Bestand

Kloster Ewig / Urkunden (Bestand)

Bestandsgeschichte: Stadt Attendorn (Kreis Olpe); Augustiner-Chorherren, 1420 gegründet, 1803 aufgehoben.

Form und Inhalt: Kloster Ewig - Geschichtlicher Abriß
Die Anfänge des Klosters Ewig bei Attendorn fallen in das erste Viertel des 15. Jahrhunderts. Der aus Attendorn stammende "Kaufmann der deutschen Hanse" in Brügge, Hermann Weke von Schönholthausen, legte 1417 mit dem Ankauf zweier Höfe in Listernohl den Grund für den klösterlichen Besitz. In Verbindung mit dem von dem gleichnamigen Geschlecht erworbenen Gute Ewig und Besitzungen in Berlinghausen und Oberveischede bildeten sie die Erstausstattung des Klosters. Als Käufer der beiden letztgenannten Güter erscheinen die regulierten Augustinerchorherren in Neuß: sie stellten Prior und Konvent zu Ewig, die am 23. Oktober 1420 erstmals urkundlich erscheinen. Am 20. Dezember des gleichen Jahres gibt der Kölner Erzbischof Dietrich von Mörs seine Zustimmung zu der Gründung des Heinrich Weke und seines Bruders Dietrich. Die dem "Salvator mundi" und dem heiligen Antonius geweihte Niederlassung der Regularkanoniker auf dem Gute des Gottfried von Ewich sollte mit einem Prior und zwölf Chorherren besetzt und den Augustinerchorherren in Neuß unterstellt sein. Im Frühjahr 1423 lassen diese namens ihrer zu Ewig befindlichen Brüder die Gründung erneut durch den Erzbischof besiegeln. Mitsiegler ist die Stadt Attendorn, die sich ausbedingt, daß das Kloster kein schoßpflichtiges Gut erwirbt und nicht als Befestigung gegenüber der Stadt ausgebaut wird. Trotzdem bleiben Reibereien späterhin nicht aus; ebenso mit der Attendorner Pfarrkirche, deren Verhältnis zu der Neugründung 1425 geregelt wird.
Die äußeren Verhältnisse des Klosters bleiben zunächst beschränkter, als es die Gründungszeit hatte erhoffen lassen, da der Stifter zum Schluß vom Kaufmannsglück verlassen worden war. 1430 mit dem Neußer Kapitel der Windesheimer Kongregation beigetreten, wird die verarmte Niederlassung 1439 von Kloster Böddeken übernommen. Als Prior und Konvent 1480 für den Klosterbau kollektieren ließen, zählte Ewig 10 Priester, 3 Diakone und 12 Laienbrüder. In der Folgezeit gelangte das Kloster zu erheblichem Wohlstand, von dem noch heute die bis auf die Kirche im äußeren erhaltenen ansehnlichen Gebäude künden.
Die klösterlichen Besitzungen, zu denen seit 1676 auch die v. Heggensche Halbscheid des im 14. Jahrhundert geteilten Stammsitzes der Herren von Ewich gehörte, erstreckten sich zu Ende des 18. Jahrhunderts über das Landkirchspiel Attendorn hinaus in die Kirchspiele Drolshagen, Helden, Oedingen, Rhode, Schönholthausen und Valbert. Die Akten dieser Zeit nennen Klosterkolonen in Ackerschott (2), Albringhausen (2), Dünschede (1), Beukenbeul (2) Fernholt (1), Oberveischede (2), Leckmart (1), Berlinghausen (1), Grisemert (1), Merklinghausen (2), Maiwormshammer (1), Mühlhof (1), Ostentrop (5), Roscheid (2), Sellenrade (1), Siedenstein (1), Ülhof (1), Weltringhausen (1), Windebruch (2) und Weuste (1). In der umfangreichen eigenen Landwirtschaft zu Ewig und Listernohl waren zuletzt zwei Dutzend Leute beschäftigt, während die Zahl der Geistlichen neben dem Prior auf fünf gesunken war. Von diesen war einer Propst des Klosters Nazareth in Störmede (Kreis Lippstadt), das neben dem Kloster Schillingskappel (Kreis Rheinbach) und dem Barbarakloster in Recklinghausen Ewig unterstellt war. Erbvögte des Klosters wurden 1674 die Freiherren von Fürstenberg.
Nach dem Uebergang des kölnischen Herzogtums Westfalen an den Landgrafen von Hessen wurde die "Kanonie" Ewig am 28. November 1803 aufgehoben und am Tage darauf die Kirche geschlossen.

