Bestand
Ruge, Friedrich (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Friedrich Ruge wurde am 24. Dezember 1894 als Sohn Walther Ruges und
seiner Frau Martha Friederike Ruge in Leipzig geboren. Er besuchte
dort die Volksschule und die Thomas-Schule. 1911 zog die Familie nach
Bautzen um, wo der Vater das Amt des Gymnasialdirektors übernahm. Sein
Sohn legte 1914 an diesem Gymnasium das Abitur ab. Friedrich Ruge
schloss sich der "Wandervogel"-Bewegung an und interessierte sich früh
für die Seefahrt. So nahm er während eines Ferienaufenthalts in Kiel
an einer Übung des Linienschiffs "Hessen" teil. Am 1. April 1914 trat
er als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein und wurde kriegsbedingt
schon zu Weihnachten zum Fähnrich befördert. Er versah seinen Dienst
an Bord von Linienschiffen und Kreuzern, absolvierte zwischen November
1914 und Juni 1916 die Schule für Funkentelegraphie Mürwik und die
Fähnrichskurse. Am 13. Juli 1916 wurde er zum Leutnant zur See
befördert. Im Ersten Weltkrieg sammelte Ruge erste praktische
Erfahrungen beim Minenräumen in der Ostsee. Als Wachoffizier auf dem
Torpedoboot B 110 nahm er 1917 am Öselunternehmen zur Besetzung der
baltischen Inseln und zur Schließung des Moonsundes teil. Während der
Internierung der deutschen Flotte in Scapa Flow 1919 übernahm er die
Aufgaben des Kommandanten auf Torpedoboot B 112. Nach der
Selbstversenkung geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er im
Januar 1920 freikam. Die Reichsmarine fand nacheinander Verwendung für
ihn in der Küstenwehrabteilung I, beim Chef des Stabes im
Marinestationskommando in Kiel und beim Sperrversuchskommando, das für
die Minenentwicklung zuständig war. Am 28. August 1920 heiratete er
Ruth Greeff. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen ein
Junge im frühen Kindesalter starb. 1924 erhielt Ruge ein zweijähriges
Kommando an die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg. Hier
sollte er sich die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Minenwesens
wie Physik, Sprengstoffchemie und Strömungslehre aneignen. 1926
schickte ihn die Reichsmarine zu einer "Berufsbelehrungsreise" in die
USA, wo er u.a. Marinestütz-punkte besichtigte. Weitere
Auslandsaufenthalte folgten nicht nur in die USA, sondern auch nach
England und Italien. Im Herbst 1926 übernahm er das Kommando auf
Minensuchboot 136 der 1. Minensuchhalbflottille. Im Jahr darauf legte
Ruge die militärische Dolmetscherprüfung für die englische Sprache ab.
Er hatte ein lebenslanges Interesse an Sprachen und empfahl als
Inspekteur der Marine nachdrücklich deren Aneignung während der
Ausbildung in der Bundesmarine. Er bestand die Vorprüfung in
Italienisch und eignete sich Kenntnisse in Schwedisch, Türkisch und
Russisch an. 1928 bis 1932 war Friedrich Ruge in der Minenentwicklung
eingesetzt, bei der er als Sachbearbeiter für Minenwesen bei der
Inspektion für Torpedos und Minen und danach als Minenreferent beim
Sperrversuchskommando Versuche mit Minen durchführte und den Kontakt
zu entsprechenden Firmen pflegte. Noch 1932 erhielt er als neues
Kommando die 1. Minensuchhalbflottille, die im Herbst 1933 nach Pillau
verlegt wurde. Nach der Machtübernahme förderten die
Nationalsozialisten massiv die Aufrüstung der Wehrmacht. Davon
profitierte auch die Reichsmarine, ab 1935 Kriegsmarine genannt, durch
Beförderungen, Personalzuwachs, neue Waffen und neue Schiffe. Die
Minensuchkräfte wurden einem "Führer der Minensuchboote" (F.d.M.)
