Bestand

Nachlass Rheingraf Johann Friedrich (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Der Nachlass des Rheingrafen Johann Friedrich (1743-1819) dürfte über seine Schwester, die nach Wertheim geheiratet hatte, ins Freudenbergische Archiv gekommen sein. Der Bestand umfasst Unterlagen aus der Verwaltung der rheingräflichen Besitzungen im heutigen Rheinland-Pfalz aus der Zeit vor 1803 und des ehemals münsterischen Amtes Horstmar, das die Rheingrafen 1803 als Entschädigung für linksrheinische Verluste erhielten. Dazu kommen umfangreiche Korrespondenzen und Unterlagen aus Johann Friedrichs militärischen Tätigkeiten in Diensten der Vereinigten Niederlande.

Vorbemerkung: Die Keimzelle des vorliegenden Bestandes wurde im Jahr 1909 vom fürstlichen Archivar Wecken gebildet. Er vermutete, dass es sich um Akten aus dem Nachlass von Brüdern der Rheingräfin Franziska Juliane Charlotte (1744-1820), verheiratete Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, handelte, und bildete im Freudenbergischen Archiv einen Bestand Rep 206 mit nur zwei Nummern unter der Bezeichnung "Rheingräfliche Akten". Da Weckens Vermutung zutreffen dürfte, wurde im Jahr 2000 neu aufgefundenes Schriftgut rheingräflicher Provenienz diesem Bestand zugeordnet. Es handelt sich dabei wohl ausschließlich um den Nachlass des Rheingrafen Johann Friedrich (1743-1819), in dem sich auch einige Schreiben an seinen Bruder Wilhelm Christian (1741-1810) befinden. Dies dürfte sich durch den Umstand erklären, dass beide Brüder im 18. Jahrhundert im Regiment Sachsen-Gotha in holländischen Diensten standen und auf diesem Wege auch Schriftgut des Bruders aus dieser Zeit in den Besitz Johann Friedrichs gelangte. Johann Friedrich leitete als Colonel Commandante die salmische Kompagnie des Regiments Sachsen-Coburg in Diensten der Vereinigten Niederlande. Daneben betrieb er für einige Jahre in großem Stil Rekrutenwerbung für die niederländischen Armeen. Aus diesen beiden Tätigkeitsfeldern setzt sich das in Punkt 3 der Klassifikation versammelte Schriftgut zusammen. Die verschiedenen Linien der Wild- und Rheingrafen waren vor 1803 überwiegend im Linksrheinischen begütert (Nachweise bei Fabricius, Erläuterungen S. 646-679). Die Besitzungen der hier interessierenden Linie Salm-Grumbach liegen heute in den rheinland-pfälzischen Kreisen Bernkastel-Wittlich (Autokennzeichen WIT, ehemaliges Amt Dhronecken), Kusel (KUS, ehemaliges Amt Grumbach), Bad Kreuznach (KH), Donnersberg (KIB, ehemaliges Amt Rheingrafenstein) und Birkenfeld (BIR, ehemaliges Amt Wildenburg) sowie bei Sarreguemines (Département Moselle) in Frankreich (ehemalige Herrschaft Diemeringen). Nach dem Verlust dieser Güter an Frankreich wurde Salm-Grumbach 1803 mit einem Teil des fürstbischöflich münsterischen Amtes Horstmar (Kreis Steinfurt) entschädigt und Rheingraf Johann Friedrich nahm in Coesfeld/Westfalen Wohnsitz, wo auch die Regierung eingerichtet wurde. 1806 kamen diese Besitzungen zum Großherzogtum Berg. Der Besitzgeschichte entsprechend finden sich rheingräfliche Unterlagen heute im Landeshauptarchiv Koblenz (Best. 32, Akten bis 1819), im Staatsarchiv Münster (Bestand B 12) sowie im Salm-Salm'schen Archiv, Wasserburg Anholt, 46419 Isselburg. Um den Erschließungsaufwand in angemessenem Rahmen zu halten, wurden neben Sachakten auch chronologisch geordnete Korrespondentenakten formiert. Solche fanden sich z. T. auch bereits im Schriftgut vor. Diese Korrespondentenakten enthalten Material zu Haus- wie Verwaltungssachen und den militärischen Tätigkeiten des Rheingrafen. In den umfänglichen Korrespondenzen mit Familienmitgliedern findet sich nicht nur aufschlußreiches Material zur Geschichte des Adels vor und nach der Mediatisierung, sondern in den aus Kreuzwertheim kommenden Schreiben der Schwester Johann Friedrichs, ihres Vaters Graf Friedrich Karl sowie des Neffen Philipp von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg dürfte sich auch Interessantes zur Geschichte Wertheims und seiner Grafen verbergen. Der Bestand enthält Schriftgut in deutscher, französischer, niederländischer sowie vereinzelt italienischer Sprache. Er umfaßt etwa 1,5 m Schriftgut in 83 Nummern. Rheingraf Johann Friedrich wurde in der Wertheimer Stiftskirche bestattet (Erich Langguth, Aus Wertheims Geschichte, S. 514). Bronnbach, im Januar 2001 Dr. Robert Meier

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 206
Umfang
1,5 lfd. m in 83 Einheiten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Hausarchiv

Bestandslaufzeit
1761-1819

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
25.03.2024, 13:33 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1761-1819

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