Literatur
··J. G. R. Acquoy, Het klooster te Windesheim en zijn invloed, Band 3, 1880, S. 87 f.
·Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Olpe, 1903, S. 12f., 24f., T. 9f.
·J. Brunabend, Attendorn, Schnellenberg, Waldenburg und Ewich/Ewig, 1878, S. 192-200/2. Aufl. 1958, S. 254-262, dazu Urkundenabdrucke
·H. Buschmann, Die Gründung des Klosters Ewig, in: Heimat, Monatsblatt des märkischen und kölnischen Sauerlandes, 13, 1930, S. 82-83
·J. Hüttemann, Haus Ewig bei Attendorn, in: Attendorner Volksblatt, 29./30. Jahrgang 1940/41 (Nr. 92/1940ff.)
·H. Knaus, Handschriften aus Ewig und Grafschaft in Darmstadt, in: Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe, Folge 39, 1960, S. 57-66
·H. Marx, Das Anniversarienbuch des ehemaligen Klosters Ewig, in: Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe, Folge 46, 1962, S. 1-18
·J. Pickert, Haus Ewig bei Attendorn, in: Trutznachtigall, 6, 1924, S. 135-137
·E. Schatten OFM, Kloster Böddeken und seine Reformtätigkeit im 15. Jahrhundert, 1918, S. 31-33
·N. Scheele, Güter und Rechte des ehemaligen Klosters Ewig, in: Heimatborn, Monatsschrift für Heimatkunde für das Sauerland und die Soester Börde, Beilage zum "Westfälischen Volksblatt" bzw. zum "Sauerländer" in Paderborn, 12. Jahrgang 1935 Nr. 2-6, 13. Jahrgang 1936 Nr. 1-4
·N. Scheele, Güter des ehemaligen Klosters Ewig, in: Heimatblätter für das kurkölnische Sauerland, Olpe, 12. Jahrgang 1935, S. 12-14
·N. Scheele, Urkunden aus dem Rüschen Haus zu Klinke, in: Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe, Folge 30, 1958, S. 1593-97
·N. Scheele, Kloster Ewig betreffende Urkunden aus dem Hatzfelder Archiv u. a., in: Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe, Folge 46, 1962, S. 44-46
·N. Scheele, Regesten die Familie Rüsche in Klinke betreffend, in: Heimalstimmen aus dem Kreise Olpe, Folge 51, 1963, S. 91-94
·N. Scheele, Kloster Ewig und seine Geschichte, in: "De Suerlänner", Heimatkalender für das kurkölnische Sauerland, Jahrgang 1963, S. 102-103
·L. Schmitz-Kallenberg, Monasticon Westfaliae, 1909, S. 25f.
·F. X. Schrader, Das Kirchdorf Schönholthausen und seine Filialen, § 8: Heinrich Weicken aus Schönholthausen, Stifter vom Kloster Ewig, in: Blätter zur näheren Kunde Westfalens, XV, 1877, S. 66f.
·F. Wiemers, Haus Ewig, in: Heimatblätter für das obere Sauerland, Olpe, 7. Jahrgang 1930, S. 12-13, 19-21, 35-37
·1671 (richtig: 1674) Juli 31. Die Kanonie "Ewig" überträgt der Familie von Fürstenberg die Vogtei über ihre Güter (Abdruck der Urkunde), in: Blätter zur näheren Kunde Westfalens, XX, 1882, S. 49-53

Zum Findbuch
Das vorliegende Findbuch A 326 I "Kloster Ewig - Urkunden" wurde von Norbert Scheele erstellt: Scheele, Norbert (Hg.), Regesten des ehemaligen Klosters Ewig, hg. im Auftrag der ”Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe“, Olpe 1963.
Die von Helmut Richtering seinerzeit auf den neuesten Stand gebrachten Regesten des ehemaligen Klosters Ewig sind nach dem Repertorium des Staatsarchivs Münster abgedruckt. Im analogen Findbuch wird auch die kopiale Überlieferung berücksichtigt, welche nicht in das elektronische Findbuch aufgenommen wurde. Dieses elektronische Findbuch basiert auf einem OCR-Scan der Firma Editura, den Ute Aschwer 2009 in das Verzeichnungsprogramm VERA überführt hat. Eine leichte Überarbeitung erfuhr das Findbuch 2012 durch Thomas Reich im Zuge einer inhaltlichen Bereinigung samt Urkundenautopsie.

Münster, den 14. Mai 2012 Dr. Thomas Reich

Die Nummern 313, 325, 337 (ist jetzt Nr. 309-2, käme chronologisch nach 336), 373, 380, 392 und 402 sind nicht vergeben (Re, 23.08.2017)

Bestandssignatur
A 107u
Umfang
469 Urkunden.
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.1. Kölnisches Westfalen (A) >> 1.1.1. Herzogtum Westfalen >> 1.1.1.2. Stifte und Klöster >> Kloster Ewig
Verwandte Bestände und Literatur
Norbert Scheele (Hg.), Regesten des ehemaligen Klosters Ewig, Olpe 1963; Marie-Theres Potthoff, Ewig - Augustiner-Chorherren, in: Westfälisches Klosterbuch, Bd. 1, Münster 1992, S. 294-299.

Bestandslaufzeit
1334-1768

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Letzte Aktualisierung
06.03.2025, 18:28 MEZ

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  • Bestand

Entstanden

  • 1334-1768

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