unterstellt und erweitert. Als Chef der 1. Minensuchflottille hatte
Ruge v.a. die Aufgabe Manöver und Übungen zu leiten sowie an
Flottenparaden und Aus-landsbesuchen teilzunehmen. Ab Oktober 1934 war
er als 3. Admiralstabsoffizier beim Stab des Kommandierenden Admirals
in Kiel zuständig für Minenwesen, Öffentlichkeitsarbeit und Aufgaben
der Abwehr. In diesem Kommando hatte Ruge Kontakt zur Presse,
staatlichen und Parteidienststellen sowie zu Rüstungsbetrieben. Im
Juni 1937 ist er zum "Führer der Minensuchboote" ernannt worden und
übernahm T 196 als Führerboot. Die verbleibenden Jahre vor dem Krieg
dienten der Ausbildung und dem Aufbau des Verbandes, der in Cuxhaven
stationiert war. Zum 1. Januar 1939 wurde Ruge zum Kapitän zur See
befördert. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm er am Polenfeldzug
teil, wobei im Vorder-grund der Kampfhandlungen die Eroberung der
Zufahrt zu den Häfen und Werften Danzigs stand. Nach der erfolgreichen
Beendigung wurde er zum "Führer der Minensuchboote West" ernannt und
sicherte minenfreie Wege aus der Deutschen Bucht für Schiffe und
U-Boote. Ruge und sein Verband liefen in Zusammenhang mit der
Besetzung Norwegens in die dänischen Häfen Esbjerg und Tyborön ein. Es
folgten Einsätze an der Küste der Niederlande, Belgiens und
Frankreichs zur Räumung eigener und französischer Minen und
Vorbereitungen für das Unternehmen "Seelöwe" zur Besetzung der
britischen Inseln. Unter seinem Befehl gelang der erste Durchbruch
einer Räumbootsflottille durch die Straße von Dover bei Tag. Für seine
Verdienste erhielt er am 21. Oktober 1940 das Ritterkreuz zum Eisernen
Kreuz. Friedrich Ruge war ab Februar 1941 als "Befehlshaber der
Sicherung West" (BSW) in Paris zuständig für Minensucher,
Vorpostenboote, U-Jäger und Geleitfahrzeuge, die den Küstenschutz und
die Handlungsfähigkeit der Kriegsmarine in den Gewässern vor den von
der Wehrmacht im Westen besetzten Gebieten gewähr-leisten sollten. In
dieser Funktion hatte er entscheidenden Anteil am Gelingen des
Unternehmens "Cerberus", durch das im Februar 1942 die Schlachtschiffe
"Scharnhorst"und "Gneisenau" sowie der Schwere Kreuzer "Prinz Eugen"
durch den Englischen Kanal in die Deutsche Bucht geleitet wurden. Ein
Jahr darauf wurde Ruge, seit 1. Februar 1943 Vizeadmiral, der
italienischen Marineleitung zur Planung des Schutzes der
Nachschubtransporte nach Tunesien gegen U-Boote und Minen zugewiesen,
behielt aber das Kommando als BSW offiziell bis zum 31. Mai 1943. Nach
dem verlorenen Afrikafeldzug sollte er in Italien als Befehls-haber
des Marinekommandos Italien bleiben. Mit Ausnahme der U-Boote waren
ihm alle deutschen Seestreitkräfte in Italien unterstellt. Nach der
Landung der Alliierten auf Sizilien und dem Sturz Mussolinis sprach
sich Ruge gegen die Vorbereitungen zur Entwaffnung der italienischen
Streitkräfte aus, woraufhin ihm Hitler seine Missbilligung mitteilen
ließ. Auf Bitten Erwin Rommels 1) wurde Ruge dessen Stab bei der
Heeresgruppe B für Marinefragen zugeteilt. Rommel wollte sich ein Bild
vom Stand der Verteidigungsvorbereitungen machen und die Abwehr gegen
eine wahrscheinliche alliierte Landung planen. Dazu reiste er mit Ruge
und anderen Militärs zu den möglichen Standorten einer Invasion nach
Dänemark, Holland, Belgien und Frankreich. Zum Scheitern der
Verteidigung im Juni 1944 und zu seiner Freundschaft zu Rommel äußerte
