Archivale
Beleidigung, Körperverletzung
Enthält: Die Witwe von Gillessen Hommel verklagt den Apotheker Passera aus Jülich wegen Beleidigung und Tätlichkeiten mit Körperverletzung. Als sie am Vortag, dem 4.9., die Witwe Freifrau von Wolfskehl geb. von Horrich im Haus Broich aufsuchte, um mit ihr zu sprechen, habe sie Herr Passera nicht nur mit den Worten: "Du alte Hex', was machst du hier", angesprochen, sondern auch tätlich angegriffen und blutig geschlagen. Gefragt nach dem Anlass ihrer Unternehmung, gibt sie an, dass sie von Frau von Wolfskehl Geld habe fordern wollen für die Versorgung eines Kindes, das sie vor etwa 1 1/2 Jahren bei sich untergebracht hatte. Es stellt sich heraus, dass die Ursache für die jetzige Auseinandersetzung ein Komplott ist, den die Beteiligten geschlossen hatten, um die Folge einer Liaison der verwitweten Freifrau mit Herrn von Siegen vor etwa 3 Jahren zu vertuschen. Passera und die Klägerin hatten damals beide im Haus Broich gewohnt, in dem sich auch Frau von Wolfskehl für die Dauer ihres Aufenthalts in Kerpen aufhielt. Sie war dabei ein paar Mal von Herrn von Siegen besucht worden. Er, der beim Wirt Hoppen logierte, hatte sie "mit Wein traktiert", den die Witwe Hommels holen musste. Einige Male sei sie schwach geworden und niemals in die Kirche gegangen. Das Kind, das Passera eines Tages von einem Gang mit Frau von Wolfskehl auf das Feld mitbrachte, wollte er verstecken. Es wurde aber entdeckt, der Pastor von Kerpen fragte nach der Taufe. Als Freifrau von Wolfskehl abreiste und es zurückließ, gab er es bei der Witwe Hommels in Pflege und versprach ihr 1 Rtlr monatlich für seinen Unterhalt. Um Gerüchten entgegenzuwirken, gab er an, das Kind sei von seiner Nichte und wäre in Götzenkirchen in der Herrschaft Hemmersbach getauft worden. Er selbst verzog nach Jülich. Als er den Unterhalt schuldig blieb, schickte Witwe Hommel ihm das Kind nach, nicht jedoch ohne es vorsorglich vorher in Gegenwart von Ruttger, dem Schuhmacher, getauft zu haben. Jetzt fordert sie Satisfaktion für die Beleidigung und die erlittenen Verletzungen. Passera wird zur Anhörung vor Gericht zitiert. Von der Aussage der Witwe Hommels sieht sich aber Frau von Wolfskehl in ihrer Ehre verletzt und klagt gegen sie wegen Verleumdung. Die Beklagte versucht den Rechtsstreit abzuwenden, indem sie den Denuntiationsvorwurf zurückweist und das Hauptgericht in Jülich, [wo der eigentliche Denuntiant Passera wohnt], für zuständig erklärt wissen will.
- Reference number
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GerKer, 553
- Extent
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Schriftstücke: 3
- Context
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Schöffengericht Kerpen >> 4 Kriminalfälle der Niedergerichtsbarkeit >> 4.1 Beleidigung, üble Nachrede - ohne und mit Tätlichkeiten
- Holding
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GerKer Schöffengericht Kerpen
- Indexbegriff subject
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Beleidigung
Körperverletzung
Liaison
Taufe
Unterhaltsforderung
- Indexentry person
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Hommel, Witwe von Gillessen Hommel
Hoppen, Wirt in Kerpen
Passera, Apotheker
Siegen, von
Wolfskehl geb. von Horrich, Maria Helena von
- Indexentry place
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Götzenkirchen, in der Herrschaft Hemmersbach
Jülich
Kerpen - Haus Broich
- Date of creation
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1724
- Other object pages
- Delivered via
- Last update
-
24.06.2025, 2:22 PM CEST
Data provider
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Object type
- Archivale
Time of origin
- 1724