Grafik

Exotische Tiere und Jagdszene

Den Vordergrund dominieren drei Dickhäuter. Mittig steht ein nach links blickendes Nashorn in Seitenansicht. Die Materialität seiner plattenbewehrten Haut ist deutlich herausgearbeitet, faltig lappt sie an seinem Hals herab. Zu beiden Seiten wird es von je einem Elefanten flankiert, die schräg von vorne gezeigt sind. Der rechts Stehende reibt Kopf und Vorderhuf an einer Palme und schlägt mit dem Schwanz. Beide Elefanten haben kleine Ohren und kurze Stoßzähne, die sich optisch kaum vom Horn des Nashorns unterscheiden. - Im Hintergrund findet eine Jagd statt. Zwischen bewaldeten Hügeln verfolgen zwei Reiter einen dritten Elefanten mit Lanzen. Von rechts laufen ihnen weitere Männer, die ebenfalls mit Lanzen bewaffnet sind, und Hunde hinterher. Einer der Jäger bläst in ein Horn. Am linken Bildrand befindet sich ein weiterer Mann mit seinem Hund, offenbar, um dem Elefanten den Fluchtweg zu versperren. - Zwischen zwei Hügeln und am rechten oberen Bildrand sind Häuser zu sehen. Die Besiedlung rechts liegt an einem See und wird nach hinten von einem Gebirge abgeschirmt. - Bei diesem Stich handelt es sich um das zweite Blatt aus einer Serie von zwanzig Graphiken, die sich vorwiegend der Darstellung vierfüßiger Tiere widmen (Vgl. Kat.Nr. - Orpheus). Wie in der Bildunterschrift des Titelblatts erwähnt, ist die Szene mehr auf die Studie der Tiere angelegt, während das Geschehen in den Bildhintergrund rückt. - Im Europa der Renaissance wurde damit begonnen, wissenschaftliche Illustrationen systematisch anzuwenden, da das Interesse an der Natur neu erwachte. Es ging darum Tiere (und Pflanzen) so darzustellen, wie sie aussahen und sie nicht mehr dekorativ - ornamental in den Hintergrund zu verbannen, sondern auch als zentrales Bildthema zu nutzen. Ein wesentlicher Anstoß für diese aufkeimende nähere Beschäftigung mit der Tierwelt war das Bekanntwerden neuer Lebewesen im Zuge der großen Entdeckungsreisen, für deren Abbildung man nicht auf antike Vorbilder zurückgreifen konnte, die aber enorme Neugierde und Sensationslust weckten. Künstler kamen dem nach, indem sie die wenigen Exemplare solcher Tiere, die nach Europa gebracht wurden, abbildeten und gerade über Druckgraphik zur Verbreitung ihres Aussehens beitrugen. Vielen war es nicht möglich an die ausgewählten Orte zu reisen, um die Tiere selbst zu sehen, so dass Abbildungen oftmals nach Vorlagen anderer Künstler entstanden, wobei Fehler in der Gestaltung nicht ausblieben. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist der Holzschnitt des indischen Panzernashorns von Albrecht Dürer, auf welchem der Dickhäuter über ein zusätzliches kleines Horn im Nacken verfügt und dessen Verbreitung besonders durch seine Aufnahme in Gesners „Historia animalium“ sehr begünstigt wurde. Ob Collaert dieses Werk bekannt war ist nicht klar. Sicher ist aber, dass auch in den Niederlanden seit Mitte des 16. Jahrhunderts die Durchsetzung des wissenschaftlichen Naturalismus zu beobachten ist. Wurde noch um 1500 häufig auf sogenannte Musterbücher zurückgegriffen, aus denen man die geeigneten Vorbilder kopieren konnte, bildete man nun nach lebendem Modell ab. Insbesondere fürstliche Tiergärten, seltener die wenigen als wandernde Schaustücke gehaltenen Tiere, lieferten das nötige Anschauungsmaterial für die zoologischen Raritäten anderer Länder und Kontinente, aber auch heimische Tiere wurden in den näheren Blick gerückt. - Ein Beispiel für das Halten exotischer Tiere ist die Menagerie Rudolfs II. in Prag, bei dem auch niederländische Künstler, wie Roelant Savery angestellt waren. Solche Hofkünstler werden heimatliche Maler mit Vorlagen inspiriert haben. Dass Collaert, wie auch bei der Orpheusdarstellung vermutet, die fremdländischen Tiere kaum selbst gesehen hat, wird im Größenverhältnis der Tiere nahegelegt. Jagdszenen, allerdings mit heimischen Tieren, sind in der niederländischen Kunst nicht unüblich. -

Exotische Tiere und Jagdszene | Urheber*in: Collaert, Adriaen / Fotograf*in: Katharina Anna Haase 2021 / Rechtewahrnehmung: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
Inventarnummer
D 4013
Maße
Höhe: 126 mm (Blattmaß )
Breite: 193 mm (Blattmaß )
Material/Technik
Papier; Kupferstich
Inschrift/Beschriftung
Aufschrift: 2. (Untere Bildmitte)
Marke: Göttinger Bibliotheksstempel

Klassifikation
Zeichnung/Grafik (Hessische Systematik)
Kupferstich (Oberbegriffsdatei)
Bezug (was)
Elefanten
Indisches Panzernashorn
Hetzjagd
Jagd auf Rüsseltiere
Rüsseltiere: Elefant
Huftiere: Rhinozeros

Ereignis
Entstehung
(wann)
ca. 1560 - ca. 1618 (Lebensdaten des Stechers )
Ereignis
Herstellung
(wer)
Ereignis
Veröffentlichung

Förderung
Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Letzte Aktualisierung
24.04.2025, 12:58 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Grafik

Entstanden

  • ca. 1560 - ca. 1618 (Lebensdaten des Stechers )

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