht und im J 1634 des sogen. S i m u 1 t a n e u m für den Gebrauch der Stadtkirche . Die endgültige Spaltung des Löwenstein'schen Grafenhauses in eine ältere, evangelische, und in eine jüngere, katholische Linie hatte während mehr als 200 Jahren immer wieder auflebende Religionsstreitigkeiten zur Folge; denn trotz der getroffenen Vereinbarung, die Verhältnisse des Jahres 16 2 4 als eines sogen. »Entscheidungsjahres« zu Grunde zu legen und zu beachten, suchten doch die verschiedenen Einzelgrafen je nach ihrer Bedeutung und Machtstellung daran zu rütteln. So wurde auch die städtische Bürgerschaft stets aufs Neue in diese traurigen Kämpfe hineingezogen, die sich noch im J. 1720 in einem Aufruhr gegen den Fürsten Dominik M a r - q u a r d und am 17 Juni 1781 in dem berüchtigten »Processionsskandal « Luft machten (s. den nächsten Abschnitt: Geschichte der Grafen).

Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank

Attribution - ShareAlike 4.0 International

Location
Petruskirche (Niederstetten)
Collection
Kirchenburgen

Subject (what)
Rundturm
Wehrkirche

Event
Herstellung
(when)
15 Jh
(description)
Gotisch (spätere Überarbeitungen)

Last update
05.03.2025, 4:27 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Architektur

Time of origin

  • 15 Jh

Other Objects (12)