sich Ruge nach dem Krieg in "Rommel und die Invasion" 2) und seiner
Autobiographie 3) . Von November 1944 bis Mai 1945 war er Chef des
Amtes für Kriegsschiffbau, das mit Erprobungen, Reparaturen und
Neubauten beauftragt war. Die wichtigste Aufgabe war die Überwachung
des Sektionsbaus von U-Booten, die jedoch nicht mehr entscheidend für
den Kriegsausgang war. Nach der Entlassung aus britischer
Kriegsgefangenschaft, die Ruge in Zedelgem und an anderen Orten
verbrachte, arbeitete er in einem Übersetzungsbüro, gab
Deutschunterricht für die englische Besatzungsmacht und
Englischunterricht u.a. an der Volkshochschule und der
Zollgrenzschule. Auf Anfrage Conrad Patzigs erklärte sich Friedrich
Ruge bereit Mitglied des Naval Historical Teams in Bremerhaven zu
werden, das im Auftrag der US Navy die Erfahrungen des Seekrieges
gegen die Sowjetunion aufarbeiten sollte. Er und die anderen
Beteiligten, u.a. Hellmuth Heye und Gerhard Wagner, nutzten die
Gelegenheit, um sich mit Fragen einer westdeutschen maritimen
Wiederbewaffnung zu beschäftigen und ein dichtes Netz von Kontakten zu
knüpfen. An der entscheidenden Tagung früherer Militärs in Himmerod im
Oktober 1950 nahm Friedrich Ruge als ein Vertreter der Marine teil und
konnte die Ergebnisse der Besprechungen des Naval Historical Teams in
die Denkschrift mit einbringen, die als "Ausgangsdokument der gesamten
künftigen militärischen Planung" 4) bezeichnet wurde. Ruge engagierte
sich schriftstellerisch und gesellschaftlich. Von 1952 bis 1954 war er
parteiloser Stadtrat in Cuxhaven und als solcher Vorsitzender des
Kurausschusses. Er war Vorsitzender des Kreisverbandes Cuxhaven des
Verbandes Deutscher Soldaten, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für
Wehrkunde und Organisationsleiter des Deutschen Marinebundes. Er
nutzte seine gesellschaftlichen Kontakte in den Verbänden wie auch zu
den Besatzungsmächten, um auf eine positive Lösung der sogenannten
"Großadmiralsfrage" hinzuwirken. Die beiden Oberbefehlshaber der
Kriegsmarine Erich Raeder und Karl Dönitz waren vom Internationalen
Militärtribunal in Nürnberg zu Haftstrafen verurteilt worden. Im
Januar 1956 betonte Karl Adolf Zenker "daß kein Makel an der Person
unserer ehemaligen Oberbefehlshaber haftet". 5) In diesem Zusammenhang
wurde kontrovers darüber diskutiert, ob Marineangehörige an der
Wiederbewaffnung beteiligt sein dürften, solange "unsere ehemaligen
Oberbefehlshaber und weitere Kameraden noch in Haft gehalten werden"
6). Das hatte die Behandlung des "Falls Zenker" im Deutschen Bundestag
zur Folge. Auch Ruge hatte sich immer wieder mit dem Thema Tradition
zu beschäftigen und setzte im Februar 1957 einen "Traditionserlass"
für seine Teilstreitkraft in Kraft. 7) Ende 1954 zog die Familie nach
Tübingen um, weil Friedrich Ruge nicht mehr damit rechnete, eine
führende Rolle in der neuen Marine zu übernehmen. Es überraschte ihn
als Theodor Blank ihm die Stelle als Abteilungsleiter VII Marine im
Bundesministerium für Verteidigung anbot. 8) Im Februar 1956 bejahte
der Personalgutachterausschuss, der 1955 vom Bundestag zur Prüfung der
Vergangenheit und gegenwärtigen Einstellung höherer Soldaten
eingesetzt worden war, die persönliche Eignung Ruges. Anfang März 1956
trat er seinen Dienst an. Mit der Umbenennung der Leiter der
militärischen Abteilungen im Bundesministerium für Verteidigung ab 1.
Juni 1957 Inspekteur der Marine setzte er sich für den Wiederaufbau
und die Eingliederung der Bundesmarine in das westliche Bündnis ein.
Die wesentlichen Aufgaben Ruges und seines Stellvertreters Gerhard
Wagner waren im Zeitplan die Bundesmarine technisch und personell
auszustatten, d.h. die Beschaffung von Material und der Aufbau eines
Offizierskorps. Das sollte die Erfüllung der taktischen Aufgaben, die
der Bundesmarine im Rahmen der NATO zukamen, wozu v.a. der Schutz der
Ostseezugänge zählte, gewährleisten. Friedrich Ruge versuchte seine
Vorstellungen von der Ausbildung einzubringen, die er im "Studium
generale navale" 9) für Offiziere beschrieb. In seine Amtszeit fiel
auch die Auseinandersetzung mit dem Bundesrechnungshof, der die Kosten
der Dienstsegelboote monierte. Den Wert der Segelausbildung betonte
Ruge mit Nachdruck und setzte sich nicht nur für den Erhalt der
Dienstsegelboote ein, sondern trotz der "Pamir"-Katastrohe 10) auch
für den Bau eines neuen Segelschulschiffes, der "Gorch Fock". Es
intensivierten sich die Kontakte zu deutschen Werften und zur US Navy
für ein Zerstörerleihprogramm, das 1958 umgesetzt wurde. Die Kontakte
Ruges zum Kongress und die Freundschaft Arleigh Burkes 11) stützten
zusätzlich die guten Beziehungen zur US Navy. Für seine Verdienste
übergab Burke Ruge 1961 den hohen militärischen Orden Legion of Merit.
Während der Auslandsaufenthalte Ruges, die ihn in Verbindung mit fast
allen Marinen der NATO brachte, besprach er Bewaffnung, Ausbildung,
Schiffsbestand und strategische Fragen des Bündnisses. Mit der
Pensionierung am 30. September 1961 verlieh Bundespräsident Heinrich
Lübke Ruge das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Ende seiner
Dienstzeit übernahm er den Vorsitz des Arbeitskreises für
Wehrforschung und den Vorsitz im Verband der Reservisten der
Bundeswehr. Auf Vorschlag Theodor Eschenburgs erhielt er 1962 einen
Lehrauftrag für wissenschaftliche Politik an der Universität Tübingen.
1967 wurde er Honorarprofessor. Auch nach Ruges Pensionierung bat das
Bundesministerium der Verteidigung um seine Meinung zu militärischen
Fragestellungen, wie der Reservistenorganisation oder der
Spitzengliederung der Bundeswehr. Nach dem Tod seiner Frau 1967
widmete er sich intensiv seiner publizistischen Tätigkeit und
unternahm Vortragsreisen in die USA. Es erschienen u.a. "Scapa Flow
1919. Das Ende der deutschen Flotte" 12) und "Im Küstenvorfeld"
13).
Am 3. Juli 1985 starb Friedrich Ruge im
Alter von 90 Jahren in Tübingen
Bearbeitungshinweis:
Privat-schriftlicher Teilnachlass noch in Familienbesitz; letzter
Kontak 01/2013
Bestandsbeschreibung: Der
Teilnachlass N 379 Friedrich Ruge entstand aus mehreren Abgaben, die
Friedrich Ruge zwischen 1971 und 1979 dem Bundesarchiv-Militärarchiv
zur Verfügung stellte. Er begann damit dokumentarische Unterlagen aus
dem Zweiten Weltkrieg und Vortragsmanuskripte zu übergeben. 17) Am 12.
August 1973 unterzeichnete er einen Depositalvertrag für seine in das
Bundesarchiv gelangten Unterlagen. Darin ist festgelegt, dass für eine
Benutzung die Bestimmungen des Bundesarchivs gelten und das Eigentum
an den Archivalien mit dem 1. Januar 1990 an das Bundesarchiv
übergeht. 1975 übergab Ruge weitere Unterlagen, die vor allem den
Zweiten Weltkrieg und Marinevereinigungen betreffen. 18) Einige
Abgaben sind von den Archivaren des Bundesarchivs nicht dem Nachlass
zugeordnet, sondern in andere Bestände eingegliedert worden. Es
handelt sich dabei u.a. um die Bestände BW 2 Generalinspekteur und
Führungsstab der Streitkräfte 19), MSg 200 Sammlung
Elsa-Brändström-Gedächtnis-Archiv 20) und ZA 6 Labor Service Unit .
21) Die folgenden Abgaben zwischen Dezember 1974 und April 1975
beinhalten Unterlagen zum Aufbau der Bundesmarine. 22) In diesem
Schriftgut befinden sich auch die von Lilli Langheld transkribierten
und von Ruge ergänzten Tagebuchnotizen aus der Amtszeit als Inspekteur
der Marine. Es folgte die Abgabe von Korrespondenz, die von Ruge als
"Privat-Dienstbriefe" bezeichnet werden. Im Juli 1979 ist die
Bestandsbildung im Wesentlichen abgeschlossen. Kurz nach dem Tod
Friedrich Ruges am 3. Juli 1985 übergaben die Erben den Nachlassteil,
der sich in seiner Tübinger Wohnung befand an das
Militärgeschicht-liche Forschungsamt. Obwohl 1995 über eine Abgabe an
das Bundesarchiv-Militärarchiv entschieden werden sollte, lagern bis
heute 137 Aufbewahrungseinheiten im Militärgeschicht-lichen
Forschungsamt in Potsdam. Der inhaltliche Schwerpunkt des Bestandes
mit einer Laufzeit von 1918 bis 1985 liegt nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Unterlagen haben trotzdem eine höhere Aussagekraft zu Reichs- und
Kriegsmarine als die des Bundesarchivs. Dieser Teilbestand beinhaltet
stenographische Notizbücher, Korrespondenz, Vorträge,
Zeitungsausschnitte, Materialsammlungen und Fotos. Teilweise
überschneidet sich dieser Bestand mit dem Freiburger Nachlassteil. Von
wissensschaftlicher Relevanz sind die Unterlagen, die sich noch in
Privatbesitz befinden. Sie enthalten eine umfangreiche Sammlung
privater Briefe, Tagebücher und Fotos. Dieser Nachlassteil wird von
den Erben für die wissenschaftliche Auswertung in der Regel zur
Verfügung gestellt.
Inhaltliche Charakterisierung:
Der Nachlass N 379 Friedrich Ruge ist ein echter Nachlass. Er
vereinigt Unterlagen, die Friedrich Ruge gesammelt, angelegt oder
erhalten hat. Dabei ist zu beachten, dass im
Bundesarchiv-Militärarchiv nur ein Teilnachlass vorliegt. 14) Das
Schriftgut hat eine Laufzeit von 1918 bis 1985. Der inhaltliche
Schwerpunkt liegt beim Aufbau der Bundesmarine und Ruges
Inspekteurszeit. Kaiserliche Marine, Reichs- und Kriegsmarine sind in
diesem Nachlassteil kaum repräsentiert und finden sich nur vereinzelt.
Die Unterlagen sind in ihrer Mehrzahl von Friedrich Ruge, der
dienstliches Schriftgut nicht dem Nachlass zuordnete. Wenn staatliches
Überlieferung enthalten ist, dann nur in Abschrift oder mehrfacher
Ausfertigung. Friedrich Ruge schrieb seit seiner Jugend Tagebuch und
Reiseberichte. Früh erlernte er die Gabelsberger Stenographie, die
heute nicht mehr gebräuchlich ist. In dieser Schrift fasste er
Tagebücher, Notizen von Besprechungen, Randbemerkungen und
Vortragsmanuskripte ab, was sich im gesamten Nachlass wiederspiegelt.
Der Teilnachlass enthält als wichtigstes persönliches Schriftgut
Tagebuchnotizen aus dem Zweiten Weltkrieg und der Inspekteurszeit.
Transkriptionen aus dem Zweiten Weltkrieg betreffen den Zeitraum Juni
1940 bis Januar 1941 und Februar bis Juni 1943. Nur für die Zeit als
Inspekteur sind auch die Originale der Tagebuchnotizen im
Bundesarchiv-Militärarchiv. Für eine Aussage über die Authentizität
der Transkriptionen sind die Originale entscheidend, die sich entweder
im Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam, in der
Militärakademie "The Citadel" in Charleston S.C. oder in Privatbesitz
befinden. Der Bundesminister der Verteidigung Kai Uwe von Hassel bat
Friedrich Ruge um eine Aufarbeitung seiner Unterlagen in Zusammenhang
mit dem Beginn der amtlichen Geschichtsschreibung über die Entstehung
der Bundeswehr. Im Herbst 1967 folgte Ruge dieser Bitte mit
Unterstützung Lilli Langhelds, die nach ihrem Ausscheiden als
Sekretärin des Inspekteurs der Marine bei der Transkription und
Anreicherung seiner Aufzeichnungen im Militärgeschichtlichen
Forschungsamt half. Es handelte sich um Notizen, die zwischen 1956 und
1961 entstanden waren. Diesen entstehenden Handakten mit Erläuterungen
15) ist eine Erklärung beigegeben. Danach sind Stellungnahmen und
Erklärungen Ruges auf grünem Papier gedruckt. Des wei-teren sind
Abschriften von Briefen, Dokumenten, Verfügungen usw. auf gelbem
Papier den Transkriptionen beigegeben. Je einer "Transkriptionsakte"
ist ein Namensverzeichnis und ein Inhaltsverzeichnis vorangestellt.
Das Inhaltsverzeichnis listet die Schriftstücke auf und das
Namensverzeichnis verweist auf die Seite, auf der die Personen erwähnt
werden. Zusätzlich sind diesen Aufbewahrungseinheiten Dokumentenbände
beigegeben. Nach Abschluss der Arbeiten übergab Ruge die Aufarbeitung
an das Bundesarchiv-Militärarchiv. Der Bestand enthält umfangreiche
Korrespondenzserien. Friedrich Ruge hat seinen Schriftwechsel
alphabetisch nach Jahren abgelegt. Das führt für den Benutzer dazu,
bei der Rekonstruktion eines Schriftwechsels mit einer bestimmten
Person, die Aufbewahrungseinheiten für den jeweils einschlägigen
Zeitraum einsehen zu müssen. Darüberhinaus hat Ruge nicht immer nach
dem Anfangsbuchstaben des Namens des Absenders abgelegt, sondern auch
nach Orten, Institutionen oder Verbänden. So ist ein Schreiben des
Bürgermeisters der Stadt Rendsburg Heinrich Beisenkötter unter R und
nicht B abgelegt. Vereinzelt enthält Ruges Korrespondenz eigene
Entwürfe bzw. Durchschriften. Listen der Schreiben in den
Aufbewahrungseinheiten sind in den Enthält-auch-Vermerken aufgeführt.
Diese Korrespondenzen werden ergänzt durch Schriftwechsel, der zu
Veröffentlichungen führte oder in Zusammenhang mit einem Engagement in
Organisationen und Verbänden entstand. Dafür ist die
Kriegsgefangenen-frage nach dem Zweiten Weltkrieg ein Beispiel. 16)
Ein Großteil der Überlieferung im Bundesarchiv-Militärarchiv besteht
aus Materialsammlungen, die Ruge für Veröffentlichungen, Vorlesungen
und Vorträge teilweise planmäßig anlegte und verwendete. Es handelt
sich dabei v.a. um Zeitungsartikel, Zeitschriftenartikel und
maschinengeschriebene Aufsätze. Auch die Ergebnisse sind als Notizen,
Manuskripte oder Drucke im Bestand enthalten. Der im
Bundesarchiv-Militärarchiv lagernde Teilnachlass umfasst 360
Aufbewahrungseinheiten bzw. 9 lfm.
Umfang, Erläuterung: 9
Meter
Zitierweise: BArch N
379/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch N 379
- Umfang
-
379 Aufbewahrungseinheiten; 8,3 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> R
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Staatliches Schriftgut, Dienststellen im Auftrag der Alliierten
RM 6 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine
RM 7 Seekriegsleitung
RM 17 Marinepersonalamt
RM 36 Deutsches Marinekommando Italien
RM 37 Marineverbindungsstäbe in verbündete Staaten
RM 61 III Befehlshaber der Sicherung West
RM 61 V Führer der Minensuchboote
BW 9 Dienststellen zur Vorbereitung des westdeutschen Verteidigungsbeitrages
BW 47 Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik
BM 1 Führungsstab der Marine Pers 1/140 23)
ZA 2 Studiengruppe Marine der US Historical Division
ZA 4 Naval Historical Team
ZA 6 Labor Service Unit (LSU)
Stadtarchiv Cuxhaven 24)
Nachlässe
Dönitz, Karl (1891-1980), Oberbefehlshaber der Kriegsmarine (N 236)
Förste, Erich (1892-1963), Oberbefehlshaber des Marineoberkommandos Nord (N 328)
Hansen, Gottfried (1881-1976), Vorsitzender des Verbandes Deutscher Soldaten (N 810)
Heye, Hellmuth (1895-1970), Chef des Stabes BSW, Admiral der Kleinkampfverbände, Mitglied des Naval Historical Teams, erster Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages (N 526)
Meisel, Wilhelm (1893-1974), Chef der Seekriegsleitung und Vorsitzender des Marine-Offizier-Arbeitskreises Hamburg (sog. Meisel-Kreis) (N 537)
Raeder, Erich (1876-1960), Oberbefehlshaber der Kriegsmarine (N 391)
Schweppenburg, Leo Geyr von (1886-1974), Oberbefehlshaber der Panzergruppe West (N 254)
25) Speidel, Hans (1897-1984), Chef des Generalstabes der Heeresgruppe B und militärischer Berater Konrad Adenauers (N 683)
Wagner, Gerhard (1898-1987), Mitglied des Naval Historical Teams, Stellvertretender Inspekteur der Bundesmarine, Befehlshaber der Seestreitkräfte der Ostseezugänge (N 539)
Sammlungen
MSg 1/674 Jahresterminkalender Lilli Langhelds, Sekretärin der Inspekteure der Marine bis 1967 MSg 1/2052 Schriftwechsel Werner Ehrhardt und Friedrich Ruge
MSg 1/2060 Schriftwechsel Karl Adolf Zenker und Friedrich Ruge
MSg 1/2207 Ansprache "Soldat und Technik" zum 50-jährigen Bestehen der Tech-nischen Marineschule I in Kiel 1963
MSg 1/2320 Schriftwechsel Wilhelm Meendsen-Bohlken und Friedrich Ruge MSg 1/3296 und 3298 Schriftwechsel Heinz Eugen Eberbach und Friedrich Ruge
MSg 1/3419 Schriftwechsel Heinrich Bücheler und Friedrich Ruge
MSg 2/7353 Round-Table-Gespräch mit Friedrich Ruge am 17. Feb. 1966 8 Druckschriften
Amtliche Druckschriften: BMD 3 Führungsstab der Marine
RMD 2 Rang- und Dienstalterslisten der Marine
RMD 4/592 Verzeichnis der Abkürzungen von Dienststellen und Truppenteilen der Kriegsmarine
Leinen los. Verbandszeitschrift des Deutschen Marinebundes e.V., Wilhelmshaven 1953-2006
Marine-Forum. Offizielles Organ der Marine-Offizier-Vereinigung / hrsg. vom Deutschen Marine-Institut, Hamburg 1974-2006
MOH-Nachrichten. Nachrichtenblatt der Marine-Offizier-Hilfe, Krefeld 1952-1966
MOV-Nachrichten. Nachrichtenblatt der Marine-Offizier-Vereinigung, Bonn 1966-1973
Literatur: "Erleben Lernen - Weitergeben". Friedrich Ruge (1894-1985). Hrsg. von Jörg Hillmann unter Mitarb. von Ingeborg Eggert sowie Daniel Kaiser und Dirk Sieg, Bochum 2005 (Kleine Schriften zur Militär- und Marinegeschichte; 10)
- Provenienz
-
Ruge, Friedrich, 1894-1985
- Bestandslaufzeit
-
1936-1975
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Ruge, Friedrich, 1894-1985
Entstanden
- 1936-1975